China
Die dunkle Seite der Spielzeug-Macht
Vor Weihnachten produzieren Chinas Fabriken unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen gewaltige Mengen an Spielwaren.
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PEKING. Wer in dieser Vorweihnachtszeit seine frisch erworbene C-3PO-Figur, sein Lichtschwert, seinen Millennium-Falken oder anderes "Star Wars"-Spielzeug umdreht, der findet fast immer den gleichen Aufdruck: "Made in China". Die Schwemme von blinkenden und piepsenden Spielwaren ist dabei so groß, dass sie deutliche Spuren in der Handelsstatistik hinterlässt.
Die niedrigen Kosten geben dabei den Ausschlag für Hersteller wie Hasbro, Mattel, Disney, Jakks Pacific, Battat und vielen anderen, in Fernost zu produzieren. Die Kosten bestimmen ganz entscheidend die Nachfrage, sagt Mario Moreno, Handelsexperte beim Forschungshaus IHS: Billig sei Trumpf. Moreno schätzt, dass "Frozen" und "Star Wars" den Frachtverkehr von China in Richtung USA in diesem Jahr um elf Prozent hochgetrieben haben. Die Reeder freut dabei besonders, dass die Fanartikel für "Star Wars" oft vergleichsweise groß und üppig verpackt sind – damit nehmen sie besonders viel Platz im Container ein.
Während die hohe Spielzeugnachfrage der chinesischen Volkswirtschaft grundsätzlich nützt, ärgern sich Arbeitsschützer über die miesen Bedingungen, unter denen die Waren hergestellt werden. Der gewaltige Unterschied zwischen dem Endverkaufspreis und den Herstellungskosten zeigt, dass noch Luft wäre, den fleißigen Arbeitern in Fernost etwas mehr zu bieten. Doch offenbar fließt alles in den Gewinn.
Während "Elsas Musik-Zauberstab" zum Film "Frozen", ein Stück grünliches Plastik mit einem Ton-Chip, in Deutschland stolze 21 Euro kostet, bietet seine Herstellerfirma nur erschreckend niedrige Löhne. Bei der Firma Zhenyang Toys in der Industriestadt Dongguan liegt der Monatslohn bei 240 Euro. Wer am Band eine Minute hinterherhinkt, dem wird gleich ein halber Tageslohn zur Strafe abgezogen. Das ist eines der Ergebnisse von Nachforschungen der Organisation China Labour Watch, die versteckte Ermittler als junge Arbeitssuchende in die Unternehmen geschickt hat.
Die gesamte Einweisung für neue Mitarbeiter in den Betrieb dauert demnach gerade einmal 20 Minuten, von denen etwa fünf Minuten dem Thema Arbeitssicherheit gewidmet sind. Chinas Gesetze sehen dagegen mindestens 24 Stunden Schulung vor. Dementsprechend lax ist der Umgang mit Gefahrstoffen. Lösungsmittel und Farben hantieren die Arbeiter über viele Stunden hinweg ohne ausreichende Belüftung. Sie tragen weder Atemmasken noch Helme. Die engen Treppenhäuser hinter den Notausgängen dienen dem Bericht zufolge meist als Abstellräume. Auch leite das Unternehmen seine Industrieabwässer ungeklärt in einen Fluss.
Die Hälfte der Mitarbeiter bei dem Disney-Zulieferer Dongguan Zhenyang ist nicht festangestellt, sondern arbeitet als Tagelöhner. Arbeitsverträge sind blanko zu unterschreiben. Die Personalabteilung füllt entscheidende Absätze einfach hinterher aus. Die Firma bietet ihren Niedriglöhnern Schlafsäle an, pfercht hier aber je 16 Mitarbeiter zusammen, mit 24 Toiletten für je 320 Leute, ohne Duschen und Heißwasser. Von der Existenz einer Gewerkschaft haben die meisten Mitarbeiter noch nie etwas gehört.
Der Report stellt keinen direkten Zusammenhang zwischen der Herstellung von Fanartikeln zu "Star Wars" und den Arbeitsbedingungen her – es geht um die allgemeinen Verhältnisse in Chinas Spielwarenindustrie. In vier weiteren Fabriken, die in dem Bericht von China Labour Watch erwähnt sind, häufen sich jedoch ebenfalls die Regelverstöße, um Kosten zu drücken. Hier zeigt sich die dunkle Seite der globalen Spielzeug-Macht. Das Zubehör zu den Märchenwelten komme aus Orten, an denen albtraumhafte Zustände herrschen, kritisiert die Organisation.
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