Alles soll neu sein
ARD und ZDF basteln gemeinsam an einem Online-Angebot für die Jungen von 14 bis 29 – es soll am 1. Oktober starten.
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Noch ist die Zielgerade nur zu erahnen. Aber auch zum Start wird es nicht so sein, dass es auf Knopfdruck "den Kanal" gibt, in dem alles drin ist, sagt Hager, der früher Vizeprogrammdirektor des deutsch-französischen Kanals Arte war. Es ist ein Prozess. Wer nicht schon mit YouTube, Facebook, Snapchat oder Instagram aufgewachsen ist, wird wohl umdenken müssen, um zu verstehen, was geplant ist: Es geht dem Team nicht um einen neuen Kanal für Kinder und junge Erwachsene mit Sendungen, die schon im Ersten, Zweiten oder in den dritten Programmen laufen. Es geht auch nicht darum, um Punkt 20.15 Uhr einzuschalten und sich eine Serie anzusehen. Denn das machen sowohl 14-Jährige als auch 29-Jährige immer weniger.
"Ein Nutzer stößt auf einer Internetplattform, die er sowieso nutzt, auf ein Format von uns. Das ist dann quasi die Eintrittskarte", sagt Sophie Burkhardt, Vize-Geschäftsführerin des "Jungen Angebots". Gemeint sind YouTube, Instagram & Co. "Das ist das Schwierige an unserer Aufgabe, dass wir etwas für 14- bis 29-Jährige machen und es nicht so richtig möglich ist, Inhalte zu haben, die jedem gefallen." Deshalb soll es verschiedene "Einstiegspunkte" geben. Dahinter soll sich dann eine Welt auffächern. Ein angeklicktes Webvideo interagiert zum Beispiel mit anderen Formaten. "Wir wollen es schaffen, eine Community aufzubauen", sagt die ZDF-Journalistin.
Die Macher des "Jungen Angebots" haben die potenziellen Nutzer in vier Altersgruppen eingeteilt – und in männliche und weibliche. Das Mainzer Team trifft oft junge Leute, um zu sehen, was sie auf ihrem Smartphone auswählen, was für Formate bei ihnen ankommen. "Die zeigen uns dann zum Beispiel ihr Handy und sagen uns, welche Apps sie morgens ansehen", sagt Burkhardt. Und Hager betont: "Wir sind davon überzeugt, dass wir dahin gehen müssen mit unseren Inhalten, wo die Nutzer sind und sie nicht mit sehr viel Aufwand erstmal dahin zwingen müssen, wo wir sind."
Klassische Genres soll es nicht geben, aber das Angebot teilt sich in drei Säulen auf: Info, Orientierung, Unterhaltung. Neben eigenproduzierten Serien sollen auch gekaufte Serien dabei sein. Alles soll neu sein: "Es ist nicht so, dass wir bei ARD und ZDF alles, was jung ist, in eine Mediathek reinpappen", sagt Hager. Die Formate können auch auf einer eigenen Website angesehen werden. Dazu kommt eine App, die keine Mediathek sein, sondern eine Auswahl bieten soll – mit der Möglichkeit des Dialogs. Mit der App soll sich jeder Nutzer ins Programm einbringen können. Auch Formate zum Hören sollen mit im Programm sein, das Team arbeitet eng mit Kollegen junger ARD-Radiowellen zusammen.
Nach jahrelangen Diskussionen hatten sich die Länder 2015 auf das Digitalangebot geeinigt. Dafür sollen die Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur eingestellt werden. Die ARD-Sender wenden sich bereits mit "crossmedialen" Angeboten über Videos, Audios und in sozialen Netzwerken speziell an die Jugend – Beispiel "Das Ding" im SWR oder "Bremen Next" von Radio Bremen. Mit dem "Jungen Angebot" öffnet sich für ARD und ZDF ein weites Experimentierfeld.
"Mit dem "Jungen Angebot" im Netz bringen wir unsere Inhalte dorthin, wo die jungen Menschen medial unterwegs sind und können sie so hoffentlich langfristig an uns binden", sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut. Für das ZDF schließe es die Lücke zwischen dem Kinderkanal Kika und ZDFneo. "Es ist außerdem deshalb für uns wichtig, weil wir dort völlig unabhängig vom linearen Fernsehen agieren können." Nach Ansicht von SWR-Intendant Peter Boudgoust ist das neue Online-Angebot "auch so etwas wie die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Journalismus". Für die ARD-Vorsitzende Karola Wille bietet das "Junge Angebot" die Chance, vieles Neue und Spannende auszuprobieren. Die Inhalte würden gemeinsam mit den Nutzern entwickelt. "Zusammen mit dem ZDF werden wir unsere Innovationskraft unter Beweis stellen."
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