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BZ-Interview

Freiburger Theologin zum Valentinstag: "Die Liebe zählt"

Der Valentinstag hat eine lange Tradition: Sein Name kommt vom heiligen Valentin, doch seine Ursprünge reichen weiter zurück. Dora Volke sprach mit der Theologin Barbara Henze über den Tag der Liebe.  

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Der Junobrunnen in Rom. Die Ursprünge des Valentinstags werden in einem Fest zu Ehren der römischen Göttin Juno vermutet. Foto: Ettore Ferrari
BZ: Frau Henze, heute dreht sich der Valentinstag hauptsächlich um Blumen und Pralinen, dabei hat er einen religiösen Ursprung. Wie passt das zusammen?
Henze: Tatsächlich ist die Tradition, dass Liebende sich am 14. Februar etwas schenken, älter als der Märtyrertod des heiligen Valentins im dritten Jahrhundert. Der Brauch kommt aus der römischen Kultur, er galt der römischen Göttin Juno, deren Festtag der 14. Februar war. Als der römische Kalender vom christlichen verdrängt wurde, hat man den Brauch übernommen und statt Juno Valentin gefeiert. Es gibt aber auch Legenden, die besagen, dass der heilige Valentin Paare getraut oder gesegnet hat.

BZ: Dann ist Valentin historisch gesehen nicht der Schutzpatron der Liebenden?
Henze: Früher war man sehr großzügig damit, Heiligen wünschenswerte oder außergewöhnliche Taten zuzuschreiben. Unter der römischen Herrschaft wurde es von beiden Seiten missbilligt, dass Christen Nichtchristinnen heiraten – zu Valentins Zeiten war das Christentum verboten. Manche Menschen standen also mit ihrem Heiratswunsch vor einer Herausforderung. Deshalb war Valentin gerade für diese Menschen sehr wichtig. Und wenn ich ehrlich bin, gefällt mir so ein Heiliger, der sagt: Gott segnet die, die sich lieben. Egal ob man dabei gesellschaftliche Normen sprengt. Aber zwischen dem, was man gern hätte, und dem, was die Kirche offiziell sagt, gibt es Unterschiede: Im Volksmund besteht der heilige Valentin weiter, aber aus dem kirchlichen Kalender hat man ihn gestrichen.

"Wenn man den christlichen Hintergrund wahren will, dürfte man in diesem Jahr eigentlich keine Schokolade verschenken." Barbara Henze

BZ: Warum wurde Valentin aus dem kirchlichen Kalender gestrichen?
Henze: In den 1960er Jahren hat die katholische Kirche ihren Kalender und damit auch seine Heiligen historisch überprüft. Die Lebensgeschichte des heiligen Valentin und die Legenden um ihn kann man nicht nachweisen: Es gab nämlich mehrere Valentins. Seit dem vierten Jahrhundert weiß man von einem Bischof Valentin von Terni. Die Geschichten über die Trauungen von Paaren beziehen sich aber auf einen Valentin von Rom, der schon im Jahr 269 gestorben ist. Vielleicht sind diese beiden Valentins aber auch die gleiche Person. Und dann gab es noch den Bischof Valentin von Rätien, der nach wie vor einen Gedenktag hat: den 7. Januar.

BZ: Wie wichtig ist der religiöse Ursprung des Valentinstags heute noch?
Henze: Am Valentinstag feiern wir das, wofür man damals den heiligen Valentin verehrt hat: Die Liebe zählt. Ob alle Geschichten über den christlichen Märtyrer historisch stimmen, ist nicht mehr so zentral. Heute schätzen Verliebte – und Blumen- und Schokoladenverkäuferinnen – den Tag unabhängig davon, ob sie christlich sind oder nicht. Wenn man den christlichen Hintergrund wahren will, dürfte man in diesem Jahr eigentlich keine Schokolade verschenken: Auf den 14. Februar fällt ja der Aschermittwoch und damit der Beginn der Fastenzeit.

BZ: Der heilige Valentin hat Paare getraut, die nicht heiraten durften. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, hat kürzlich Segnungen homosexueller Paare in Aussicht gestellt. Was würde Valentin dazu sagen?
Henze: Der heilige Valentin würde dem Kardinal sicher applaudieren und sagen: Regeln sind nicht schon deswegen gut, weil sie irgendwann einmal als Regeln aufgestellt worden sind. So wie Valentin damals über Vorbehalte hinweggesehen hat, gibt es auch heute bei der Segnung von homosexuellen Paaren sowohl gesellschaftliche als auch kirchliche Problematiken zu überwinden. Da ist in beiden Fällen die Überschrift: Die Liebe zählt.
Zur Person

Barbara Henze (59) ist Theologin an der Universität Freiburg und dort zuständig für Frömmigkeitsgeschichte und kirchliche Landesgeschichte. Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem kirchlichen Kalender und den Heiligen, die für Tage wie den Valentinstag Namenspate standen.

Mehr zum Thema:

Ressort: Liebe & Familie

Dossier: Liebe

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