Bundestag
Die Hacker sicherten sich auch Administratorenrechte
Aus dem Bundestag dürften viele Daten abgegriffen worden sein / Die Hacker sicherten sich auch Administratorenrechte.
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Ob der eingeschleuste Trojaner nach wie vor aktiv ist, darüber gehen die Spekulationen auseinander. Wie das getarnte Schadprogramm sich verbreitet oder in welchen Servern und Rechnern es überall schläft, um irgendwann wieder aktiv zu werden, sei unklar, ist in den Fraktionen zu hören.
Der Bundestag hat eine eigene Abteilung, die sich um die IT-Infrastruktur kümmert. Dieses Referat wird vom BSI beraten. Nachdem das Ausmaß des Angriffs deutlich wurde, hat der Bundestag eine private Spezialfirma hinzugezogen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat diese Firma in den vergangenen Tagen keine verdächtigen Datenströme mehr entdecken können. Von anderer Seite hieß es, die in den vergangenen Wochen ergriffenen Maßnahmen seien nicht wirkungslos geblieben. Die Attacke sei "deutlich eingedämmt" worden.
Nicht nur gegenüber Medienanfragen gibt sich die Pressestelle des Parlaments ziemlich zugeknöpft. Offizielle Angaben zum Ausmaß der Cybergefahr gibt es nicht. Dem Vernehmen nach gelang es den Hackern, das Netz von außen über Fraktionsrechner mit dem Trojaner zu infiltrieren. Der Digital-Experte der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek, sagte Zeit Online, laut BSI seien 15 Bundestagsrechner angegriffen worden.
Die Angreifer leiteten Daten um und erbeuteten Passwörter und Administratorenberechtigungen. Das soll das BSI in einem Bericht an den Bundestag bestätigt haben. Betroffen ist demnach das "Parlakom"-System des Parlaments, über das unter anderem Abgeordnete und deren Büros sowie die Bundestagsverwaltung kommunizieren.
Den Angreifern ist es offenbar gelungen, in den innersten Kern der IT-Infrastruktur des Bundestages vorzudringen. Dabei konnten sie auch den sogenannten Verzeichnisdienst ("Directory Service") kontrollieren, in dem die Befugnisse der Anwender und Administratoren festgelegt werden. Damit sind die Auswirkungen sehr weitreichend.
Schaden gibt es noch nicht
"Es gibt bei vielen Kollegen eine große Verunsicherung darüber, ob und wenn ja welche Informationen abgeflossen sind und welche Kommunikation oder Daten ausgespäht worden sein könnten", sagte der SPD-Netzpolitiker Lars Klingbeil. Wenn es stimme, dass die Hacker sogar Administratorenrechte hatten, sei dies ein Totalschaden. "Ich erwarte von der Bundestagsverwaltung, dass sie die Abgeordneten über die Gefährdung informiert und auch Empfehlungen gibt, wie wir angesichts des Angriffs unsere Kommunikation schützen können", betonte Klingbeil. Er sprach sich dafür aus, die Kommunikationsinfrastruktur des Bundestags komplett auf den Prüfstand zu stellen. "Es muss dabei auch über den Aufbau eines neuen, eigenständigen Netzes mit hohen Sicherheitshürden nachgedacht werden", forderte er.
Bisher standen politische Adressen in Deutschland nicht im Zentrum von Hackerangriffen. Deren Ziel waren eher Hightech- und Rüstungsfirmen oder Forschungsinstitute. Ausgerechnet an diesem Freitag verabschiedet der Bundestag ein Gesetz zur Verbesserung der IT-Sicherheit in Deutschland. Der Cyber-Sicherheitsrat Deutschland, ein eingetragener Verein, kritisiert das Gesetz. "Der jüngste Angriff auf den Bundestag zeigt, dass das IT-Sicherheitsgesetz gravierende Architekturfehler hat." Der Grund: Sicherheitskritische Infrastrukturen der öffentlichen Hand seien von dem Gesetz nicht erfasst.
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