Montana
Joe Medicine Crow, Anführer der Crow, ist tot
Der letzte große Indianerhäuptling Nordamerikas ist tot: Joe Medicine Crow, ein anerkannter Historiker, Aktivist und der erste seines Stammes der Crow oder Absarokee mit einem Hochschulabschluss, starb am Sonntag in Billings (Montana) im Alter von 102 Jahren.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
WASHINGTON(dpa).
Medicine Crow war der letzte seines Stammes, der die traditionellen Aufgaben erfüllte, um ein Stammeshäuptling werden zu können: Dazu gilt es, in einem Kampf anzuführen, ein Feindeslager bei Nacht zu betreten und dabei ein Pferd zu stehlen, einen Feind zu entwaffnen und den ersten am Boden liegenden Widersacher zu berühren – ohne ihn zu töten. Dies alles erledigte der Prärie-Indianer in Deutschland – als Teil der 103. Infanterie im Zweiten Weltkrieg.
1943 führte er nach der Landung in der Normandie eine Truppe US-Soldaten durch deutsche Linien – in Uniform, aber mit Kriegsbemalung und einer gelben Adlerfeder in seinem Helm, wie die Washington Post schreibt. Beim Marsch durch ein Dorf befreite er Pferde und stieß mit einem deutschen Soldaten zusammen, den er zu Boden schlug, aber nicht tötete. "Ich war soweit, ihn umzubringen, aber da rief er nach seiner Mutter", erzählte Crow dem Dokumentarfilmer Ken Burns. "Das Wort "Mama" öffnete meine Ohren. Ich ließ ihn gehen."
Medicine Crow wurde 1913 in Lodge Grass (Montana) in einem Holzhaus geboren und von seinem Großvater in der Tradition der Crow-Krieger erzogen: Barfuß-Laufen im Schnee und das Baden in gefrorenen Flüssen sollten den Jungen, dessen Name damals "Winter-Mann" war, hart machen. Der Stamm der Crow zählte nur noch 2000 Mitglieder, die unter erbärmlichsten Verhältnissen im Reservat lebten. Doch Medicine Crow erkannte, dass Bildung der Ausweg sein konnte. "Das war meine persönliche Herausforderung", erzählte der Indianer später dem Magazin seiner Hochschule Linfield. "Ich wollte beweisen, dass ein Indianer in der Lage ist, ein guter College-Student zu werden." Also lernte er, machte einen Doktor in Anthropologie und arbeitete als Lehrer – bis der Angriff auf Pearl Harbour kam und er sich zur Armee meldete.
Als Historiker war er oft Vermittler zwischen der Kultur der Ureinwohner und der Weißen. "Da ist eine Linie in der Mitte, die zu beiden Seiten gehört. Ich gehe auf dieser Linie entlang, nehme das Beste beider Seiten und meide das Schlechteste", sagte Crow dem Linfield Magazin.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