Breakdance vor den Propheten
Ungewöhnliche Begegnungen in der Freiburger Museumsnacht.
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Das hätten die zehn Propheten aus dem Alten Testament so nie erwartet. Im Skulpturensaal des Augustinermuseums, wo die Besucher sonst im Flüsterton von ihnen, den großen Steinfiguren, schwärmen, stehen am Samstagabend plötzlich andere im Mittelpunkt. Drei Jungs und sechs Mädchen in Karohemden drehen die Boxen auf. Hiphopmusik ertönt und schon kreiseln die Breakdancer um die eigene Achse, drehen sich auf dem Kopf, machen Handstände und Salti. Den Zuschauern gefällt’s. Die Show ist Teil der Veranstaltungen in Freiburgs Museumsnacht
"Die Vielfalt ist einzigartig", lobt Besucher Michael Linke die Veranstaltung. "Da muss man sich fast schon beeilen, um all die interessanten Dinge mitzunehmen." Die zwölfjährige Schülerin Ilaria Pelullo, die mit Freunden umherzieht, findet es toll, dass man Spiele ausprobieren und selber so kreativ sein kann. Stephanie Schmidt aus dem Rieselfeld ist von den zahlreichen Aufführungen begeistert. "Schön wäre es allerdings", sagt die 48-Jährige, "wenn es bei der Museumsnacht noch die eine oder andere neue Ausstellung gäbe."
Elf Jungmusiker sitzen im Museum für Stadtgeschichte am Münsterplatz mit Gitarren, Celli, Flöten und Trommelstöcken bestückt. Die Jungen und Mädchen von der Freiburger Musikschule sind seit einem Jahr eine Band, die nur noch keinen Namen hat. Nun spielen sie vor knapp 90 Zuhörern im Hof des Wentzingerhauses. Aufgeregt sei sie zu Beginn gewesen, erzählt Paulina Ernst, eine der beiden Frontsängerinnen und Gitarristin. "Nach den ersten Akkorden ist die Anspannung aber verflogen."
"California Dreaming", "Wonderwall" und "Nothing else matters" singen, schlagen und zupfen sie. Gegen Ende folgt mit "Take me to church" auch ein Lied, bei dem die in diesem Jahrtausend Geborenen mitsprechen können. Sonst Bilder wie auf jedem Konzert: Besucher, die mit den Füßen wippen, die die Arme verschränken und leise mitsingen, die die Kniescheiben des auf den Schultern sitzenden Sohnes als Hi-Hat und Snare Drum zweckentfremden, die auf eins und drei klatschen, die am Ende "Zugabe" rufen oder die zwischen die Forderungen nach Zugabe auch noch ein "Hey" einstreuen. Coach und Gitarrenlehrer Christian Billian lobt die namenlose, aber taktvolle Band: "Der Auftritt war sehr couragiert und schön anzuhören."
Unter den steinernen Augen von Jesaja und Hesekiel schüttelt Astrit Berisha im Skulpturensaal des Augustinermuseums sein kariertes Hemd. Völlig durchgeschwitzt ist der Stoff – Breakdance strengt an. In solch einem historischen und prachtvollen Raum sei man noch nie aufgetreten, sagt der 25-jährige Student, der den Green City Rockers angehört. "Solch ein Auftritt ist gute Werbung für das Breakdancen, aber auch für die Museen an sich. Wirklich ein besonderer Abend."