New York
Der linke Aktivist Michael Moore startet eine Satire-Show am Broadway
Mit einer Show am Broadway steigt nun auch der linke Aktivist Michael Moore in die Boombranche der Präsidenten-Satire ein.
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Drei Monate lang wird Moore nun acht Mal die Woche im Belasco-Theater vor bis zu 1000 Zuschauern sein Stück aufführen: im Wesentlichen eine Ein-Mann-Show, mit Überraschungsgästen und teils Bezügen zum aktuellen Geschehen. Moore, der gerne ostentativ nachlässig gekleidet im Kapuzenpulli und mit Baseballkappe auftritt, will nach eigenem Bekunden unterhalten und zugleich wütend machen. Seine Show sei "ein weit entwickeltes Unterhaltungsstück für Leute, die gerne denken", sagt er. Oder anders: ein "humoriges Stück über ein Land, das gerade einen Verrückten gewählt hat".
Moore ist damit der vorläufig Letzte, der ins boomende Business der Präsidenten-Satire einsteigt. In den sechs Monaten seit Trumps Amtsantritt haben vor allem die Fernsehshows immens an Aufmerksamkeit und Einschaltquoten gewonnen. Die Imitation der Schauspielerin Melissa McCarthy von Trumps unglücklich agierendem Pressesprecher Sean Spicer in der NBC-Sendung "Saturday Night Live" hat über das Internet weltweit Zuschauer und Kultstatus erreicht – und nach Meinung mancher Fans dazu beigetragen, dass Spicer schließlich das Handtuch warf.
Und auch Stephen Colbert, der scharfzüngige Gastgeber der "Late Show" von CBS begeistert mit seiner in Sarkasmus gegossenen Fassungslosigkeit über den Amtsinhaber im Weißen Haus ein Millionenpublikum. Gemeinsam ist den meisten Late-Night-Talkern und Komikern, dass sie Position beziehen: Politische Satire ist in Amerika heute Anti-Trump-Satire. Am deutlichsten hat das Dean Obeidallah, Moderator der Radiosendung "The Dean Obeidallah Show", gesagt: "Im Zeitalter des Donald Trump sind es nicht die Demokraten, die an der Spitze der Opposition stehen. Es sind die Komiker."
So wie Moore ist vielen der Spaßmacher anzumerken, dass sie stärker von Sorge und Wut als von der Lust an der Pointe getrieben werden. Manch einer schießt dabei übers Ziel hinaus. So trennte sich CNN von der Komikerin Kathy Griffin, nachdem die mit einem abgehackten blutüberströmten Kopf von Donald Trump posiert hatte. Und Colbert kassierte Kritik für einen derben Scherz über Oralsex zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Ich bereue nichts", erklärte Colbert bei seinem nächsten Auftritt jedoch unbeeindruckt und zur Freude seiner Fans.
Trump selbst macht den Comedians die Arbeit gleichzeitig leicht und schwer. Der politisch unkorrekte und twitternd um sich schlagende Präsident liefert Stoff für Satire eimerweise. Gleichzeitig aber hat die Reality-Show aus dem Weißen Haus inzwischen so bizarre Züge, dass sie von der Fiktion kaum noch zu toppen ist. Satire kann da wenig entlarven. Stattdessen kann sie mühelos schnelle Lacher kassieren, indem sie das ohnehin Absurde grob überzeichnet. Dem aufklärerischen Anspruch des Genres wird das jedoch nicht gerecht. Immerhin wirkt Comedy in Zeiten Trumps identitätsstiftend – unter denen, die ohnehin einer Meinung sind. Auch Lachen verbindet in den polarisierten USA nicht. In Moores Broadway-Aufführung dürfte sich kaum ein Trump-Anhänger verirren, schließlich haben 79 Prozent der liberalen New Yorker Hillary Clinton gewählt.
Man bleibt unter sich. Colbert hat einen Auftritt in Moores Stück zugesagt – nachdem der Gast in seiner Sendung war. Moores künstlerischer Ansatz ist stets aktivistisch, auch hier. Er wünscht sich eine "Satirearmee", die den dünnhäutigen Trump mit "tausend oder eine Million Satireschüssen" gemeinsam zur Strecke bringt. Colbert ist skeptischer. Dafür müsste Moore sein Material schon beim konservativen Sender Fox platzieren, sagt er: "Etwas anders schaut er (Trump) doch nicht".
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