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Großgemüse

Belgien ist Kürbis-Europameister - Deutscher Meister in Ludwigsburg nur knapp unter einer Tonne

  • So, 13. Oktober 2024, 16:32 Uhr
    Südwest

     

Europas beste Kürbiszüchter haben ihre gewichtigen Zöglinge auf die Waage in Ludwigsburg gehievt. Der Europameister-Titel geht an keinen Unbekannten.

Riesige Riesenkürbisse bei der Kürbis-EM in Ludwigsburg<Bildquelle></Bildquelle>  | Foto: Christoph Schmidt (dpa)
Riesige Riesenkürbisse bei der Kürbis-EM in Ludwigsburg Foto: Christoph Schmidt (dpa)

Mit einem wuchtigen und tonnenschweren Exemplar hat sich der belgische Kürbiszüchter Mario van Geel bei den Europameisterschaften im Kürbiswiegen in Ludwigsburg bei Stuttgart durchgesetzt. Mit seinem 1.152 Kilogramm verwies er den Deutschen Meister Matthias Würsching aus Einhausen in Hessen (997,5 Kilo) auf den zweiten Platz. Auch der Drittplazierte David Frommelt kommt aus Deutschland (949,5 Kilo). Der Belgier van Geel hatte den EM-Titel bereits im Jahr 2019 gewonnen. Im vergangenen Jahr war Luca Stöckl aus Bayern erfolgreich.

Deutscher Kürbismeister Matthias Würsc...tel gereicht.<Bildquelle></Bildquelle>  | Foto: Matthias Würsching (dpa)
Deutscher Kürbismeister Matthias Würsching (hinten) mit seinem Prachtexemplar. Zur DM am 6.10. wog er noch 1005 Kilogramm - aber auch das hätte einige Tage später nicht zum EM-Titel gereicht. Foto: Matthias Würsching (dpa)

Beim Show-Wiegen auf der Kürbisausstellung im Blühenden Barock Ludwigsburg werden jedes Jahr Europas größte Kürbisse gewogen. Mit dabei sind Züchter aus Deutschland, Polen, Österreich, Schweiz, Frankreich und Belgien. Traditionell werden die Riesenkürbisse gemeinsam mit zahlreichen weiteren Exemplaren beim Schlachtfest zum Abschluss der Ausstellung zerteilt, andere werden beim Schnitzfestival am 20. Oktober zu überdimensionalen Kunstwerken gestylt.

In diesem Jahr gilt das nicht für den neuen Europameister-Kürbis aus Belgien: Er ist bis einschließlich Donnerstag zu sehen, wird dann aber zurück nach Belgien gebracht, um an einem weiteren Wettbewerb teilzunehmen.

Aber wie wird ein Kürbis so groß? Ist da Doping im Spiel? Und was geschieht nach dem Wiegen mit dem Fruchtgemüse? Der amtierende Deutsche Meister Matthias Würsching verrät seine Tricks.

Was unterscheidet den Riesenkürbis vom Kürbis am Marktstand?

Riesenkürbisse (Cucurbita maxima) sind in der Familie der Kürbisgewächs eine eigene Pflanzenart, bei der es vor allem um eines geht: um die Größe. Zu dieser Sorte gehört der "Atlantic Giant", der im Normalfall 25 bis 50 Kilogramm schwere Früchte ausbildet und mit dem auch die Weltrekorde erzielt werden. Geerntet werden die riesigen Exemplare im September und Oktober. Sie haben zwar einen hohen Wasseranteil, aber trotzdem festes Fruchtfleisch in gelboranger Farbe.

Wer ist Weltrekordhalter?

In Ludwigsburg geht es zwar nur um den Titel des Europameisters. Aber natürlich will jeder Züchter auch den Weltrekord knacken. Der aktuelle Rekord dieses volkssportähnlichen Gartenspaßes liegt bei 1247 Kilogramm. So schwer war der Kürbis, den der US-amerikanische Kürbiszüchter Travis Gienger aus Minnesota im vergangenen Jahr präsentierte. Den Bestwert stellte der Gartenbaulehrer mit seinem Koloss beim Kürbiswiegen im kalifornischen Half Moon Bay auf.

