Kunst

Das Christuskind aus St. Blasien auf Weizenstroh

Aus den Jahrhunderten benediktinischen Klosterlebens in St. Blasien ist der Nachwelt eine wertvolle Sammlung religiöser Kunst geblieben. Dazu zählt auch ein Bild, das eine falsche Fährte legte.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Die Geburtsszene Jesu  | Foto: Thomas Mutter (Repro), aus Im prächtig...020, Verlag Micheal Imhof, Petersberg)
Die Geburtsszene Jesu Foto: Thomas Mutter (Repro), aus Im prächtigen Katalog „Der Schatz der Mönche“ (2020, Verlag Micheal Imhof, Petersberg)
Ein Großteil der Schätze der ehemaligen Benediktinerabtei St. Blasien hat im Nachfolgekloster St. Paul im österreichischen Bundesland Kärnten eine neue Heimat gefunden. Zweimal kehrten allerdings bedeutende Zeugnisse in die Schwarzwälder Region zurück: 1983 zur Ausstellung im Kolleg anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Domweihe und zu Beginn der 2020er Jahre für die Präsentation "Der Schatz der Mönche" im Augustinermuseum in Freiburg.

Im prächtigen Katalog "Der Schatz der Mönche" (2020, Verlag Micheal Imhof, Petersberg) zu dieser noch frisch im Gedächtnis aufblitzenden Ausstellung über Leben und Forschen im Kloster St. Blasien hat Guido Linke eine sehr hilfreiche und einprägsame Beschreibung der Geburtsszene aus dem Umkreis des Augsburgers Ulrich Apt (um 1460-1532) verfasst. Durch die Signatur "H.H." auf einem übermalten Teil des Kunstwerks war eine falsche Spur zu Hans Holbein gelegt worden.

Ob Holbein oder Apt – der Wert des Werkes liegt vor allem in den nahezu unvorstellbaren über 500 Jahren, die das 1511 entstandene Bildnis in Öl auf Holz überstanden hat. Dort ist das Christuskind zu sehen, auf einem Mantelstreifen über Weizenstroh gebettet. Guido Linke, der Autor der begleitenden Bilderklärung, deutet den Weizen als Hinweis auf das Brot der Eucharistie. Die abseitige Stellung von Joseph (auf dem Foto nicht zu sehen) – symbolisch versteckter Hinweis auf seine untergeordnete Rolle auch im weiteren biblischen Geschehen um Jesu? Im Katalog zur St. Blasier Ausstellung ist noch der Hinweis zu finden auf den Gegensatz der brüchigen romanischen Architektur zur auffällig in den Vordergrund gerückten Renaissance-Säule, zu verstehen als eine Versinnbildlichung von Altem und Neuem Bund (Judentum und Christentum).

Dieses durch die Abweichung von den üblichen Weihnachtsdarstellungen besonders in seinen Bann ziehende Ölgemälde wird im 1983er-Katalog der Gemäldegalerie des St. Blasier Klosters seit 1792 zugeordnet, vermutlich als Teil eines Hausaltärchens.

Das nur 15 Jahre für die Endzeit der Abtei im Schwarzwald weilende Kunstwerk hat Schutz und Pflege – auch für die zweimalige Rückkehr – im Stift St. Paul gefunden. Und mit diesen Zeilen werden zudem die beiden Partnergemeinden St. Blasien und St. Paul in geschichtlicher Gemeinsamkeit und weihnachtlicher Freundschaft verbunden.
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel