Aus Pierrot wird ein Nazi-Peter

John Boyne lässt einen jungen Franzosen auf Hitler treffen.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Aus Pierrot wird Peter. Das sollte zuerst zu seinem Schutz sein, um nicht als halber Franzose aufzufallen oben auf dem Berg. Doch der siebenjährige Waisenjunge fällt trotzdem auf. Als er 1937 zu seiner deutschen Tante Beatrix auf den Berghof zieht, interessiert sich der Hausherr persönlich für ihn: Adolf Hitler. Eine drastische Veränderung beginnt: Aus dem feinfühligen Grundschüler aus Paris wird ein herrischer Scharführer, ein Denunziant, ein Täter. Wie konnte es dazu kommen?

Der britische Autor John Boyne widmet sich mit seiner fiktiven Figur dieser Frage und zeichnet in drei hochspannenden Teilen Pierrots Lebensweg und seine Radikalisierung nach. Mit einer Uniform, die Hitler ihm schenkt, fängt die Verwandlung an: Pierrot ist stolz, fühlt sich wichtig, übernimmt automatisch Meinungen und kommandiert das Personal herum. Die vielen Treffen mit Hitler sind wirkungsvoll inszeniert. Es wird deutlich, dass die harten klaren Ansagen des "Herrn" ihm mehr Halt geben als die Heimlichtuerei der Tante und des Fahrers. Der geplante Anschlag scheitert, da Pierrot die beiden verrät. Entsetzt beobachtet er in der Folge Beatrix’ Exekution, bereut aber nichts: "Aber du bist in Sicherheit, sagte er sich. Und sie war eine Verräterin, genau wie Ernst. Verräter müssen bestraft werden." Der Dreizehnjährige hat jetzt nicht nur seinen Namen und seine frühere Identität verloren, sondern auch seine ganze Familie. In seinem Umfeld ist niemand mehr sicher: nicht die Köchin Emma, nicht die Jugendliebe Katharina.

Und obwohl man von Pierrot abgestoßen ist, schafft es der allwissende Erzähler, dass man voller Hoffnung zu ihm hält – bis zum Schluss. Auch mögliche Stellmarken für seine Entwicklung werden genannt: die nationalistischen Ansichten des Vaters, die Quälereien anderer Kinder, dass die Tante und ihr Freund den Neffen nicht ernst genommen haben. Einer hat es getan – Hitler. Nach Kriegsende wird der tragische Held sich seiner Schuld bewusst, wie der weise und versöhnliche Epilog zeigt. Peter will wieder Pierrot werden.

John Boyne: Der Junge auf dem Berg. Roman. Aus dem Englischen von Ilse Layer. Fischer Verlag, Frankfurt 2017. 304 Seiten, 16,99 Euro. Ab 12.
Schlagworte: Adolf Hitler, John Boyne, Ilse Layer

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Weitere Artikel