Vor 150 Jahren entstand das moderne Italien. Bis heute durchzieht das Land eine tiefe Kluft zwischen Nord und Süd.
Die Völker erwachen irgendwann, und die Regimes der Despoten brechen zusammen. Traum und Wirklichkeit durchdringen sich in jedem revolutionären Prozess; die Länder Nordafrikas erleben das in diesen Wochen. Aus Traum und Wirklichkeit setzte sich auch das "Risorgimento" zusammen, jenes "Erwachen", das im März vor 150 Jahren den Staat Italien entstehen ließ. Wie im Maghreb heute, so bezahlten auch damals tausende junger Leute, also genau die Rebellen aus der Zukunftsgeneration, ihre Hoffnungen auf Demokratie und Menschenrechte mit dem Leben. Und das Ergebnis? Schon den liberalen Vordenkern von damals erschien das "siegreich aufgestandene" Italien nur mehr als Parodie ihrer Träume, und die Regierung von heute hat sich erst vor ein paar Tagen dazu durchgerungen, das Jubiläum zum nationalen Feiertag zu erheben.
Schon in seine staatliche Einheit ist Italien weit mehr gestolpert, als dass irgendjemand den Prozess planmäßig gestaltet hätte. Zwar hatten die Träumer glühende patriotische Ideen, die Politiker aber kein Konzept. Genau betrachtet ist Italien auch nie als Staat ausgerufen worden. Der sardisch-piemontesische König Vittorio Emanuele nahm zum 17. März 1861 per Parlamentsbeschluss ...