Account/Login

Sierra Leone

Breisgauer Helfer reist ins Ebola-Krisengebiet

Normalerweise arbeitet er auf der Rettungswache in Bad Krozingen – bald aber wird er im Westen Afrikas Zelte aufbauen, Müll trennen und für Hygiene sorgen: Rainer Haak packt im Ebola-Krisengebiet an.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Rainer Haak im Schutzanzug bei der Einweisung in Würzburg  | Foto: Privat
Rainer Haak im Schutzanzug bei der Einweisung in Würzburg Foto: Privat
Es war der 2. Dezember 2013, als ein zweijähriges Mädchen im Meliandou, Guinea, an dem Ebola-Virus erkrankte. Vier Tage darauf starb es, doch das Virus blieb im Umlauf, ihre Familienmitglieder waren bereits infiziert. Dies war der Beginn einer andauernden humanitären Katastrophe. Gerade jetzt sind helfende Hände unerlässlich. Rainer Haak ist einer der Ersten aus der Region.

"Respekt ja, Angst nein"

Der 50-jährige Rettungsassistent arbeitet auf der Rettungswache in Bad Krozingen. Er ist gerade von einer Einweisung zur Ebola-Krise aus Würzburg zurückgekehrt, wo er von Ärzten aus den Krisenregionen unterwiesen wurde. Doch die Behandlung von Patienten wird nicht vorrangig seine Aufgabe sein. Neben der medizinischen Versorgung sind technische Hilfen unerlässlich: Haak wird Behandlungszentren und Zelte errichten, Wasseraufbereitungsanlagen installieren und nicht zuletzt durch Mülltrennung und Abwasserkanäle für die nötigen hygienischen Verhältnisse sorgen, damit das Virus eingedämmt werden kann.

Insgesamt fünf Wochen soll er auf diese Weise für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Sierra Leone arbeiten und helfen, wo er nur kann. "Vieles lässt sich allerdings nicht planen", sagt der Ehrenstetter. So ist seine Abreise zwar auf den 27. Oktober datiert, doch erst am Mittwoch, 8. Oktober, ist ein Erkundungstrupp abgereist, der mit seinen neuen Informationen zur Krise in Sierra Leone Dauer und Ort des Einsatzes verändern kann. Bei einem Briefing am 27. Oktober in Berlin wird Rainer Haak über das Wie und Wo auf den neusten Stand gebracht.

Der 50-jährige Familienvater engagiert sich seit langem im Auslands-Team des DRK und kann einige Erfahrungen vorweisen. Fünfmal war er bereits für die Organisation in Ländern der sogenannten Dritten Welt; zuvor, in den 90er Jahren, hatte er eine zehnmonatige Reise mit dem Geländewagen durch Afrika gemacht. Ob ihm das Land besonders am Herzen liege? Ja, sagt Haak, doch sein Einsatz gelte der Bekämpfung der Epidemie, egal in welchem Land. So musste er nicht lange nachdenken, als er von der Bundeszentrale des DRK in Berlin für den Einsatz als technischer Helfer angefragt wurde.

Ob er Angst hat? "Respekt ja, Angst nein", sagt Haak. Für seine Familie sei dies allerdings viel schwieriger, räumt er ein. Dennoch haben seine Frau und seine zwei Kinder, 15 und 17 Jahre, allein ihm die Entscheidung überlassen. "Ich muss nur meinen Alukoffer packen, habe meine übliche Checkliste und dann ab in den Flieger", führt er aus. Das seien gewohnte Abläufe. Und dann im Krisengebiet angekommen, habe er gar keine Zeit mehr, seine Entscheidung zu hinterfragen.

"Das wird in den Medien unnötig hochgekocht." Haak über die Gefahr für Helfer
Im Übrigen sei die Gefahr der Ansteckung für Helfende geringer als oft propagiert: "Das wird in den Medien unnötig hochgekocht." Man arbeite immer in Zweierteams, gerade beim Ausziehen des Schutzanzuges, da dies wegen der kontaminierten Außenseite besondere Vorsicht erfordere. Dabei gehe man zusammen eine Ablaufliste durch und plane einen Schritt nach dem anderen. Natürlich sei die Familie nichtsdestotrotz der Maßstab für seine Sicherheit – wäre der Einsatz zu gefährlich, würde er ihn nicht antreten. Doch das DRK und sämtliche Hilfsorganisationen geben sich größte Mühe, einer Ansteckung vorzubeugen.

"Uns geht es im Westen doch ohnehin viel zu gut", mahnt Haak an. Und dass selbst nach dem Hilferuf der Organisation Ärzte ohne Grenzen im Juni die Industrieländer sich erst langsam der Sache angenommen hätten, sei sicherlich nicht förderlich zur Eindämmung der Epidemie gewesen. Dennoch möchte er sich nicht in die Politik einmischen – er tue seinen Teil, ergänzt er bescheiden. So sei "der Wille zum Helfen" auch eindeutig größer als sämtliche Sorgen. Nach dem fünfwöchigen Einsatz muss Haak erst mal seine Arbeit in Bad Krozingen für drei Wochen ruhen lassen – wegen der Inkubationszeit. "Es fällt mir nicht schwer, das Vertraute zurückzulassen", so Haak abschließend. Dafür sei die Aufgabe zu wichtig.
Stichwort: Ebola

Das Ebola-Virus ist bei direktem Flüssigkeitsaustausch (Blut, Fäkalien, Speichel) höchst ansteckend und endet zumeist tödlich. Momentan beläuft sich die Zahl der Toten auf 3857. Außerdem sind 8011 Menschen offiziell als infiziert gemeldet. Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung Walter Lindner vermag kein Ende der humanitären Katastrophe zu prognostizieren, die nach UN-Angaben den Weltfrieden bedrohe. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten dann bis Ende November 20 000 Menschen mit dem tödlichen Virus infiziert sein.

Mehr zum Thema:

Ressort: Ehrenkirchen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel