Sicherheit

Bundeswehr soll Waffen gegen Drohnen einsetzen dürfen

Zwischenfälle mit verdächtigen Drohnen nehmen zu. Die Bundesregierung vermutet einen staatlichen Akteur mit Sabotageabsicht oder gar Terrorplänen – und will jetzt mehr Handlungsfähigkeit.  

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Drohnen mit Kameras sind immer häufige...ritischen Infrastruktur zu beobachten.  | Foto: Monika Skolimowska (dpa)
Drohnen mit Kameras sind immer häufiger über Einrichtungen der kritischen Infrastruktur zu beobachten. Foto: Monika Skolimowska (dpa)

Zur Abwehr erheblicher Gefahren soll die Bundeswehr verdächtige Drohnen künftig auch abschießen dürfen. Das sieht ein Entwurf für eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes vor, der den Streitkräften auch "Waffengewalt gegen unbemannte Luftfahrzeuge" ermöglicht, um einen besonders schweren Unglücksfall zu verhindern. Der Entwurf lag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor und sollte in der kommenden Woche im Bundeskabinett behandelt werden.

Illegale Flüge über wichtigen Standorten häufen sich

Als Begründung wird angeführt, dass es in Deutschland regelmäßig zu illegalen Flügen unbemannter Drohnen über Einrichtungen der kritischen Infrastruktur komme – also Anlagen für Energie, Telekommunikation, Verkehr oder Industrie. Diese würden mutmaßlich "von einem staatlichen Akteur zu Sabotagezwecken und womöglich terroristischen Zwecken durchgeführt".

Zuletzt hatten sich solche Überflüge gehäuft. Berichte gab es von den Ausbildungsstätten für ukrainische Soldaten, vom US-Militärflugplatz Ramstein, aber auch von sicherheitsrelevanten Unternehmen. Die Zugriffsmöglichkeiten von Polizei und Militär blieben gering. Es wurden kaum Urheber geschnappt.

Faeser und Pistorius berieten im Dezember über Drohnengefahr

Eine verdächtige Drohne umflog in Hamburg im November auch den britischen Flugzeugträger "Queen Elizabeth", der dort zu Gast war. Die Bundeswehr bestätigte die Sichtung und setzte einen Drohnenabwehrtrupp mit dem "Effektor" HP-47 ein, einem Störsender, der aber nicht zur Wirkung kam.

Nach dpa-Informationen haben Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) am 16. Dezember über die Verschärfung im Vorgehen gegen Drohnen gesprochen. Formal geht es dabei um die Unterstützung der Polizeibehörden bei der Gefahrenabwehr im Luftraum.

Das Luftsicherheitsgesetz erlaubt der Bundeswehr bisher nur, vergleichsweise milde Mittel einzusetzen. So dürfen die Streitkräfte im Luftraum Luftfahrzeuge abdrängen, zur Landung zwingen, den Einsatz von Waffengewalt androhen oder Warnschüsse abgeben. Waffengewalt der Bundeswehr ist bislang nicht erlaubt, soll nun aber gegen unbemannte Flugkörper freigegeben werden.

In einem anderen Fall stoppten Verfassungsrichter eine Änderung

Dabei soll die Latte aber hoch liegen. So komme der Einsatz der Bundeswehr zur Unterstützung der Polizei vor allem infrage, wenn ein katastrophaler Schaden drohe oder Gefahr für Leib und Leben. Dies kann ein Flugzeug- oder Eisenbahnunglück sein, der Ausfall des Stromnetzes oder ein drohender Terroranschlag.

Das Bundesverfassungsgericht hatte 2006 eine andere Änderung des Luftsicherheitsgesetzes gekippt, bei dem es um ein moralisches und juristisches Dilemma geht. Urteil der Richter: Der Abschuss gekaperter Passagierflugzeuge zur Abwehr eines Terroranschlags ist nach dem Grundgesetz unwiderruflich verboten. Ein solcher Schritt ist nicht mit dem Grundrecht auf Leben und der Garantie der Menschenwürde vereinbar.

Im Fall der unbemannten Flugkörper ist die Situation ganz anders. Diese Anpassung an die aktuellen Herausforderungen im Bereich der Gefahrenabwehr im Luftraum sei angemessen, heißt es in einem Arbeitspapier.

Drohnen sind immer weniger anfällig für technische Störungen

Doch gibt es noch offene Fragen. Wenn die Bundeswehr die Polizei unterstütze, bleibe die Verantwortlichkeit über die Entscheidung eines entsprechenden Einsatzes bei der Stelle, die die Polizei führe. Über die genauen Wege für eine Billigung müsse noch gesprochen werden.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums wollte das Vorhaben am Freitag "weder bestätigen noch dementieren", solange es keinen Kabinettsbeschluss und noch Abstimmungen gebe. "Wir sehen gerade seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine einen deutlichen Anstieg an Drohnenvorfällen", sagte er. Immer wieder gebe es "Sicherheitsvorfälle" mit Drohnen, die von Ausstattung und Bauweise her "immer weniger anfällig sind für technische Störungen".

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