Alte Materialien, zeitgenössische Kunst

Den ersten Materialien künstlerischen Gestaltens, Holz, Stein, Lehm, widmet sich die gleichnamige Ausstellung des Vereins Bildende Kunst Lörrach im Dreiländermuseum. Am Freitagabend ist Vernissage.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Simon Burkhalter, Bernd Goering und Jo...eyerle (von links) in der Ausstellung   | Foto: Barbara Ruda
Simon Burkhalter, Bernd Goering und Johannes Beyerle (von links) in der Ausstellung Foto: Barbara Ruda
Im Dreiländermuseum werden viele Ausstellungen mit historischem Bezug gezeigt. Da bietet der Verein Bildende Kunst mit seinen Werkschauen zeitgenössischer Kunst eine willkommene Abwechslung. "Holz Stein Lehm" ist bereits die zweite VBK-Ausstellung in diesem Jahr. Wo gibt es Schnittpunkte zu der "alten" Kunst in der Dreiländer-Geschichte, und was könnte für heutige und zukünftige Generationen
von Interesse sein? Darüber gab es nach Angaben der VBK-Vorsitzenden mit Jan Merk, der vor einem Jahr die Museumsleitung übernommen hat, einen Gedankenaustausch.

Die Materialien ursprünglichen künstlerischen Gestaltens, kreativ bearbeitet von Künstlern der Gegenwart, stehen im Mittelpunkt der neuen VBK-Ausstellung, die am Freitagabend mit einer Vernissage eröffnet wird. Wie Hanna Benndorf erklärt, hat sich das Kuratorenteam für den von Jürgen Unseld erdachten Titel "Holz Stein Lehm" begeistert und sich für die Ausstellung von diesen Begriffen tragen lassen. So dienten die drei Materialien als Ausgangspunkt und bringen, weitergedacht in die Richtung, was Holz für ein Bild bringen kann, sogar einen farbigen Aspekt in die Werkschau.

Die Arbeiten von Holzbildhauer Armin Göhringer, Simon Burkhalter (Holzkonstruktionen), Roman Klonek (Holzschnitt), Bernd Goering (Steinbildhauer) und Johannes Beyerle (Lehm) treten im Museum in eine spannende Korrespondenz. Für Simon Burkhalter ist Holz ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit und Ausgangspunkt für Skulpturen und bewegliche Figuren – ein lebendiges, vielseitig verfügbares Material, das sich formen lässt. In seinen Körpern, Skeletten und Exoskeletten geht es generell um Bewegung. Zum Beispiel in seinem lebensgroßen Pferd, das er in einer bewegten Pose eingefangen hat. Dabei bedient er sich der Richard Buckminster Fuller zugeschriebenen Technik "Tensegrity" – ein Tragwerksystem, in dem ein Objekt seine Form durch Zugkraft und Spannung erhält. Hier begegnet man einer ganz anderen Art des Umgangs mit Holz.

Bildhauer Bernd Goering präsentiert im Dreiländermuseum unterschiedliche Arbeitsstränge aus mehr als 20 Jahren. Am aktuellsten sind aufgeschnittene Findlinge, die ihr Innerstes preisgeben und vom Künstler wieder neu zusammengesetzt werden. Vorwiegend aus Granit sind die Blöcke, deren Oberfläche Goering so bearbeitet, dass sie aufplatzt. Dabei verschwinden jegliche Bearbeitungsspuren. "Ich nehme mich als Künstler völlig raus", sagt er. Interessant ist für ihn auch das Spiel mit Strukturen industriell gefertigter Ziegelsteine, die eine rein technische Funktion haben, aber nun Teil des Kunstwerkes werden. Manchmal bleiben dabei nur millimeterdünne, fragile Stege stehen.

Auch bei Armin Göhringer tragen feine "Beinchen" ungeheure Formen und Gestalten. Mit diesem Gegensatz von feinster Linie und großer Fläche gerät der Bildhauer wie auch Goering oftmals an den Rand des Möglichen. Ihn fasziniert die Spannung als immanente Eigenschaft seines Werkstoffs Holz, den er schwarz färbt.

Den Figuren von Johannes Beyerle wohnt wie seinem Material eine Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit inne. Der reine, aus der Grube geholte Lehm würde brechen, mische man ihm nicht als Bindemittel noch Heu oder Stroh bei. Seine Büsten formt er traditionell aus diesen Naturmaterialien. Wenn man sie fragmentarisch beobachtet, erkennt man stets Landschaftsstrukturen. Gefallene Baumzeichen, etwa aus Kirschbäumen, die er jahrelang beobachtet hatte, ummantelt der Künstler mit Lehm und postiert sie solchermaßen konserviert am Boden. Mit leichten Einritzungen verweisen sie auf Narbenbäume, Kultobjekte von indigenen Gesellschaften.

Der langsamen Technik des (verlorenen) Holzschnitts bedient sich Roman Klonek. Er arbeitet so präzise, dass seine Bilder wie Gemälde wirken. Seine Werke kommen plakativ, lebendig und poppig bunt daher und zeigen absurde Situationen. Die Menschen, Tiere und Mischwesen darauf könnten Comics und Anime entsprungen sein. Als "Merkwüdigkeitsverstärker" dienen kyrillische und japanische Schriftzeichen.

"Holz Stein Lehm", VBK-Ausstellung

Werke von Johannes Beyerle, Simon Burkhalter, Armin Göhringer, Bernd Goering und Roman Klonek

Vernissage: Freitag, 29. November, 19 Uhr, Dreiländermuseum, Begrüßung: Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic; Einführung: Kunsthistorikerin Susanne Meier-Faust

Gespräch: Johannes Beyerle und Ethnologe Andreas Volz, 15. Dezember, 15 Uhr

Finissage: 12. Januar, 16 Uhr

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren


Weitere Artikel