Rettungseinsätze

Die Hitze macht den Läufern beim Freiburg-Marathon zu schaffen

Beim 15. Freiburg-Marathon waren unzählige Menschen auf und an der Strecke. Den Läufern machte die Hitze zu schaffen: Viele mussten medizinisch betreut werden. Ein Läufer musste gar reanimiert werden und befindet sich in kritischem Zustand.  

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Wasser war für die Läufer während des 15. Freiburg-Marathon essentiell. Foto: Janos Ruf
Mehr als 10.000 Sportler aus 80 Nationen waren beim Freiburg-Marathon gemeldet, rund 9300 kamen am Sonntag ins Ziel. Die Temperaturen waren extrem, was zur Folge hatte, dass viele Läufer im Zielbereich und auf der Strecke medizinisch betreut werden mussten. Ein 23-Jähriger wurde in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert.

Wetter und Gesundheit
Die Anzeige einer Apotheke in der Innenstadt zeigt am Sonntagmittag zwischendurch 34 Grad Celsius an. 23 Grad sind es aber schlussendlich – schön für die Zuschauer, die kurze Hose, Rock oder Top tragen, mühsam allerdings für die Läufer; es ist eine Hitze, die viele überfordert.

Im Zielbereich auf der Messe stehen vier Zelte. Das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser und die Johanniter versorgen im "Medical Center" Sportler, die ihre Läufe absolviert oder abgebrochen haben. In einem liegt ein Athlet am Boden, das Gesicht bleich, über ihm hängt ein Infusionsbeutel. Einige Läufer, sagt Matthias Reinbold vom DRK-Kreisverband Freiburg, kommen mit Blasen an den Füßen an. Der Großteil aber hat Probleme mit dem Kreislauf.

Reinbold hat damit gerechnet, als er die Wettervorhersage hörte. Gerade nach dem Winter solch eine Hitze, damit muss ein Läufer erst einmal fertig werden. "Manche", sagt Reinbold, "haben sich auf der Strecke auch überschätzt."

200 Einsatzkräfte sind unter Leitung des DRK im Zielbereich und verteilt an der Strecke im Einsatz. Sie behandeln über den Tag 151 Sportler, die schlimme Blasen an den Füßen haben oder zusammengeklappt sind. 15 Läufer müssen ins Krankenhaus. Die Rettungsdienste teilen am Abend noch mit, dass ein 23-jähriger Mann sogar reanimiert werden musste und sich in der Klinik in kritischem Zustand befinde.

Vorbereitung und Startschuss
Am Morgen, eine Stunde vor dem Start, ist es noch etwas kühler. Auf dem Messegelände bereiten sich die Sportler vor. Manche grübeln, ob sie mit Longsleeve und langer Hose laufen sollen. Eine Frau hat sich einen Schal umgelegt. Eine Studentin zieht sich eine Mütze an, lässt diese auch während des Laufs auf.

Für die meisten ist allerdings klar: kurze Hose, T-Shirt oder Top. "Es wird noch warm genug", sagt Bernd Prieb. Der 48-Jährige aus Kehl hat Erfahrung. Jeden Freiburg Marathon hat er bisher mitgemacht, in seinem Leben ist er 75 Marathons gelaufen, wie er sagt. Wichtig sei, sein Lauftempo einzuschätzen und genügend zu trinken. Und Sonnencreme. "Da schwitzt man zwar mehr – aber besser als ein Sonnenbrand."

Auf dem Messegelände herrscht, eine halbe Stunde vor dem Startschuss, eine angespannte Stimmung, ein Mix aus Vorfreude und Nervosität. Manche sind cool, manche versuchen es zu sein. Sie setzen ein Lächeln auf für ein Foto, anschließend flechten sie hastig am Zopf weiter, fummeln wiederholt an den Schuhbändeln rum, damit sie ja nicht aufgehen.

Ellen Becker und Maximilian Meyer geben sich gelassen. Das Paar aus Trier ist extra für den Marathon angereist, zum ersten Mal überhaupt laufen sie einen Halbmarathon. Am Abend zuvor ging es früh ins Bett, erzählen sie. Um 22 Uhr. Gut schlafen, morgens Marmelade- respektive Käsebrot, dazu Tee und Saft – so sieht ihre Vorbereitung aus. "Wir sind um 7 Uhr aufgestanden", sagt die 24-Jährige. "Bisschen den Kreislauf in Schwung bringen." Wenig später geht es los.

Wasser und Bananen
Während die Läufer an der Messe um 11 Uhr auf die Strecke gehen, werden anderswo bereits Pappbecher mit Wasser gefüllt. Insgesamt sind 600 ehrenamtliche Helfer aus 30 Freiburger Vereinen im Einsatz – einer davon ist der Eisenbahner-Sportverein mit 80 Mitgliedern, unter ihnen Dorothea Schultz und Christa Langenbach. Sie stehen in der Richard-Wagner-Straße im Stadtteil Zähringen, bei Kilometer fünf – an der ersten von drei Verpflegungsstellen. 20.000 Becher für Wasser haben sie vom Veranstalter, dem Stadtmarketing FWTM, bekommen, 12.000 für Isogetränke, dazu 19 Kisten mit Bananen.

Horst Brändle, 77, beim Marathon stets mit schwarzem Filzhut auf dem Kopf, koordiniert die Truppe, zur Not mit seiner roten Trillerpfeife. Noch ist es ruhig, er hat Zeit, sich Sorgen zu machen: Die Versorgungsstelle mit sechs Tischen steht dieses Jahr nur auf der linken Seite, früher war sie auf beiden Seiten. Außerdem habe er nur einen Schlauch zur Verfügung, um die Behälter aufzufüllen. "Das geht schief", sagt er – und soll Recht behalten.

Nach 20 Minuten kommt der erste Schwung. Die Helfer schreien "Wassaaa" und "Isooo". Die Läufer reißen ihnen die Becher aus der Hand, trinken, schütten sich den Inhalt über den Kopf, manche hecheln ein "Danke". Eine Helferin hat sich vorsorglich eine Regenjacke angezogen, eine andere sieht es schon kommen, dass ihr demnächst ein Finger fehlt.

Bald schon herrscht Wassermangel. Vor allem an Tisch eins, auf den sich die Läufer als erstes stürzen. "Hab ich es doch gewusst", sagt Brändle. "Wenn das hier nächstes Jahr wieder so schlecht organisiert ist, mach ich das nicht mehr mit." Dann pustet er in seine rote Trillerpfeife – es kommt der nächste Schwung an Läufern. Und die brauchen wieder Bananen und "Iso" und Wasser.

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