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Kriminalität

Angeklagter zu Totschlag in Rickenbach: "Es war wie in einem Horrorfilm"

  • dpa

  • Mo, 14. Oktober 2024, 18:30 Uhr
    Südwest

     

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Taucher finden im April bei Breisach Leichenteile eines Mannes im Rhein. Er war Ermittlern zufolge erschossen worden. Ein 58-Jähriger steht nun in Waldshut-Tiengen vor Gericht. Er ist geständig. Der Tatort liegt bei Rickenbach.

Die Rheinbrücke bei Breisach. In ihrer...April Leichenteile im Wasser gefunden.  | Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)
Die Rheinbrücke bei Breisach. In ihrer Nähe wurden im April Leichenteile im Wasser gefunden. Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)

Ein 58-Jähriger hat nun auch vor Gericht gestanden, im Streit einen 38-jährigen Mann in einer Unterkunft für Asylsuchende im Kreis Waldshut getötet zu haben. "Ich habe zweimal geschossen", sagte der Angeklagte am Montag zum Auftakt des Prozesses in Waldshut-Tiengen. Er habe aus Notwehr gehandelt, weil er zuvor angegriffen worden sei.

Die Anklage wirft dem Deutschen Totschlag und unerlaubten Waffenbesitz vor. Er soll nach der Tat Ende Dezember die Leiche des Opfers in einen Wald gebracht haben. Tage später habe er dann den Toten in einem Schrebergarten mit einer Machete in sechs Teile zerlegt, diese in Maschendraht gewickelt und an unterschiedlichen Stellen in den Rhein geworfen, lautet der Vorwurf. Taucher hatten die Leichenteile Anfang April bei Breisach gefunden.

Der Angeklagte stellte sich Ende April der Polizei und war dort bereits geständig, wie Ermittler berichtet hatten. Vor dem Landgericht gab er nun an, er habe die Weihnachtstage mit seiner Großfamilie in einem abgelegenen Haus bei Rickenbach nahe der Schweizer Grenze verbracht. Auf der Straße sei er von dem 38-Jährigen, den er vorher nicht gekannt habe, beschimpft und mit dem Tod bedroht worden. Die Todesdrohungen hätten die ganze Familie betroffen.

Die Tatwaffe war nicht angemeldet

Er sei in das Haus zurückgegangen, habe zur eigenen Sicherheit eine mitgebrachte Pistole geholt und sei dem Mann in die nahegelegene Unterkunft gefolgt. Dort kam es demnach zu der Auseinandersetzung und den tödlichen Schüssen. Das Opfer starb noch an Ort und Stelle.

"Ich wollte niemanden töten", sagte der gelernte Feinmechaniker. Bei seiner teils emotionalen Aussage vor Gericht brach er mehrfach in Tränen aus. Er habe am Tag der Tat im Kreis der Familie viel Alkohol getrunken und sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden. "Es war wie in einem Horrorfilm."

Der Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft und wurde mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Er trug dabei eine Wollmütze und einen Mundschutz. Er berichtete, seit langem Jäger zu sein. Im Prozess wurde deutlich, dass bei ihm 40 legale Waffen und rund 20.000 Patronen gefunden wurden. Die Tatwaffe sei hingegen nicht angemeldet gewesen. Mit Blick auf die zerlegte Leiche sagte er: "Als Jäger ist das Routine."

Für die Suche nach dem vermissten Opfer gab es eine Sonderkommission

In der Verhandlung gab es teils heftige Wortwechsel zwischen dem Angeklagten und dem Vorsitzenden Richter Martin Hauser. Der 58-Jährige fragte Hauser einmal, ob er überhaupt zuhöre. Als der Angeklagte sagte, Gott sei sein Zeuge, entgegnete Hauser: "Den können wir jetzt leider nicht vernehmen."

Das 38 Jahre alte Opfer galt zu Beginn des Jahres als vermisst. Die Polizei richtete damals zur Aufklärung des Falls die große Sonderkommission "Rhenus" mit 60 Beamtinnen und Beamten ein. Rund um Rickenbach suchten Polizeibeamte nach dem Mann, dabei wurden auch ein Polizeihubschrauber und Drohnen eingesetzt.

Ressort: Südwest

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Kommentare (1)

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Klaus Jacob

128 seit 23. Aug 2020

Ich frage mich warum nur Totschlag? Wie es hier beschrieben wird hört sich das nach kaltblütigen Mord an. Und bei jeden Täter immer das gleiche. Besoffen, Ausnahmezustand, psychisch geschädigt. Ich kann es bald nicht mehr hören. In Deutschland gibt es scheinbar keine Mörder mehr sondern nur noch psychische Kranke und dementsprechende Gerichtsurteile. Aber hier ist er ja extra hinterhergelaufen, hat sich vorher die Waffe geholt und das sicher nicht ohne Grund. Meiner Meinung nach absichtlich zu töten und das ist Mord. Der hinterher angebliche Streit ist die Ausrede mit Totschlag bestraft zu werden und schlußendlich in der Psychatrie die Strafe absitzen zu dürfen. Aber ich bin ja kein Staatsanwalt oder Richter sondern nur der Leser der das so gelesene aufgenommen hat.


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