Bester Kampf gegen das System
Die MTV Video Music Awards sind im Zeitalter von Donald Trump angekommen – großer Gewinner ist der Rapper Kendrick Lamar.
Christian Fahrenbach (dpa)/AFP
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Perrys kleine Spitze ist nur eine von vielen Äußerungen mit klarer Haltung, die die Show in diesem Jahr prägen. In ihrer 34. Auflage sind die VMA im Aktivisten-Zeitgeist der Trump-Präsidentschaft angekommen: Nominierte, Laudatoren und Preisträger gehören unterschiedlichen Ethnien an; statt nach Geschlechtern getrennten Preisen gibt es nur gemischte Kategorien, und mehr als die Hälfte der Redner nimmt Bezug auf ein gesellschaftliches Anliegen, das ihm oder ihr am Herzen liegt.
Am kämpferischsten ist da wohl die Aussage von Schauspielerin Paris Jackson. Die Tochter des toten King of Pop Michael Jackson ruft laut ins Publikum, wie sehr man "diesen Nazi-Weiße-Vorherrschafts-Trotteln" zeigen müsse, dass das Land "null Toleranz für Gewalt, Hass und Diskriminierung hat. Wir müssen Widerstand leisten!", sagt sie unter großem Applaus. Andere Künstler nutzen ihre Zeit für ihre Herzensthemen: Die Sängerin Pink nimmt einen Preis für ihre seit über 15 Jahren andauernde Karriere entgegen und sagt im Namen ihrer kleinen Tochter Geschlechterklischees den Kampf an.
Die Sängerin Alessia Cara wettert gegen Schönheitsideale bei Frauen, der Sänger und Schauspieler Jared Leto gedenkt der in diesem Jahr verstorbenen Musiker Chris Cornell von Soundgarden und Chester Bennington von Linkin Park. Der Rapper Logic singt beim darauffolgenden Auftritt mit Menschen, die einen Suizidversuch überlebt haben, von mehr Zusammenhalt, verbunden mit der Einblendung einer Telefonhotline für Suizidgefährdete.
Preise gibt es auch: Der Rapper Kendrick Lamar gewinnt den Award für das beste Video des Jahres für "Humble". Für den Song hatte er auch den Preis für das beste Hip-Hop-Video des Jahres bekommen. Der 30-Jährige hatte die Show mit einer aufwendigen Performance eingeläutet, bei der seine Tänzer ein brennendes Drahtgitter rauf und runter kletterten. Lamar ist mit sechs Preisen der Abräumer des Abends, im Wettbewerb um den Titel als bester Künstler musste er sich jedoch dem Briten Ed Sheeran geschlagen geben. Bester neuer Künstler wurde der R&B-Sänger Khalid.
Die im Vorfeld mit Spannung erwartete Video-Premiere der neuen Single von Taylor Swift ging dagegen während der Show eher unter. Für den mit ihrem eigenen Image spielenden Song hatte Swift zuvor bereits massiv Kritik bekommen, weil er sich in den Augen vieler Fans in Stil und Inszenierung zu stark bei der Sängerin Beyoncé Knowles bedient. Dennoch stand "Look What You Made Me Do" nur drei Stunden nach Ende der VMA auf YouTube bereits bei rund acht Millionen Klicks.
Noch einmal hochpolitisch und zugleich sehr emotional wurde es, als Susan Bro die Bühne betrat. Sie erinnerte an ihre 32-jährige Tochter Heather Heyer, die während einer Demonstration gegen eine rassistische Kundgebung in Charlottesville von einem Rechtsradikalen tot gefahren worden war. Bro kündigte unter dem Applaus der Zuschauer die Gründung einer Stiftung zur Förderung von sozialem Engagement im Namen ihrer Tochter an.
Heyers Mutter präsentierte den erstmals vom Sender ausgelobten Preis "Bester Kampf gegen das System", den sich alle sechs Nominierten, darunter K’Naan und John Legend, teilten. Die ausgezeichneten Songs beschäftigten sich unter anderem mit Rassismus sowie mit einem positiven Blick auf den eigenen Körper.
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