"Das Fräulein Wunder" begeistert Lahr
Im Lahrer Parktheater trifft Swing auf Komödie: Zu Gast war die Stuttgarter Schauspielbühne mit dem Stück "Das Fräulein Wunder". Es handelt von der Rolle der Frau in der Nachkriegszeit und einem Gesangswettbewerb.
Regina Erb-Schalk
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Bühnenbild, Garderobe und Frisuren der Darsteller versetzten das Publikum in die 40er-Jahre des zerbombten Stuttgarts nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die überlebenden Männer kehrten langsam zurück und wollten wieder ihren angestammten Platz in der Gesellschaft einnehmen. Viele Frauen, die im Krieg allein die Verantwortung für Familie und Gesellschaft getragen hatten und danach als sogenannte "Trümmerfrauen" den Schutt der zerstörten Häuser abtragen mussten, fühlten sich in ihre Vorkriegsrolle zurückgedrängt, in die Rolle der Hausfrau und Mutter, "zurück zum Herd". Das diskutierten drei selbstbewusste, aber unterschiedliche Frauen bei ihrem ersten Zusammentreffen in einer Schule. Anlass für das Treffen war die Einladung zum Vorsingen von der burschikosen und sehr musikalischen ehemaligen Deutschlehrerin Rosa Wagner (Sorina Kiefer), die bereits ihre Stelle für einen Mann räumen musste. Sie hatte ein Damentrio unter dem Namen "Die Stuttgarter Schlossplatzspatzen" für das "German-American-Swing Festival" angemeldet und suchte nun die passenden Bandmitglieder. Für den amerikanischen Organisator des Festivals, Captain John McGintley ( Benjamin Hille) war der Name ein Zungenbrecher, über den er immer wieder stolperte – sehr zum Vergnügen der Zuschauer. Den Gewinnern des Festivals winkte eine Tournee durch die USA, beginnend mit einem Konzert vor dem Weißen Haus in Anwesenheit des Präsidenten.
Die vornehm auftretende Schneiderin Käthe von Halstenbek (Amelie Sturm) mit Operngesangsausbildung stellte sich mit der "Forelle" von Franz Schubert vor, während die schwäbelnde, temperamentvolle Melkerin Hilde Mücke (Diana Ganter) mit ihren Jodelkünsten brillierte, was aber beides nicht zum geplanten Liedrepertoire passte. Der amerikanische Militärpfarrer und Chorleiter William Abernathy (Martin Mulders) sollte mit den Frauen proben und sie am Klavier begleiten. Die Lieder aus den 30er- und 40er-Jahren wurden von den Frauen begeistert aufgenommen und mit viel Swing interpretiert. Mit "It Don’t Mean a Thing" startete das Trio in die erste Gesangsprobe und zeigte bereits damit sein musikalisches Potenzial. Weil William Rosas Stimme zu schwach findet, drohte das Trio zu scheitern. So wurde der zunächst widerwillige, gesangsstarke William unter großem Gelächter der Zuschauer kurzerhand auf offener Bühne in eine Frau umgekleidet, mit dem Namen "Wally Wunder" als Ersatz für Rosa. Das war eine Paraderolle für Mulders, der sie hinreißend und überzeugend spielte. Aus der neuen Konstellation ergaben sich viele komische Situationen und Verwicklungen sowie herrliche Dialoge, zum Beispiel zwischen William, alias Fräulein Wally Wunder, und Rosa: "Rosa, willst du mich zur Frau nehmen?" – "Ja und zum Mann". Bis zum Auftritt beim Festival fanden sich drei Paare: Rosa und William, Käthe kam wieder mit ihrem eifersüchtigen Ehemann Karl (Paul Schaeffer) zusammen, die taffe Hilde angelte sich Captain John. Beim Festival gewann das Quartett als "Sieger der Herzen" den Publikumspreis. Ende gut, alles gut!
Die Szenen waren eingebettet in 14 Hits der Swing-Ära, von dem harmonisch auftretenden Ensemble temperamentvoll mit Power interpretiert: "Bei mir bistu sheyn", "Sing Sing Sing", "Cheek to Cheek" und viele weitere, die das Publikum mitrissen. Das Theaterstück endete mit dem fulminanten Auftritt beim "German-American-Swing Festival", bei dem die vier Sängerinnen in türkisfarbenen Rockabilly-Kleidern mit Petticoat und Schleife im ondulierten Haar auftraten. "Standing Ovations" waren der Dank des begeisterten Publikums für den schönen und unterhaltsamen Abend.