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TV-Serie

Amazon geht mit "You Are Wanted" in die Offensive

Fernsehserien werden längst nicht mehr nur von klassischen TV-Sendern produziert, sondern auch von Online-Streamingdiensten. Amazon veröffentlicht mit "You Are Wanted" seine erste deutsche Großproduktion.  

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Matthias Schweighöfer bei den Dreharbeiten für „You Are Wanted“ in Berlin. Foto: Stephan Rabold
Der Hype um "You Are Wanted" ist beträchtlich. Plakate in Deutschlands Innenstädten, eine Sonderausgabe der Zeitschrift Cinema. Die Weltpremiere wurde am gestrigen Mittwoch in Berlin mit 2000 Normalbürgern und prominenten Gästen zelebriert, die Bild-Zeitung übertrug sie live auf ihrer Homepage. Was für ein Aufwand. Aber es geht laut Pressemitteilung ja auch um nicht weniger als den "größten deutschen Serienstart aller Zeiten". Der Sechsteiler mit Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent Matthias Schweighöfer als Zugpferd ist von Freitag an weltweit zu sehen.

Hinter "You Are Wanted" steht Amazon, der weltgrößte Onlineversandhändler – und der deutsche Marktführer unter den Streamingdiensten, die im Internet gegen Bezahlung abrufbare Filme und TV-Serien anbieten. Die Online-Videotheken bieten Filme, Serien und Dokumentationen, die in Lizenz übernommen werden. Ihr bestes Verkaufsargument aber sind Eigenproduktionen.

Die Situation erinnert an die 80er Jahre, als das kommerzielle Fernsehen nach Deutschland kam. Um ARD und ZDF Publikum abzujagen, setzten die Privatsender auf die Erstausstrahlung populärer Kinofilme. 30 Jahre später versuchen nun die Streaminganbieter, den arrivierten öffentlich-rechtlichen, privaten und Pay-TV-Kanälen zuzusetzen. Ihr Trumpf: eigene Serien, die exklusiv gezeigt und erst lange nach der Premiere der althergebrachten Konkurrenz zur Zweitverwertung überlassen werden. Begonnen hat der Hype um die Internetanbieter 2013 mit der Serie "House of Cards" von Netflix. Das US-Unternehmen ist der Pionier unter den Streamingdiensten.

Geholfen hat den Streamingdiensten, dass sie aufkamen, als in Deutschland das Wehklagen über die Qualität des Programms der TV-Sender besonders groß war. Im Vergleich zum Angebot der Onlinekanäle wirkten deren Sendungen altbacken und bieder. Mittlerweile haben ARD, ZDF und Pay-TV-Sender wie Sky aufgerüstet, die Streamingdienste sind ihrerseits in der harten Realität von Marktanteilen und Rentabilität angekommen. Eine 2016 veröffentlichte Onlinestudie von ARD und ZDF nennt folgende Zahlen: 8,4 Millionen und damit 12 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren nutzen Amazon Prime, gefolgt von Netflix (7 Prozent, 4,8 Millionen), iTunes (4 Prozent, 3 Millionen) und Maxdome (1,9 Millionen, 3 Prozent).

Vor allem Jüngere nutzen
die Streamingdienste

"Kostenpflichtige Inhalte auf Diensten wie Netflix und Amazon Prime werden auf mindestens wöchentlicher Basis von insgesamt 11 Prozent der Bevölkerung genutzt", bilanziert die Studie. "Generell sind [diese] Nutzer deutlich jünger als die Bevölkerung insgesamt" – die Altersgruppen 14 bis 29 und 30 bis 49 seien zu je 43 Prozent vertreten.

Dass Amazon den Markt anführt, hat einen simplen Grund: Wer bei dem Onlinekaufhaus für 8,99 Euro im Monat den Expressversand Amazon Prime bucht, bekommt gleichzeitig Zugang zum Streamingangebot mit 20 000 Filmen und Serienfolgen. Der Hauptkonkurrent Netflix macht seinen Umsatz dagegen allein mit Streaming-Abos, die 7,99 bis 11,99 Euro im Monat kosten. Der Erfolg hängt davon ab, dass beständig neuer und exklusiver Stoff hinzukommt – sonst verabschieden sich die Kunden, sobald sie die Höhepunkte des Angebots gesehen haben. Monatliche Kündigungsfristen machen es möglich.

Der globale Marktführer Netflix darf "You Are Wanted" deshalb als Kampfansage verstehen, die Amazon mit einer wichtigen unternehmerischen Entscheidung vorbereitete. Bis 2016 gab es die Amazon Prime Videos nur in den USA, Deutschland, Österreich, Großbritannien und Japan. Nun sind sie in rund 200 Ländern verfügbar. Das kann Netflix trotz stetigen Wachstums und 66,7 Millionen Dollar Gewinn 2016 nicht kalt lassen: Nach eigenen Angaben sind 47 Prozent der 93,8 Millionen Nutzer außerhalb der USA zu Hause. Dass Prime Video noch defizitär ist, spielt für Amazons Offensive keine Rolle. Die Kriegskasse des Versandhändlers ist gut gefüllt.

Ressort: Computer & Medien

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