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Halters Sprachkritik

DAS LETZTE WORT: Goleo will spielen

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F ür Franz Beckenbauer ist das WM-Maskottchen ein "netter Bursche" und "gelungenes Universalgenie". Der Leu "kann singen, tanzen und interaktiv werden", lobt Chef-Maskottchen Gehfranz I., das selber auch nicht viel mehr kann. Besonders gelungen findet der Kaiser den Namen, Goleo VI: Löwe, Goal und Go! - alles drin; die FIFA fügt noch "Olé" hinzu. Warum nicht auch Golem, Goofy, Golo Mann und Kampfpanzer Leo? Alles geht. Für die meisten Deutschen klingt Goleo VI noch grauslicher als Hartz IV. Was für eine Vorstellung, sich durch einen zahnlosen, zottelbärtigen US-Löwen vertreten zu lassen, wenn 2006 "die Welt zu Gast bei Freunden" ist. Nach dem missglückten WM-Logo (drei grinsende Ecstasy-Tabletten) und dem österreichischen Schmock-Impresario André Heller wird Deutschland jetzt durch einen alten Zausel repräsentiert, der nicht bis sechs zählen kann und "Frank Brockenbauer" für einen Fußballer hält. Alle WM-Maskottchen bisher waren stumme, aber schlaue Knuddeltiere, von World Cup Willie (1966), Tip und Tap, den eierköpfigen deutschen Brüdern von 1974, bis hin zu Footix, dem gallischen Hähnchen (1998). 2002 schuf die FIFA computeranimierte Kreaturen, über deren Namen in McDonald's- Filialen abgestimmt werden durfte: Ato, Nik und Kaz waren natürlich Flops. Gut möglich, dass es dem Löwen, der wie Samson aus der Sesamstraße aussieht, und seinem ständigen Begleiter, der "Pille" für den Mann, ähnlich übel ergeht. Warum heißt der klugscheißende Ball nicht wenigstens Kirsche oder "Plunze, das Spielgerät"? Gibt es kein deutscheres Wappentier als diesen Lulatsch aus der Serengeti? Warum nicht Adler "Horst" (wie die SZ vorschlägt), Waldi, der Weißbierdackel, oder Berti, der Plüschterrier? Goleo ist untenrum nackt bis auf seine Adidasschuhe, VI heißt er, weil alle seine Vorgänger auf dem Müll landeten. Wenn man den übergangenen Designern glaubt, hätte auch Entwurf 6 dort enden müssen. Ein sprechender Fußball, warnt Andrej Kupetz, sei eine Katastrophe, weil Bälle nur getreten werden. Der Löwe, für Bild ein "Brüller", für die FIFA ein Zeichen für Dynamik, Kraft und Eleganz, erinnert eher an einen Bettvorleger. Als solcher könnte er ein gutes Symbol für unsere WM-Ambitionen abgeben.

Ressort: Zisch

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