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Porträt

Denzlinger Gemeinderat wird neuer Chef des Polizeipostens in Bötzingen

Peter Disch
  • So, 30. Juni 2024, 13:30 Uhr
    Bötzingen

     

Kommunalpolitiker und Freund und Helfer: Der Denzlinger Gemeinderat Hans-Jörg Wössner stellt sich in den Dienst der Öffentlichkeit. Nun hat er die Leitung des Polizeipostens in Bötzingen übernommen.

Einsatzbereit: Hans-Jörg Wössner leite... April den Polizeiposten in Bötzingen.  | Foto: Peter Disch
Einsatzbereit: Hans-Jörg Wössner leitet seit 1. April den Polizeiposten in Bötzingen. Foto: Peter Disch

Ursprünglich hat Hans-Jörg Wössner Maschinenschlosser gelernt. "Aber ich habe schon immer mit einem Beruf in Uniform geliebäugelt." Seine erste Ausbildung hat er zum 1. Februar 1989 abgeschlossen – und einen Monat später eine zweite bei der Bereitschaftspolizei in Lahr begonnen. Es war die richtige Entscheidung. Beruf und Berufung, hier passt es zusammen. 35 Jahre nach dem Start hat Hans-Jörg Wössner nun noch mal einen Schritt nach vorne gemacht. Seit dem 1. April leitet der 55 Jahre alte Polizeihauptkommissar den Polizeiposten in Bötzingen.

Verantwortung hatte er schon davor. Achteinhalb Jahre hat er in seinem Heimatort Denzlingen den Leiter des dortigen Polizeipostens vertreten. Aber selbst Chef zu sein, "das ist schon noch mal was anderes", sagt er beim Gespräch in seinem Büro in Bötzingen. Zwei Kolleginnen haben sich gerade erfolgreich auf Stellen andernorts beworben. Ab dem 1. Juli sind sie nun zu dritt. Ob und wann nachbesetzt wird – offen. Da gehe es der Polizei nicht anderes als der freien Wirtschaft. Es mangelt an jungen Menschen, die sich für einen Beruf entscheiden, der 41 Stunden Arbeit in der Woche vorsieht und bei dem eine Menge Überstunden anfallen.

Wie in anderen Branchen, so hat sich auch das Berufsbild des Polizisten stark gewandelt. "Das sind zwei Paar unterschiedliche Schuhe", sagt Hans-Jörg Wössner. Und das nicht nur, weil die Uniform grün statt wie heute blau war und die Beamten in Hemd und Krawatte zum Dienst angetreten sind. Heute gehörten Schutzwesten und Pfefferspray zur Grundausstattung. Was die Polizisten während der Arbeit erleben, spiegelt die Veränderungen der Gesellschaft inklusive der Folgen der Digitalisierung. "40 Prozent unserer Zeit beschäftigen wir uns mit Cyberkriminalität" – also mit Anzeigen wegen Schockanrufen, Betrügereien auf Kleinanzeigenportalen im Internet oder dem Missbrauch von persönlichen, abgefischten Daten. Dazu kommen Einsätze und Ermittlungen wegen Ruhestörungen, Unfallaufnahmen, Diebstählen oder häuslicher Gewalt, wie das Leben eben so spielt und den Menschen mitspielt.

Der Polizeiposten ist für Bötzingen, Gottenheim und Eichstetten zuständig – 12.000 Menschen leben hier zusammengerechnet. Die Dienststelle untersteht dem Polizeirevier in Breisach. Ein typischer Arbeitstag startet für Wössner um 7.30 Uhr, ab dann ist der Posten geöffnet und momentan bis 16.30 Uhr besetzt. Wer sich außerhalb der Öffnungszeiten an die Bötzinger wendet, wird an die Kollegen in Breisach weitergeleitet.

Zunächst verschafft er sich einen Überblick über die Vorkommnisse der vergangenen Stunden. Protokolliert ist eine Unfallflucht in Bötzingen. Wössner arbeitet sich durch die Mails und legt fest: Was hat noch Zeit? Was ist wichtig für das Team? Worum muss sich der Posten sofort kümmern?

Was folgt, ist klassische Polizeiarbeit. Wössner wendet sich Fällen zu, stellt weitere Ermittlungen an, führt Vernehmungen, überlegt, ob und wann er Beschuldigte oder Geschädigte aufs Revier bittet, die entsprechenden Vorladungen werden selbst zugestellt.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Präsenz zeigen, sichtbar sein. Fürs Streife fahren müsse man sich Zeit nehmen, was nicht immer einfach sei angesichts der Personaldecke. Derzeit setzt sich Wössner öfter in den Dienstwagen. Er will die Leute und die Gegend, für die er zuständig ist, kennenlernen, sich einen Überblick verschaffen. Wo ist was? Gibt es Ecken oder Einrichtungen, die die Polizei besonders im Blick behalten muss?

Zum Kennenlernprogramm gehören natürlich auch Antrittsbesuche bei den Bürgermeistern der Gemeinden seines Zuständigkeitsbereichs, mit Vertretern von Rettungsdiensten oder den Mitarbeitern des Bauhofs zu reden, eben mit all jenen, die sich wie er in den Dienst der Öffentlichkeit stellen.

Hans-Jörg Wössner wohnt weiter in Denzlingen. Dort engagiert er sich in der Kommunalpolitik und ist gerade als Gemeinderat der Freien Wähler im Amt bestätigt worden. Im Gremium sind seine Expertise und der Blick des Fachmanns bei Themen wie Straßenverkehr oder Sicherheit gefragt.

Wie er Beruf, Ehrenamt und Familie – Wössner ist verheiratet und Vater dreier Kinder – unter einen Hut bringt? "Mein Tag hat 28 Stunden", sagt er und lacht. Dass seine Frau auch bei der Polizei ist, helfe sehr – sie kenne die Anforderungen des Berufs. Wenn es passt, fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Bötzingen. Hin und zurück sind das 28 Kilometer. Das sei ein guter Ausgleich. Und wenn es die Zeit zulasse, gehe er zum Bogenschießen oder ins Schwimmbad Mach' blau in Denzlingen. Trotz aller Anforderungen – die Entscheidung, Polizist zu werden dürfte er nicht bereut haben. "Ich helfe einfach gern", sagt Hans-Jörg Wössner.

Ressort: Bötzingen

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