... mit Andreas Wencel, der in seinem Zweitleben den Ritter Schnewlin von Landeck spielt
AN DER RÜSTUNG ...: Mit Schwert und Amboss
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Andreas Wencel fällt auf. Das liegt an diesem Tag nicht an seiner stattlichen Statur, eines Ritters durchaus würdig, sondern an eben dieser Gewandung, die er für das Gespräch mit der BZ angezogen hat: ein Leinenhemd, eine mintgrüne Wolltunika und ein dunkelbrauner Gehrock. Für das Foto zieht er sich später noch einen grün-gelben Wappenrock – die Farben derer von Landeck – sowie einen schweren dunkelbraunen Wollmantel samt Rentierüberwurf an. An seinen Unterarmen hat er einen Schutz festgezurrt. Außen ist der aus Rindsleder, innen aus weichem Kaninchenfell. Er wollte erst den aus Schafsfell anziehen aber seine Frau fuhr ihm in die Parade. "Du bist ein Ritter, kein Bauer", sagte sie, auf seinen Stand verweisend. Schaf, das sei etwas für die unteren Schichten.
Für Wencel ist es wichtig, möglichst authentisch zu sein. Er hat ein eher technisches Interesse am Mittelalter. Und er romantisiert es nicht. "Zum Träumen ist das Leben zu kurz", sagt er. Wenn er eine Zeitmaschine hätte, würde er für einen Urlaub ins Mittelalter reisen. "Aber dauerhaft? Ne, das wäre dann nichts für mich."
Sein Interesse am Mittelalter kam eher zufällig zustande. An einem Tag vor 22 Jahren lief er in seiner damaligen Heimat, dem Ruhrgebiet, an der Burg Vondern vorbei, einem stattlichen Gemäuer aus dem 13. Jahrhundert. Neugierig geworden schaute er sich die Burg von außen an – und lief zufällig einem damaligen Mitglied des Fördervereins der Burg über den Weg, der damals als Hausmeister in der Burg lebte. Als dieser in Rente ging, bot sich für Wencel zwei Jahre später die Möglichkeit, selbst in die Burg zu ziehen.
Seitdem hat ihn das Mittelalterfieber nicht mehr losgelassen. Als er vor einigen Jahren berufsbedingt nach Baden zog, fand er eine Wohnung in Landeck, einem Ortsteil von Teningen bei Emmendingen. Bekannt ist dieser auch durch die dortige Burgruine, die eben einmal auch das Zuhause des Ritters Schnewlin von Landeck war. Und plötzlich hatte Wencel seine Rolle gefunden. Einmal im Jahr, am Tag des Denkmals, steht Wencel dann in seiner Rüstung am Eingang der Burg, begrüßt die Gäste, lässt sich fotografieren und steht Rede und Antwort.
Hinzu kommen die vielen Mittelaltermärkte in der Region. Fünf, sechs mal im Jahr zieht es ihn, beziehungsweise sein Alter Ego Ritter von Landeck, zu einem der vielen solcher Treffen von Mittelalterfans – Gauklern, Händlern, Burgfräuleins. Am morgigen Sonntag etwa wird er beim Mittelalterfest auf dem Freiburger Mundenhof dabei sein. Angereist ist er schon. Samt Zelt und Schafsdecken übernachtet er dort schon seit Freitagabend im Kreis Gleichgesinnter. Keine Freaks seien das, betont Wencel ausdrücklich, sondern ein Querschnitt durch die Gesellschaft. "Wir haben Arbeiter, Ärzte, Physiker." Eine Bekannte von ihm, eine Meeresbiologin, spielt eine Kräuterfrau. Doch egal welchen Hintergrund man habe, die Wellenlänge stimme unter den Mittelalterfans einfach, sagt Andreas Wencel.
Er selbst ist dann nicht nur Ritter, sondern auch Schmied. Er beherrscht das Handwerk. Bei seiner Ausbildung zum Verfahrensmechaniker in einem Stahlwerk musste er auch Kurse im Schmieden belegen, spätere Spezialisierungen im Bereich Maschinenbau verfeinerten seine Kenntnisse. So kam es dann auch, dass er die stattliche Rüstung aus Einzelteilen selbst zusammenfügte. Selbst ein Schwert hat er sich vor einigen Jahren selbst geschmiedet.
Auch auf dem Mundenhof wird er die Schmiede dabei haben – ein kleiner Amboss, diverse Hämmer und Zangen. Und natürlich Schmiedekohle. Fettnuss Nummer 4. Mit normaler Heiz- oder Holzkohle hätte man keine Chance, entsprechende Temperaturen zu erreichen.
Derzeit arbeitet er an einem besonderen Projekt "Ich baue mir eine Art Thron", sagt Wencel schmunzelnd und ist in diesem Moment ganz der Edelmann. Er nimmt sein Hobby ernst, deshalb legt er auch so viel Wert auf Authentizität. "Man kann dabei wunderbar dem Alltag entkommen", sagt er über die Faszination der Szene. Ist er in seiner Gewandung, trifft er sich mit den Gleichgesinnten, dann zeigt sich seine Rolle nicht nur durch die Kleidung. Auch sprachlich tritt er dann anders auf. "Wenn wir uns sehen, dann sagt keiner ’hallo’. Dann sagen wir ’Seid gegrüßt’!"
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