"Als Dank an dieses Land"

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Die Straßen sind noch menschenleer an diesem frühen Neujahrsmorgen. Unzählige Raketenfetzen und Scherben liegen als stille Zeugen eines fröhlich begangenen Jahreswechsels verstreut auf dem Asphalt. Auch der Kanonenplatz oben auf dem Schlossberg sieht wüst aus, doch menschenleer ist er nicht: Zwanzig junge Männer der Ahmadiyya-Muslimgemeinde tragen Arbeitshandschuhe und sammeln ganze und zerbrochene Flaschen, abgebrannte Feuerwerkskörper und Plastikverpackungen in Eimer und Restmülltüten. Sie gehören der Jugendorganisation "Khuddam ul-Ahmadiyya" an, die im Rahmen der bürgerschaftlichen Aktion "Freiburg packt an" zum ersten Mal auch in der Stadt eine ehrenamtliche Putzete am Neujahrstag organisierte. In Eichstetten gibt es eine vergleichbare Aktion bereits seit zehn Jahren.

"Waqar-e-Amal", übersetzt "ehrenvolle Arbeit", ist ein Leitmotto der Ahmadiyya-Muslimgemeinschaft, die dem sunnitischen Islam nahe steht. Sie ist in 195 Ländern vertreten, seit den 1920er Jahren in Deutschland. "Die Jugendlichen sollen dazu erzogen werden, dass sie jede Arbeit als ehrwürdig annehmen", erklärt der 28-jährige Khawaja Musawar. Außerdem, sagt er, wollten die Muslime mehrheitlich pakistanischer Herkunft mit ihrer Aktion ein Zeichen setzen: "Wir wollen die Stadt unterstützen, weil wir schon lange in Deutschland leben. Wir wollen Teil der Gesellschaft sein und gemeinnützige Arbeit machen, auch als Dank an dieses Land." Als Dank dafür, dass sie hier leben und ihre Religion ausüben dürfen, eine Freiheit, die sie in ihren Heimatländern nicht haben. In Pakistan beispielsweise, erzählt Musawar weiter, seien erst 2010 bei Übergriffen auf zwei Moscheen der Ahmadiyya-Gemeinschaft etwa 90 Menschen getötet worden.

Auch der Onkel von Sharjeel Khawaja musste aufgrund seiner Religionszugehörigkeit sein Leben lassen. Daraufhin floh der 20-Jährige mit seinem Bruder und seinen Eltern. Seit zehn Monaten lebt er nun in Emmendingen im Flüchtlingswohnheim; dort fühlt er sich sicher. Die Aufräumaktion findet er gut, nächstes Jahr will er sich wieder beteiligen. Silvester war für ihn zwar auch ein besonderer Tag, aber er hat das neue Jahr nicht mit Lichteffekten, Knallern und Sekt begrüßt: Der Kalif, weltweites, gewähltes Oberhaupt der Gemeinde, hatte auch ihm vorgegeben, wie die Nacht von 2011 auf 2012 zu begehen ist: im Familienkreis und mit der Besinnung darauf, was man im zurückliegenden Jahr gemacht hat und hätte besser machen können. Der Neujahrsmorgen begann dann für alle an der Aktion beteiligten Jugendlichen mit einem gemeinsamen Gebet – und zwar um sechs Uhr früh.

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