Glosse
Besser "Hi" statt "Heil"? Eine Bayreuther "Führer"-Debatte
Darf man noch "Führer" singen im "Lohengrin"? Die Frage entzweit die Bayreuther Festspielleiterin Katharina Wagner und den Dirigenten Christian Thielemann.
Mi, 7. Sep 2022, 16:08 Uhr
Theater
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Von solcher Sensibilität wollte Christian Thielemann, der in dieser Saison den "Lohengrin" in Bayreuth dirigierte, nichts wissen: "So steht es nun einmal in Richard Wagners Partitur", sagte er aktuell auch im Interview mit der Welt. Im Übrigen auch vor wenigen Wochen im Gespräch mit der BZ – aber da war die "Führer"-Passage in der autorisierten Form dann plötzlich gestrichen … Randständig ist der Disput nicht. Ins Innere des Dorfes, also Bayreuth, gewendet zeigt er, wie groß die Entfremdung zwischen Thielemann, dem einstigen Bayreuther Musikdirektor, und der zumindest bis 2025 amtierenden Festspielleiterin ist.
Globaler betrachtet passt er exzellent zum Zeitgeist. Winnetou und der Ravensburger Buchverlag lassen grüßen. Es ist ja alles bekannt: Dass Richard Wagner (1813–1883) Antisemit war, wie so viele in seiner Zeit. Dass Adolf Hitler Wagner liebte – Wagner Hitler aber nicht kannte, sein "Führer" im "Lohengrin" demnach ihn nicht meinen kann. Doch wo immer historische Ahnungslosigkeit und die Hybris moderner Menschen, die alles besser wissen, walten, muss mit dem Sprachbesen gekehrt werden. Katharina Wagner sollte weiter gehen: Wie oft lässt der Komponist in seinem "Lohengrin" die Chorscharen ein "Heil" anstimmen! Ja geht’s noch? "Hi", finden wir, wäre der Zeit angemessen.