Der Beste unter den Informatik-Talenten
Ein Sieger des Bundeswettbewerbs Informatik kommt aus Ettenheim und hat am Lahrer Scheffel-Gymnasium Abitur gemacht. Wie hat der 18-jährige Jakob Fitzke die Endrunde in München erlebt?.
"Die Endrunde war schon ein Preis für sich", sagt der 18-jährige Abiturient aus im BZ-Gespräch. Die mehrtägige Reise in die bayerische Landeshauptstadt, ein tolles Hotel, gutes Essen, der Austausch und die Feier mit den Mitbewerbern. Dass er am Ende aber nicht nur unter den sechs Gesamtsiegern war, sondern auch noch den Ingo-Wegener-Preis erhielt – "da war ich doch sehr überrascht", sagt er rückblickend. Den nach einem bedeutenden Informatiker benannten Preis gab es für seine herausragende Gesamtleistung.
Getüftelt hat der Ettenheimer schon immer gern. Nicht nur beim Bau von Lego-Technik-Robotern. Bereits in der vierten Klasse begann er, sich mit Programmiersprache zu beschäftigten. Seit Klasse sieben im Scheffel-Gymnasium hat er mit der höheren Programmiersprache Python zu tun – sozusagen der nächste Schritt. Und einige Jahre später nahm er den ersten von vier Anläufen beim Informatik-Wettbewerb. "Die erste Runde habe ich auch immer überstanden", sagt er. Doch in Runde zwei stieg er bislang stets freiwillig aus – der Zeitaufwand neben dem Schulalltag war zu groß. "Allein für Runde eins waren es bestimmt 50 Stunden." Diesmal wollte er es aber wissen. Er machte sich auch an die Aufgabe in Runde zwei. Ein Grund: Das Ergebnis konnte er als besondere Lernleistung anrechnen und damit eine mündliche Abiprüfung ersetzen. Dann erreichte er 44 Punkte und damit "viel mehr als gedacht". 38 hätten bereits für die Endrunde in Präsenz in München gereicht.
Wie diese Aufgaben im Detail aussehen, ist für den Laien eher schwer greifbar. Jakob Fitzke kann es anschaulich erklären: "In Runde eins mussten wir einen Zauberschüler durch ein Labyrinth führen." Und den kürzesten Weg über Programmiersprache aufzeigen.
Beim Bundeswettbewerb in München im September dieses Jahres gab es dann zwei Wettbewerbstage. Am Start waren 29 junge Informatik-Interessierte aus ganz Deutschland (drei davon weiblich), darunter auffällig viele aus Baden-Württemberg. In Runde eins waren es noch mehr als 1700 Teilnehmer gewesen.
Jakob Fitzke reiste mit Informatik-Lehrer Torsten Lorenz an. "Morgens gab es Gespräche mit Professoren. Nachmittags standen Gruppenarbeiten an", erläutert er den Tagesablauf. Forschungsnahe Fragen galt es zu beantworten, komplexe Probleme zu lösen. Dann folgten Jurysitzungen bis in die Nacht. War er nervös? "Ich bin ganz locker an die Sache herangegangen. Vielleicht hat das auch geholfen", sagt der 18-Jährige. Auf der Fahrt nach München habe er noch ein Buch zum Thema gelesen, ansonsten habe er sich gar nicht groß vorbereitet.
Nach zwei Wettbewerbstagen standen die sechs besten Informatik-Talente Deutschlands fest. Und der Ettenheimer durfte den Hauptpreis auf der Bühne entgegennehmen, ausnahmsweise im weißen Hemd statt im Kapuzenpulli. Bei der Urkunde bleibt es nicht: Der Bundeswettbewerb ist fachlich so anspruchsvoll, dass die Sieger in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen werden. Neben 1400 Euro Preisgeld gibt es Unterstützung über ein Stipendium.
Nach den zwei anstrengenden Tagen durfte eine Feier im Hofbräuhaus nicht fehlen. Nicht ohne vorher noch einmal zu tüfteln – diesmal in einem Escape Room. Selbstverständlich lösten die Informatik-Talente auch diese Aufgabe. "Etwas einfacher" als die Prüfungsaufgaben sei das gewesen, sagt Jakob Fitzke lächelnd.
Eltern, Freunde und das Scheffel-Gymnasium sind nun sehr stolz auf den Bundessieger. An der Lahrer Schule hat er im Sommer sein Abitur mit der Bestnote abgelegt. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Umzug von Ettenheim nach Karlsruhe. Im Oktober beginnt das Studium. Die Frage nach dem Studienfach erübrigt sich. Einen künftigen Informatik-Studienkollegen hat er übrigens schon beim Bundeswettbewerb in München kennengelernt. Und dass er im nächsten Jahr nicht auch noch zur Informatik-Olympiade nach Bolivien reisen darf, das hängt ausschließlich mit der Altersgrenze für diesen Wettbewerb zusammen. Jakob Fitzke wird es ganz bestimmt verschmerzen können.
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