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Auf Umwegen in den Führerstand

  • Di, 27. September 2022, 09:06 Uhr
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Verlagsthema Erst nach ihrer ersten Ausbildung und dem anschließenden Job als Zahntechnikerin wurde die 25-jährige Teresa Boschert Triebfahrzeugführerin.

Für Quereinsteiger wie Teresa Boschert... Bahn zwischen zehn und zwölf Monaten.  | Foto: JAN ZAWADIL
Für Quereinsteiger wie Teresa Boschert dauert die Ausbildung zum Triebfahrzeugführer bei der Deutschen Bahn zwischen zehn und zwölf Monaten. Foto: JAN ZAWADIL

Eigentlich hat Teresa Boschert das Eisenbahner-Gen in die Wiege gelegt bekommen – ihr Vater ist Lokführer, und auch ihr Opa und Uropa waren schon bei der Bahn. Doch erst über Umwege wurde sie Lokführerin im Fernverkehr und bringt heute Fahrgäste von Basel aus nach Frankfurt oder Stuttgart.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Teresa Boschert jetzt im Führerstand Platz nimmt. Schließlich absolvierte sie nach der Mittleren Reife zuerst eine Ausbildung zur Zahntechnikerin, arbeitete anschließend in diesem Beruf weiter und fertigte eineinhalb Jahre lang Gebisse, Implantate und Brücken an.

Die Zukunftsaussichten und Verdienstmöglichkeiten machten sie aber immer unglücklicher. "Denn wenn man als Frau auf eigenen Beinen stehen will, wird es schwierig", erklärt Teresa Boschert. Sie wusste, dass sich etwas in ihrem Leben ändern muss. Auf die Idee, Triebfahrzeugführerin zu werden, brachte sie ihr Vater. Er ist selbst Lokführer und machte den Vorschlag eigentlich nur aus Spaß. Doch weil er das Eisenbahner-Gen an die Tochter weitergegeben hat, war es kein Wunder, dass Teresa Boschert die Gelegenheit beim Schopf packte – auch wenn ihre Oma dagegen war, da der Schichtdienst anstrengend sei.

Davon ließ sie sich nicht beirren. Boschert wusste, was auf sie zukommen würde, welche Dienstzeiten und welche Arbeit sie zu leisten hätte. Auch die Spätschichten schreckten Boschert nicht ab. "Ich komme ohnehin nicht so gut aus dem Bett", meint sie schmunzelnd. Kurzerhand bewarb sie sich im Jahr 2020 für eine Quereinsteiger-Ausbildung bei der Deutschen Bahn und wurde angenommen.

An ihre Premierenfahrt nach abgeschlossener Ausbildung im Frühjahr 2021 erinnert sie sich gerne zurück. Damals ging es mit dem Regionalexpress von Offenburg nach Basel. Die Aufregung hielt sich in Grenzen: Nach ihrer Umschulung sowie den Einweisungsfahrten fühlte sie sich sehr gut vorbereitet. Die Fahrt sei abwechslungsreich gewesen, weil der Zug in Freiburg getrennt wurde und sie deshalb auch noch rangieren musste.

Perfektion ist der eigene Anspruch

Die Verantwortung für die Fahrgäste hat für sie oberste Priorität. Sie handelt nach dem Grundsatz "Sicherheit, Pünktlichkeit, Wirtschaftlichkeit". Man dürfe sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, so Boschert.

"Als ruhige Frau" beschreibt sich Teresa Boschert. Wenn sie sich durchsetzen müsse, gehe das aber auch. Hinzu kommen hohe Ansprüche an sich selbst. Als sie die Eigenheiten der Bahnstrecken während der Mitfahrten kennenlernte, merkte sie sich genau, welcher Bahnsteig kurz ist oder welcher Halt leicht abschüssig gelegen ist. Denn: "Am liebsten hat man es immer perfekt." Das sei auch beim Halt am Bahnsteig natürlich so.

Neben den Anforderungen an sich selbst hat Boschert einen Wunsch: "Ich würde gerne bis nach Köln fahren." Die schöne Stadt und vielleicht die Möglichkeit, die eine oder andere Mittagspause am Rhein zu verbringen, das sei schon was.

Quereinstieg bei der Deutschen Bahn

Für Quereinsteiger dauert die Ausbildung zum Triebfahrzeugführer bei der Deutschen Bahn zwischen zehn und zwölf Monaten. Voraussetzung ist eine abgeschlossene, möglichst technische Berufsausbildung. Lokführer bereiten Züge im Fern-, Güter- und Regionalverkehr auf die rechtzeitige Abfahrt vor und fahren sie sicher und pünktlich vom Start zum Ziel. Außerdem erkennen und beseitigen sie Störungen am Fahrzeug.

Ein Lokführer verdient im Jahr, je nach Berufserfahrung und Einsätzen im internationalen Verkehr oder als Ausbilder, zwischen 44 500 und 53 400 Euro inklusive Zulagen und Weihnachtsgeld.

Quereinsteiger erhalten in der Ausbildung rund 2650 Euro im Monat sowie gegebenenfalls Zulagen. Solche Zulagen kommen durch Arbeit in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen zustande. Insgesamt arbeiten bei der Bahn etwa 19 400 Lokführer, davon rund 2600 bei DB Fernverkehr, etwa 12 700 Fahrzeugführer bei DB Regio und etwa 4200 bei DB Cargo. Ein Quereinstieg ist bei der Deutschen Bahn auch in vielen weiteren Berufen möglich, zum Beispiel als Fahrdienstleiter oder Zugbegleiter.
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Ressort: Verlagsthema

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