Bitte lächeln!
Der Smiley auf dem Computer wird 30 Jahre alt
Doppelpunkt links, Klammer rechts, mittig noch ein Strich – :-) – und fertig ist das Grinsegesicht. Vor 30 Jahren erblickte der liegende Smiley das Licht der damals noch winzigen Online-Welt. Es folgte eine bemerkenswerte Karriere.
dpa
Mi, 19. Sep 2012, 0:41 Uhr
Panorama
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Als Geburtshelfer des Seitwärts-Smileys gilt Professor Scott E. Fahlman. Der Forscher grübelte in einem internen Onlineforum der Carnegie-Mellon-University aus Pittsburgh am 19. September 1982, wie man Humor im Netz markieren könnte – dort, wo beim rein Schriftlichen nun einmal Mimik, Gestik, Betonung und Stimmlage fehlen. Denn immer wieder kam es dazu, dass die Verfasser von Beiträgen in einem Online-Forum Humor, Ironie oder Sarkasmus einfach nicht erkannten, was die Diskussionen häufig erschwerte.
Also postete Fahlman die wegweisende Idee: "Ich schlage folgende Zeichen-Sequenz für Spaßmacher vor: ":-)". Lest es seitwärts." Und einen kleinen Seitenhieb auf den Diskussionsverlauf erlaubte er sich auch noch: "Eigentlich wäre es angesichts des aktuellen Trends hier vielleicht zielführender, Dinge zu markieren, die keine Witze sind." Dafür schlug er dann :-( als Markierung vor. 30 Jahre ist das her.
Inzwischen sind die Smileys viel mehr als Helfer, die Humor in einem Text kennzeichnen. Längst gibt es auch Rosen @}--->--- oder B-) Sonnenbrillenträger. Weil Emotionen transportiert werden, sprechen Sprachwissenschaftler auch von sogenannten Emoticons – was sich zusammensetzt aus Emotion und dem Wort Icon (englisch für Symbol).
Für den Sprachwissenschaftler Professor Peter Schlobinski von der Leibniz-Universität Hannover sind derartige Kniffe im Text durchaus clever und bestimmt kein Zeichen für Verfall und Niedergang der Schriftsprache. Beim Austausch von knappem Text per Internet oder SMS sei es von Vorteil oder gar nötig, nonverbale Merkmale gesondert darzustellen, da der Gesprächspartner nun einmal nicht zu sehen ist.
Daher hat der Seitwärts-Smiley längst auch Verwandtschaft wie etwa "lol" (laughing out loud, lauthals lachen) oder ko15mispä (komme 15 Minuten später). "Sprachökonomie", nennt Schlobinski das in seinem Buch "Von hdl bis dubidodo – (K)ein Wörterbuch zur SMS", wobei diese Abkürzungen für "hab’ dich lieb" und "du bist doch doof" stehen. So seien die kurzen Texte keineswegs unverständlich oder gar schlecht. Vielmehr spiegelten sie Funktionalität wider, einen SMS-Stil, wie es Schlobinski nennt. Das ursprüngliche Limit von 160 Zeichen bei Handy-Kurznachrichten habe diesen Trend mit befeuert.
Längst greift diese Entwicklung um die ganze Welt. In China haben sich sowohl die westlichen als auch japanische Emoticons verbreitet. Kulturell gibt es aber Unterschiede zu den westlichen Symbolen. Auch haben Chinesen wie Japaner durch ihre Zeichensprache einen viel engeren Bezug zu bildlichen Darstellungen in der Schrift. Hier lächelt es (^.^) japanisch, dieser Chinese dagegen ist ~_~ böse.
"Im Vergleich zum Westen gibt es Unterschiede bei der Benutzung von Symbolen", sagt Tao Lifan, Direktor des Zentrums für Volkskulturstudien an der Minzu Universität in Peking. "In der chinesischen Schrift werden sehr viele Zeichen benutzt, um Gefühle auszudrücken, weil sie sich von Bildern und nur teilweise von der Aussprache entwickelt haben. Westliche Wörter haben diese Funktion nicht."
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