Das richtig dicke Ding kommt erst im nächsten Jahr
Beim diesjährigen, dem 19. Summerjam am Fühlinger See bei Köln, gab's ein riesiges Line-up bekannter Reggae-Größen.
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Am Freitag war es - neben vielen anderen - Lee Perry, der mit good vibrations für eine Top-Stimmung sorgte: eine Legende, ein irrer Musiker, der Erfinder des Dub. Der Samstag stand ganz im Lichte des Dancehalls, wo Bounty Killer als Elephant Man-Ersatz diesem in nichts nachstand und dem Publikum mit schnellen Beats kräftig einheizte. Das Endspiel lieferten sich Rehakles Griechen und Luciano. Während die Fußballfans das Wunder Griechenlands Fußballer auf der Großleinwand verfolgten, verabschiedete Luciano die Besucher des 19. Summerjam mit seinen Hymnen des Modern-Roots-Reggae. Auch auf dem Summerjam (nicht nur bei der Europameisterschaft) haben die vielen Live-acts auf der kleineren Bühne und in den Zelten gezeigt, dass nicht nur große Namen die Massen zum ausflippen bringen können. Ein Freiburger Talent rockt da an drei Abenden hintereinander die Party: Das Zelt tobt, wenn der 25-jährige MC Malik, der hauptsächlich deutschen Rap macht, seine schnellen Sprechgesang auf heiße Dancehall-riddims bringt. Sein neues Album "Dancehall Experience" ist gerade herausgekommen. Malik in aller Bescheidenheit: "Es ist das, was der Markt momentan an heißestem Dancehall hergibt."
Heiß kann es einem auch werden, wenn man die rasante Entwicklung der Münchnerin Zoe Mazah beobachtet. Um was Malik seit Jahren kämpft, hat die gebürtige Liberianerin erreicht und seither geht es schnell bergauf: Ein Künstlervertrag bei Chet-Records öffnet der attraktiven Sängerin mit dem Afro-Look die Tore der Musikwelt. Mit ihren neuen tunes frisch aus Jamaika hat Zoe beim Summerjam ihr Talent neuerlich unter Beweis gestellt. Auf ihrem zweiten Album "Exile African" schafft sie es, afrikanische Trommelrhythmen, Blues, Jazz, Soul, Funk und Reggae zu vereinigen und mit ihrer glasklaren Stimme dennoch einen Zug zum Pop beizubehalten. Nico Martin, 22 Jahre, Student aus Köln: "Zoe hat eine geile Stimme, die Leute tanzen - sie kommt einfach gut an."
"Ich will mich nicht in eine Ecke stellen lassen." Zoe Mazah, Sängerin
Man spürt die Sympathie der Zuhörer für diese Künstlerin, die sehr natürlich wirkt. Da gibt es nichts Unechtes. Das merkt man auch an ihrem Auftritt. Sie singt ihre Lieder alle auf Englisch, aber auf der Bühne spricht sie deutsch im Gegensatz zu Gentleman und vielen anderen. "Ich will mich nicht in eine Ecke stellen lassen", sagt Zoe, "nicht in der Musik und nicht in meinem Leben." Sie hat sich damit angefreundet, dass sie in der afrikanischen und der europäischen Welt leben kann und sich nicht entscheiden muss, so, wie es ihr wichtig ist ihrer Musik keinen Stempel aufzudrücken.
Spannend ist, ob sie sich mit dieser Einstellung in der Männerdomäne Reggae auf Dauer durchsetzen kann. Die Gefahr besteht, dass mit diesem Konzept nichts halbes und nichts ganzes herauskommt - wie bei ihrem ersten Album, das ein nettes Reggae-Pop Album war, aber nicht wirklich eingeschlagen hat.
Der Reggae in Deutschland würde gewinnen, wenn eine Frau in der Liga von Gentleman und Patrice weiter mitspielt. Kritiker sagen allerdings, dass sie wegen der bekannten features wie Ky-Mani Marley (Sohn von Bob Marley), Gentleman, Family Man (Bassist von Bob Marley) und Chuck Fender so gepuscht wird. Bei "Exile African" merkt man auf jeden Fall eine Entwicklung und es trägt vielmehr die Handschrift von Zoe als ihr Debütalbum "Zoeciety". Talent ist ihr reichlich in die Wiege gelegt worden. Und das ließ sie auch zur Freude ihres Publikums beim Summerjam hören. Wer das verpasst hat, oder wem das noch nicht genug war: "Exile African" erscheint im September.
Johannes Evers
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