Menschen von Nebenan
Die Haslacher Grundschulrektorin Christa Kleemann war mal Inhaberin einer Marionettenbühne
Die Schule füllt nur eines ihrer vielen Leben. Dass es ausgerechnet die nach dem Schweizer Reformpädagogen benannte Haslacher Pestalozzi-Grundschule wurde, die Christa Kleemann seit vier Monaten als Nachfolgerin von Norbert Kühn leitet, scheint eine glückliche Fügung. Die Reformpädagogik in die Schule zu integrieren, betrachtet sie als ihr „Hobby“. Und das schon, seit sie 1979 erstmals in Schwäbisch-Hall zu unterrichten begann.
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Daneben hat sie sich zur Waldorflehrerin ausbilden lassen und als Teil eines Teams geholfen, die Freiburger Michaelschule aufzubauen. Das war der Anlass für die in Bad Urach Geborene (wann, will sie nicht verraten), aus dem Schwäbischen ins Südbadische zu wechseln.
Wenn man sie nach Jahreszahlen fragt, rekapituliert sie die Geburtsdaten ihrer heute erwachsenen fünf Kinder. Sie scheinen das Koordinatensystem zu sein, an dem sie sich orientiert. Leicht erscheint das nicht. Immer wieder Neues wird wie beiläufig an die Oberfläche gespült: ein Kurs in alternativer Pädagogik für ukrainische Pädagogen in Donezk Anfang der 1990er Jahre; seit mehr als einem Jahr Vorsitzende des Frauenrings Breisgau, wo ihr die Arbeit mit Flüchtlingsfrauen ans Herz gewachsen ist; Autorin eines Buches über "Hellsichtigkeit, Visionen und die Entdeckung eigener Heilkräfte"; schließlich die "Leidenschaft für die Kunst", mit Ausstellungen ihrer Bilder und Glasobjekte. "Kreativ sein" ist für Christa Kleemann "die Luft zum Atmen". Und die Ideen gehen ihr nach eigener Aussage nicht aus, ohne dass sie die Bodenhaftung verliert. Reihen penibel beschrifteter Ordner künden von ihrer Fähigkeit, "effektiv und gut organisiert" zu arbeiten.
Die Frau mit den langen blonden Haaren passt in keine Schublade. Aber: "Da will ich ja auch gar nicht rein". Das Leben erscheint ihr so kurz, dass "man viel reinpacken muss, um seine ganze Vielfalt zu leben". Für die inzwischen vierfache Großmutter scheint die Schule ein passendes Betätigungsfeld zu sein, wo sie ihre vielen Talente einbringen kann.
Nicht dass sie die Beamtenlaufbahn gezielt angesteuert hätte. Es hat sich so ergeben: Nach einer Krankheitsvertretung an der Freiburger Hebelschule ist sie dort hängengeblieben und hat in flexiblen Einsätzen "Feuerwehr gespielt". Von der ersten bis zur zehnten Klasse hat sie alle unterrichtet und ein Gespür dafür entwickelt, was es schon in der Grundschule braucht, damit aus Kindern selbstbewusste Menschen werden.
Gerade hat sie eine Vollversammlung mit den 260 Schülerinnen und Schülern (davon 115 mit Migrationshintergrund) an ihrer neuen Wirkungsstätte hinter sich: Wie hat sie sich gefreut über deren Lust, sich öffentlich zu Wort zu melden. Erfahrungen als Schulleiterin hat sie zuvor schon neun Jahre lang an der Grundschule in Wasenweiler sammeln können, bis sie sich dort quasi "selbst wegrationalisiert" hat. Weil es immer weniger Schüler gab, suchte sie nach einem Weg, ihr "kleines Paradies" zu erhalten – als Außenstelle der Ihringer Gemeinschaftsschule, für die es keinen eigenen Schulleiter mehr brauchte.
An der Pestalozzi-Grundschule kann sowas nicht passieren. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt sie. Eine Vorbereitungsklasse wird gerade in der Bibliothek einquartiert. Zwei Klassen sind im benachbarten Realschultrakt untergebracht. Und die Schule wird weiter wachsen. Bald wird es in jeder Jahrgangsstufe vier Parallelklassen geben. Mit der Sprachheilschule wird gerade an einem "eng verzahnten Sprachförderkonzept" für Inklusionsklassen gearbeitet. Alle Hoffnungen ruhen auf einem geplanten Erweiterungsbau, der bis 2018 fertig sein soll. Von einer Verbundschule mit der Realschule und nur einer Schulleitung – wie es einmal angedacht war – ist keine Rede mehr.
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