Der Blick ins Kinderzimmer

Die Videoplattform Younow zeigt Privatleben in Echtzeit / Eltern und Jugendschützer in Sorge.  

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Auf der Plattform Younow präsentieren sich viele Jugendliche live. Foto: dpa

Younow ist eine aus Amerika stammende Videoplattform im Internet, bei der man ohne Registrierung – also anonym – sogenannte "Streams" von deren Usern live anschauen und kommentieren kann. Umgekehrt kann man natürlich auch selbst ein Video von sich streamen, doch nur, wenn man sich mit einem Account wie zum Beispiel bei Facebook, Google oder Twitter anmeldet.

Vor allem junge Menschen, und dort vor allem junge Mädchen, zeigen hier via Laptop oder Smartphone dem Zuschauer ganz ohne Scheu ihr Leben, beantworten schriftlich gestellte Fragen oder geben Ratschläge und Tipps. Je mehr Fans jemand hat, desto besser für ihn oder sie, dadurch steigt nämlich das Ansehen bei den Freunden enorm. Man wird so zum Coolsten in seiner Gruppe. Das macht die Plattform so beliebt.

"Du bist hübsch", "Deine Augen sind schön", "Du hast eine super Figur" – wer findet es nicht toll, so gemocht zu werden. Durch solche positiven Rückmeldungen ziehen sich viele eine große Portion Selbstbewusstsein aus dem Netz. Was aber sind diese Komplimente wert, wenn man nicht weiß, von wem sie kommen? Immerhin kennt der Kommentator im Netz einen nicht wirklich.

So harmlos Younow auch daher kommt, der Kanal ist gefährlich. Denn schnell werden aus Komplimenten Fragen: "Wo wohnst Du?", "Wie ist dein richtiger Name?", "Wo gehst Du zur Schule?" Und schon ist man mittendrin im Dialog, in dem das gegenüber dann auch mal ein Treffen vorschlägt. Die Gefahren, die dahinter stecken, sind nicht zu unterschätzen. Viele geben unbedacht private Informationen preis, ohne zu wissen, wer genau sich hinter einem Fan verbirgt. Wie auf fast allen Plattformen, die von Jugendlichen genutzt werden, tummeln sich auch hier Pädophile, die versuchen unschuldige und unerfahrene Kinder und Jugendliche auszunutzen, zu gefährden oder sogar zu missbrauchen.

Aus diesem Grund warnen Daten- und Jugendschützer vor dem Gebrauch der Plattform und wollen die Seite sperren und am liebsten verbieten lassen. Doch Younow ist für viele Jugendlichen reizvoll. Sich ausprobieren, sich zeigen, Grenzen austesten, dafür – so die Meinung vieler – sollten die Eltern doch Verständnis zeigen. Und nicht grundsätzlich mit Verboten reagieren. Sie schlagen vor, stattdessen mit ihren Kindern zu sprechen und sie über Risiken und Gefahren aufzuklären, wie zum Beispiel niemals nackte Haut zu zeigen oder private Dinge von sich preiszugeben – wie den Namen, die Anschrift oder die Telefonnummer.

Der einzige Weg, um Younow gefahrlos zu nutzen ist, dass Kinder und Jugendliche jeden unbekannten Zuschauer wie einen fremden Menschen im realen Leben betrachten und mit der gegebenen Zurückhaltung behandeln.
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