Weltschwerste Kürbisse sind aber auch in Europa bereits gewachsen. Im Jahr 2016 holte der Belgier Mathias Willemijns den Weltrekord mit 1190,5 Kilogramm. Und auch ein Italiener war schon an der Spitze der Kürbiszüchter. Stefano Cutrupis Kürbis brachte 2021 ganze 1226 Kilo auf die Waage.

Wer ist für Deutschland mit dabei?

Als Sieger der Deutschen Meisterschaft vom vergangenen Wochenende geht Matthias Würsching aus Hessen an den Start. Sein Kürbis wog damals noch 1005 Kilogramm, inzwischen dürfte er zehn Kilogramm leichter sein. Leichter? "Ja, in der ersten Woche nach dem Schnitt verliert ein Riesenkürbis an Gewicht durch Verdunstung", sagt der Züchter aus Einhausen nahe Worms. Auch David Frommelt (957,5 Kilogramm) und Michael Asam (745 Kilogramm) aus Bayern sind in Ludwigsburg am Start. Aus Bayern stammt übrigens auch der (noch) amtierende Europameister, der Student Luca Stöckl. Seine Züchtung wog im vergangenen Jahr 1041,5 Kilogramm.

Werden die Teilnehmer-Kürbisse denn von Jahr zu Jahr schwerer?

Ja, tatsächlich hat kein Rekord lange Bestand. "Die Züchter verbessern ihr Saatgut Jahr für Jahr, sie tauschen die guten Kerne, bestäuben per Hand, kreuzen die größten Kürbisse der Champions", sagt der dreifache Deutsche Meister Würsching. Sein erster Kürbis in Ludwigsburg war im Jahr 2006 noch 385 Kilo schwer, das ist nur fast ein Drittel des heutigen Gewichts. Im vergangenen Jahr reichten dem Hessen in Ludwigsburg 967 Kilo zum deutschen Titel, in diesem Jahr waren es knapp 50 mehr.

Wie können Kürbisse solche Dimensionen annehmen?

Tricks und Handwerk, das ist alles. "Genmanipulation ist da keine im Spiel", sagt Würsching. Die Samen seien das A und O beim erfolgreichen Züchten von Riesenkürbissen. Bei fast allen Rekordkürbissen der vergangenen Jahre handelt es sich um Vertreter der Sorte "Atlantic Giant". Rekordgärtner raten auch, die Samen Ihrer Riesenkürbisse vorab für sechs bis sieben Stunden in kaltes Wasser zu legen. Nur Saatgut, das aufsteigt und oben schwimmt, ist keimfähig.

Und das Wetter?

Natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle: Ein solcher Kürbis braucht täglich bis zu 500 Liter Wasser und viel Sonne, aber auch nicht zu viel. Denn zu schnell darf er auch nicht wachsen, dann kann er Risse bekommen.

Und das reicht schon?

Sicher nicht. Es gibt etwa Züchter, die ihren Kürbis auf dem Miststock wachsen lassen. Zudem brauchen sie viel Platz: Auf dem Kürbishof seiner Familie bietet Würsching, eigentlich Kämmerer seiner Gemeinde, seinem Titelkandidaten rund 80 Quadratmeter. "Da darf dann nur ein Kürbis wachsen. Ihm schneide ich auch die überflüssigen Triebe ab, sonst geht zu viel Kraft in die Pflanze", erklärt er. Die eigentliche Wachstumsphase dauert rund 100 Tage, an denen die Pflanzen teils bis 25 Kilo am Tag zulegen.

Was passiert mit all den Ludwigsburger Kürbissen?

Das jährliche Kürbiswiegen in deutscher und internationaler Konkurrenz ist Teil der Kürbisausstellung am Residenzschloss in Ludwigsburg - und die endet am 8. November mit einem Schlachtfest. Dann werden zahlreiche Kürbisse auf dem Areal zerschnitten und verspeist. Anders als etliche andere Kürbisse sind die Kolosse vom Wettwiegen nichts für Feinschmecker.

Sie schmecken nach Angaben der Veranstalter nicht besonders lecker, weil sie aus viel Wasser bestehen. Geschlachtet werden sie dennoch. Wichtig sind dann vor allem die Kerne, die sich die Züchter vorab aber auch selbst in großer Zahl sichern zum Verkauf oder Tausch.

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