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Achim Türmer: „Wind aus Süd mit fünf Knoten. Guten Flug.“
Achim Türmer verhilft Piloten am Flugplatz in Bremgarten zu erfolgreichen Starts und Landungen – jetzt gibt er das Mikro ab.
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Türmer sitzt seit neun Jahren im Turm des Eschbacher Flugplatzes. Er selbst flog jahrelang. 3500 Flugstunden war er insgesamt am Himmel unterwegs. Von 1975 bis 1991 war er Pilot bei der Luftwaffe, als das Militär noch in Eschbach stationiert war. Heute schaut er den Fliegern lieber zu und bleibt am Boden. Türmer gab das Fliegen auf, als der Stützpunkt Eschbach aufgelöst wurde.
Nun sitzt er hoch oben über der Erde. Lässt seinen Blick rundum schweifen, behält die Start- und Landebahn des Flugplatzes im Auge. Türmer war einer von drei hauptamtlichen Flugleitern. Doch geht er jetzt in den Ruhestand, überlässt das Mikrofon seinen Kollegen. Die letzten Arbeitsstunden bringt er im Tower noch hinter sich.
Türmer durfte sich all die Jahre Flugleiter nennen, weil er das Funken beherrscht. Ein spezielles Funksprechzeugnis brauchte er dafür, ein deutsches und ein englisches. Heute ist das keine Selbstverständlichkeit mehr. Türmer hat alles noch beim Militär gelernt. Nur fünfzig bis hundert Wörter werden beim Funken verwendet. "Da verfällt man schon mal in einen Sing-Sang", sagt er schmunzelnd.
Nur kurze Wörter werden ausgetauscht: Ja heißt "positiv", statt Nein sagt man "negativ". Die Zahl Zwei wird durch "Zwo" ersetzt. Alles, um Missverständnisse zu vermeiden. Bei einer rauschenden Funkverbindung ist es wichtig, dass der Pilot den Flugleiter im Tower versteht. Nur so wird eine gelungene Landung oder ein erfolgreicher Start garantiert. Verlässt ein Flugzeug den Flugplatz, wird alles genau im Computer festgehalten: Uhrzeit, Wetter, Maschinenbezeichnung und damit auch der Besitzer.
"Das ist schon eine riesige Verantwortung", weiß der 65-Jährige. "Damit kommt nicht jeder klar." In stressigen Zeiten, wenn am Himmel viel los ist, bleibt kaum Zeit, etwas zu essen oder kurz zu entspannen. Der Flugleiter muss voll konzentriert sein. Nur das Trinken darf er nicht vergessen. "Im Sommer haben wir hier oben 35 Grad", erzählt er. Da muss er einen klaren Kopf bewahren. Türmer hat das gelernt – konzentriert zu sein, ruhig zu bleiben, Unwichtiges auszublenden. Er kann es immer noch. Mit dem Fernglas überprüft er die Bahn. "Manchmal verirren sich auch Kinder auf dem Flugplatz oder ein Flugzeug braucht Orientierungshilfe, wir müssen die Augen überall haben", sagt er.
Mit Anwohnern, die sich über Fluglärm beschweren, hat Türmer auch zu tun. Dann wird gecheckt, ob ein Pilot die vorgeschriebene Flugbahn nicht eingehalten hat. Persönlich nimmt Türmer die Piloten in Schutz: "Den Flugplatz gibt es seit Jahrzehnten. Jeder, der hierher zieht, weiß also, auf was er sich einlässt."
Neben dem Tower gibt es eine Tankstelle für Flugzeuge. Wer tankt, muss die 86 Treppenstufen hinaufkeuchen und bei Türmer und seinen Kollegen zahlen. "Das funktioniert hier wie an einer normalen Tankstelle, und auf der Treppe, die zu uns hier hochführt, zeigt sich, wie fit der Pilot ist", sagt Türmer lachend.
Er selbst hat damit keine Probleme: Schwimmen und Laufen sind seine Disziplinen. Sport im Wasser und am Boden. Das In-die-Luft-Gehen überlässt er den Piloten, das Funken bald ganz den Kollegen. Die geben den Piloten die wichtigsten Informationen: "Wind aus Süd mit fünf Knoten. Guten Flug."
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