Handball
Die Berliner Füchse wollen im Handball ein Weltclub werden
Die Füchse Berlin stehen erstmals seit 2012 im Viertelfinale der Königsklasse. Ein Fulltime-Job und "echte Handarbeit" sollen den Handballern endgültig Weltclub-Status verleihen.
Jordan Raza und David Langenbein (dpa)
Di, 22. Apr 2025, 20:00 Uhr
Handball 1. Bundesliga
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In der Hauptstadt riecht es nicht nur nach Currywurst und Kiezkultur. Rund um die Max-Schmeling-Halle liegen mittlerweile auch Handball-Titel und internationaler Glanz in der Luft. Die Füchse Berlin mausern sich langsam, aber stetig vom ambitionierten Herausforderer zum Weltclub. Nun will der Bundesliga-Tabellenführer die Entwicklung mit dem größten Erfolg seiner Historie im Eiltempo vorantreiben: dem Titel in der Champions League.
Noch ist das Finale am 15. Juni im Handball-Mekka von Köln weit weg. Zunächst steht für die Berliner am Donnerstag (20.45 Uhr/Dyn) ihr erstes Champions-League-Viertelfinale seit 2012 an. Füchse-Boss Bob Hanning ist sich schon vor dem Hinspiel gegen den dänischen Meister Aalborg Handbold sicher: "Wir gewinnen die Champions League. Da glaube ich wirklich fest dran."
Gidsel: Kriegen nicht den Respekt, den wir kriegen müssten
Ein realistisches Ziel oder absoluter Irrsinn? Ein Geheimtipp in Europa sind die Hauptstädter seit ihren Titeln im EHF-Pokal 2015 und 2018 sowie dem Erfolg in der European League 2023 jedenfalls nicht mehr. "Wir sind ein Weltverein", befand Welthandballer Mathias Gidsel schon jetzt. "Vielleicht kriegen wir nicht den Respekt, den wir kriegen müssten. Die Champions League ist eine Riesenchance für den Verein, für uns Spieler und für die Hauptstadt Berlin".
Über das Halbfinale kamen die Füchse in der Königsklasse bislang nie hinaus. Anders als der zweimalige Champion SC Magdeburg, der als zweiter deutscher Vertreter um das Halbfinale kämpft und schon an diesem Mittwoch gegen Veszprem KC ran muss.
Nachhaltige Ideen
Was die Verantwortlichen in Berlin besonders stolz macht: Alle im Verein haben sich vor Jahren einer nachhaltigen Idee verschrieben. Nachwuchsarbeit fördern und mit eigenen Talenten Siege feiern. Die Entwicklung von Nils Lichtlein und Tim Freihöfer von Jungfüchsen zu Nationalspielern spricht für den Erfolg dieser Vision. Man sei die einzige Mannschaft, die den Sprung in die Weltspitze mit eigenen Leuten geschafft habe, mutmaßte Hanning. Der 57-Jährige spricht von "echter Handarbeit", wenn er über sein Baby, die Füchse Berlin, spricht. "Ich bin nicht konzerngesteuert und ich habe auch keinen Mäzen an meiner Seite. Sondern ich mache das seit 20 Jahren mit diesen Händen, von Montagmorgen 7 Uhr bis Sonntagabend 23 Uhr". Lieber die European League mit eigenen Talenten gewinnen als die Champions League mit fremden Spielern, lautete jahrelang das Credo der Berliner.
Der Traum vom Titel in der Champions League und der Bundesliga lässt die alten Prinzipien jedoch ein wenig verblassen. Ausländische Spieler wie die dänischen Weltmeister Gidsel und Lasse Andersson sollen helfen. Sie müssen sogar, denn nur mit Eigengewächsen lassen sich keine Titel holen. "Wir haben versucht, beides zu vereinen, weil der größte Traum wäre, die Champions League zu gewinnen mit beiden", sagte Hanning.
Gidsels Vertrag unterstreicht Titel-Mission
Mit der Vertragsverlängerung von Gidsel bis 2028 hatten die Berliner zuletzt ihre titelreiche Vision bekräftigt. Der Olympiasieger hätte wohl zu jedem Club auf diesem Planeten wechseln können, entschied sich aber für die Füchse. Der Deal: Gidsel bleibt und die Berliner tun alles dafür, dass der aktuell beste Spieler der Welt fleißig Titel sammeln kann.
Wechseln also bald weitere Stars an die Spree? "Es ist natürlich auch eine Herausforderung für uns, noch mal an den Kader heranzugehen und etwas zu tun, um ihm auch die Möglichkeiten zu geben, den ganz großen Traum einer Meisterschaft in Berlin zu verwirklichen", sagte Hanning und stellte klar: "Wir könnten uns auch einen zweiten Gidsel leisten, wenn wir das Geld nicht in den Nachwuchs stecken würden. Aber das mache ich nicht".
Gidsel jedenfalls vertraut dem Projekt uns sagte kürzlich: "Wenn mit mir der erste Domino gefallen ist, kommen vielleicht noch andere Spieler, die hier sein wollen".