Damit Arzt und Patient sich verstehen

Stadtverwaltung und Universitätsklinik arbeiten in einem gemeinsamen Projekt, um fremdsprachige Kranke besser versorgen zu können.  

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Einfaches Material zur Verständigung in der Klinik   | Foto: frank zimmermann
Einfaches Material zur Verständigung in der Klinik Foto: frank zimmermann

FREIBURG. Wie können sich Ärzte und Pflegekräfte mit Patienten und Angehörigen verständigen, wenn diese kein Deutsch sprechen? Oft sind medizinische Sachverhalte und Befunde komplex und schwer zu erklären. Stadt und Universitätsklinik haben im gemeinsamen Projekt "Fit für den Umgang mit Vielfalt im Krankenhaus" versucht, die Kommunikationsprobleme zu lösen und die Gesundheitsversorgung von Migranten insgesamt zu verbessern. Die Stadt hat das Projekt drei Jahre lang mit insgesamt 270 000 Euro gefördert.

Im vergangenen Jahr wurde an der Universitätskinderklinik drei Tage lang stichprobenartig eine Umfrage über die Sprache der Patienten und ihrer Angehörigen erhoben. Ergebnis: Für ein Drittel der Befragten war Deutsch nicht die Muttersprache, 15 Prozent konnten sich mit dem Klinikpersonal überhaupt nicht verständigen. Man habe an den drei Tagen 36 verschiedene Sprachen registriert, "das zeigt die extreme Vielfalt", sagte die Professorin Charlotte Niemeyer, Sprecherin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik, am Dienstag bei einem Pressegespräch im Rathaus.

Von zwei Seiten aus soll das Problem angegangen werden: Zum einen hat das Klinikpersonal selbst, gerade auch das mit Migrationshintergrund, Sprachkompetenzen (allein in Niemeyers Klinik für pädiatrische Hämatologie und Onkologie stammt das Personal aus mehr als zehn Ländern). Dafür muss es aber extra geschult werden. Zum anderen wurden im Rahmen des Projekts Hilfsmittel, etwa Materialien zur einfachen Verständigung (siehe Foto), erstellt. Wobei sich Verständigung nicht nur auf die Sprache bezieht, sondern auch auf kulturell und religiös bedingte unterschiedliche Gewohnheiten und Vorstellungen von medizinischen Behandlungen, Gesundheitsversorgung und vom Umgang mit Krankheiten. Zum Beispiel sind Hygienevorschriften je nach Land sehr unterschiedlich. Oder: "Viele Kulturen haben nicht dieselbe Offenheit und Transparenz" – während die Kinderklinik Wert darauf lege, nicht nur die Eltern, sondern auch die Patienten über ihre Krankheiten aufzuklären, hätten Eltern aus anderen Kulturkreisen oft Schwierigkeiten damit und wollten ihre Kinder lieber vor schlimmen Wahrheiten beschützen, so Niemeyer. "Wir müssen die Eltern da mitnehmen." Zur Verständigung gehören für sie gewisse Regeln: "Eine Vollverschleierung lehnen wir ab. Da kann ich nicht kommunizieren."

Das Klinikpersonal greift bei Visiten und Patientengesprächen auf einen Pool an Dolmetschern zurück, die Fachbegriffe kennen, anders als dolmetschende Freunde oder Angehörige von Patienten emotional nicht involviert sind und kulturelle Gepflogenheiten des jeweiligen Landes kennen. Im Klinikalltag muss es bei Notfällen oft sehr schnell gehen und es kann nicht lange nach einem professionellen Dolmetscher gesucht werden, dann nutzen Ärzte und Pfleger einen speziellen Videodolmetscherdienst, der rund um die Uhr zugeschaltet werden kann. Die Kosten dafür übernehmen die Kassen nicht, die Klinik muss sie selbst tragen.

Das Projekt "Fit für den Umgang mit Vielfalt" läuft zum Jahresende aus. Die Förderung durch die Stadt sei als Anschubfinanzierung gedacht gewesen, sagte Bürgermeister Ulrich von Kirchbach. Die Uniklinik will es jedoch weiterführen. Am 1. Oktober veranstalten sie und das städtische Amt für Migration und Integration im "Haus zur Lieben Hand" eine ganztägige Fachtagung zum Thema.
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