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Die menschlichen Abgründe

Die Theater-AG des Städtischen Gymnasiums hat das Stück "Biedermann und die Brandstifter" aufgeführt. Es war eine gute Wahl, die Bertram Hensle mit seiner Truppe getroffen hat. .  

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Eine Szene aus dem  Stück  „Bied...Vorstellung ist an diesem Donnerstag.   | Foto: Bertold Obergföll
Eine Szene aus dem Stück „Biedermann und die Brandstifter“, das die Theater-AG des Städtischen Gymnasiums aufgeführt hat. Eine weitere Vorstellung ist an diesem Donnerstag. Foto: Bertold Obergföll
Das 1958 von Max Frisch uraufgeführte Stück scheint in seiner Thematik hochaktuell, auch wenn es vom Autor selbst als "Lehrstück ohne Lehre" bezeichnet wurde. Die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Mensa der Schule jedenfalls haben es am Dienstag so verstanden. Eine von den Akteuren am Ende der Aufführung präsentierte Banderole mit der Aufschrift "Nie wieder ist jetzt" machte das deutlich.

Gottlieb Biedermann, ein durch die Erfindung seines Angestellten wohlhabend gewordener Haarwasserfabrikant, gibt sich am Stammtisch und in der Familie als starker Patriot, der Kriminelle und unliebsame Personen wegsperren und abschieben lassen würde, die in der Stadt als Brandstifter unterwegs sind. Er misstraut den Zeitungsberichten, die vor ihnen warnen und tappt doch zugleich in die Lügenfalle der Gauner. Sie katapultieren sich mit Schmeicheleien in das Haus von Biedermann, der meint, mit Gastfreundschaft der Gefahr, mit Benzin in die Luft gejagt zu werden, entgehen zu können.

Die Witwe seines Angestellten (Emma Schell) verweist er brüsk an seinen Anwalt, obwohl er sich selbst im gleichen Atemzug als Menschenfreund lobt. Das Ende des Stücks ist bekannt: Die Stadt und auch das Haus von Gottlieb Biedermann stehen in Flammen. Die Strategie der Gauner, sich als Obdachlose auszugeben, geht auf: "Humor ist die drittbeste Tarnung, Sentimentalität die zweite, Wahrheit die beste."

Die Aufführung der Schülerinnen und Schüler der Theater-AG unter der Leitung von Bertram Hensle geht unter die Haut. Es knallt im Off, Stühle fliegen vor dem ganz großen Knall, Sirenen heulen, Glocken schlagen zur Nacht und der Chor der Florianskapelle mischt sicher mit, mahnt so vergeblich wie auch eindrücklich. "Wir hatten keine Ahnung!" rechtfertigt sich Gottlieb Biedermann (Janis Beuth) schon zu Anfang und fragt: "Was hätten Sie denn gemacht?" Rotzfrech und zynisch treten Eisenring (Anne Maurer) und Schmitz (Madlen Langlitz) auf, Biedermanns Tochter Sibylle (Meike Wintermeier) spielt pubertierend auf dem Handy bis zum bitteren Ende mit. Eine starke Leistung von allen, auch von Babette (Melissa Forental), wie sie die Biedermanns in ihrem ohnmächtigen Zorn, in Selbstbetrug und hilfloser, selbst verschuldeter Selbsttäuschung erzittern lassen und spielen. Musik von AC/DC, der Bloodhound-Gang und Johnny Cashs "Ring of Fire" verstärken den Effekt auf das Publikum.

Allen Akteuren gehört für ihre "diebische Freude, diese menschlichen Abgründe zu spielen", wie Bertram Hensle am Rande sagte, höchste Anerkennung. Neben den Genannten waren noch mit dabei: die Hausangestellte Anna (Mia Kiefer), der arglose Dr. phil ( Neele Moritz), Chorleiter (Aaron Patzer), Polizist (Lukas Bürkle) und die Feuerwehrkapelle (Maxime Himmelsbach, Leo Mösch, Julius Geppert). Thomas Günther lobte für die Schulleitung die Akteure für ihr Engagement.

Eine weitere Aufführung gibt es an diesem Donnerstag, 14. November, 19.30 Uhr, in der Mensa.

Ressort: Ettenheim

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 14. November 2024: PDF-Version herunterladen

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