726 Baumfällungen im Winter
Baumexperten nehmen die Offenburger Stadtverwaltung in Schutz
726 Baumfällungen durch die Stadtverwaltung in diesem Winter. Bei diesem sensiblen Thema gehen schnell die Emotionen hoch. Drei Offenburger Baumexperten ordnen in einer Stellungnahme die Zahl versachlichend ein.
Fr, 13. Dez 2024, 6:30 Uhr
Offenburg
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Zur Versachlichung merken die drei Baumexperten aus ihrer Sicht folgende Punkte an: Sicher sei es einmal mehr unvorteilhaft von Verwaltungsseite, ohne weitere detaillierte Aufschlüsselungen und Informationen diese Liste in Umlauf zu bringen. Anmerkung der BZ-Redaktion: Eigentlich hätte die Verwaltung aus den Kommunikationsfehlern, die beim Thema Weingartenstraße und Moltkestraße gemacht wurden, lernen müssen. So halten die drei Experten den Begriff "allgemeiner Vitalitätsmangel", der von der Stadt als Fällkriterium genannt wird für etwas unglücklich: Er umschreibe eine Vielzahl von Ursachen aufgrund derer Bäume und Sträucher keine Zukunftsperspektive haben.
Aufgrund der Klimaveränderung würden bekanntlich Wetterextreme sehr stark zunehmen: länger anhaltende Trockenperioden, extreme Hitzephasen, gestiegene UV-Einstrahlung und Starkregen Ereignisse. Letztere kommen den Bäumen bedingt durch schnell abfließendes Oberflächenwasser nur ungenügend zu gute. Dadurch sind immer mehr Bäume nachhaltig in ihrer Vitalität beeinträchtigt, was zur Folge hat, dass sie für Krankheiten und Schädlinge – pilzlicher Erreger und Schadinsekten – vermehrt anfällig sind.
Die Experten beobachten, dass immer wieder die Forderung Straßenbäume einem Schnitt zu unterziehen kommen. Dazu merken die drei an: Im Prinzip brauchen freiwachsende Gehölze und Bäume nicht geschnitten zu werden. Dies gelte auch für gepflanzte Jungbäume, wenn sie an ihren endgültigen Standorten die Anwuchs- und Entwicklungsphase hinter sich gelassen haben. Ausnahmen bilden hier Obstbäume und die sogenannten Kopfbäume oder die Dachplatanen auf dem Platz der Verfassungsfreunde. Notwendige Schnittmaßnahmen sollten sehr behutsam und wohlüberlegt geschehen. Ganz zu vermeiden seien sie nicht, gerade bei der Entnahme von Totholz und besonders im Straßenbereich seien diese zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht notwendig.
In der Vergangenheit wurden auch Fehler in der Herstellung der Baumquartiere hinsichtlich der Größe der durchwurzelbaren Bereiche und geeignetem Pflanzensubstrat gemacht, nennen die drei Autoren einen weiteren Grund für einen "allgemeinen Vitalitätsmangel".
Aber ein Großteil der angedachten Baumfällungen beruhe auf flächigem Wildwuchs, zu dichtem Bestand, durchgewachsenen Heckenpflanzungen und ungeeigneten Standorten. Bei mehr als einem Drittel (252) der 726 Bäume handelt es sich um Hainbuchen/Weißbuchen (Carpinus betulus), davon alleine 59 Hainbuchen auf dem Gelände des Spotclubs Offenburgs (SCO). Man sollte sich die Situation vor Ort genau anschauen, bevor man die Stadt dafür kritisiert. Dann erkenne man schnell, dass es sich um eine durchgewachsene Hecke handle, bei der seit vielen Jahren keine Pflegearbeiten mehr durchgeführt wurden. Klartext von Bauknecht, Einstein und Schröder: "Wir widersprechen dem Vorwurf der Willkür und respektieren die Fachkenntnis und Fähigkeiten der städtischen Mitarbeiter, der Technischen Betriebe Offenburg und der beauftragten Fachbetriebe."
Bereits im Zuge der Baumentnahmen, so schreiben sie, "erscheint es uns wichtig, dass geeignete Standorte fixiert und zeitnah mit standortgerechten Bäumen bepflanzt werden". Es müsse der Öffentlichkeit aber auch bewusst sein, dass die von Kritikerseite als "Bäume" betitelten Gehölze in der Umsetzung eben nicht eins zu eins ersetzt werden können.
"Trotzdem sind wir davon überzeugt, dass die sogenannte Baumbilanz unterm Strich, durch sinnvoll angelegte Neupflanzungen, verbessert werden kann", heißt es auch im sinn der Kritiker zum Abschluss der Stellungnahme.
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