Zweites Leben für Laptop und PC
Hochwertige Rechner aus Konzernen und großen Verwaltungen landen nach der Nutzung immer häufiger nicht im Müll, sondern werden aufbereitet und wieder verkauft. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel der Kunden - und bietet Job-Chancen für Menschen mit Behinderung.
Rolf Schraa (dpa)
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Alle drei bis vier Jahre tauschen große Konzerne und Verwaltungen ihre Laptops und PCs aus: Tausende Geräte, von denen früher viele aus Unsicherheit über den Umgang mit den Daten mit geschredderter Festplatte im Müllcontainer landeten. Inzwischen sind professionelle Datenlöschung, Aufarbeitung gebrauchter Rechner und Verkauf an Privatkunden oder Händler aber salonfähig und zu einer eigenen Branche mit zweistelligen Wachstumszahlen geworden. Ein großer Anbieter, die Ettlinger Firma AfB, beschäftigt dabei auch Menschen mit Behinderung.
Konkurrenten wie bb-net im fränkischen Schweinfurt und GSD aus der Nähe von München legen jährlich um 20 Prozent zu. "Wir erwarten auf absehbare Zeit weiter starkes Wachstum und hoffen auf eine Verdopplung des Umsatzes", sagt bb-net-Gründer Michael Bleicher.
Hintergrund des stürmischen Geschäftswachstums mit Gebrauchtrechnern ist der beinharte Konkurrenzkampf bei den Neugeräten. Die Margen sind hier so ausgereizt, dass der Händler nur wenige Prozent verdient, sagt ein Branchenkenner. Bei Gebrauchtrechnern seien es dagegen schon mal 30 Prozent. Technisch ist ein "zweites Leben" für die Rechner inzwischen kein Problem mehr. Die Betriebssysteme verlangten beim Generationswechsel vielfach keine zusätzliche Rechnerleistung mehr. Ohnehin kämen die Geräte inzwischen meist größer dimensioniert auf den Markt und arbeiteten nicht mehr wie früher an der Kapazitätsgrenze, so GSD-Chef Ralf Schweitzer.
Für die Kunden sind die Angebote verlockend. Kosteten gebrauchte Rechner früher bis zu 500 Euro, sind jetzt aufgearbeitete Marken-Notebooks ab 149 Euro und PCs ab 99 Euro zu bekommen. Dabei legen die Anbieter Wert darauf, dass sie die Gebrauchtgeräte nicht nur von Frühstückskrümeln befreien und ein wenig reinigen, sondern gründlich neu aufbauen und häufig auch mit neuen Tastaturen, stärkeren Speichern oder neuen Akkus versehen. Eine wichtige Rolle spielt das Angebot von Microsoft an große Aufbereiter, für die aufbereiteten Rechner neue Windows-Lizenzen zu sehr günstigen Preisen bereitzustellen. Im Gegenzug übergeben die Unternehmen Microsoft die Alt-Lizenzen zur Abschaltung.
Für die Umwelt ist die Wiederaufbereitung ein gutes Geschäft. Sieben Millionen Kilogramm CO2-Äquivalente wurden nach einer Studie der TU Berlin allein durch die 230 000 Geräte eingespart, die AfB 2014 verkauft hat – so viel wie die Jahresemission von 2800 Autos.
400 Unternehmen zählen zu den Kunden von AfB – darunter Dax-Werte und bekannte Unternehmen wie RWE, ThyssenKrupp, Siemens und Bertelsmann. RWE gibt seine nicht mehr benötigten Rechner, Smartphones, Drucker und Monitore im Gegenzug für die Datenlöschung kostenlos an die gemeinnützige AfB ab – allein 2014 mehr als 10 000 Geräte – und wirbt mit dem Nachhaltigkeitsprojekt als Beitrag zur Sicherung von Jobs für Menschen mit Behinderung.
Etwa die Hälfte der 200 AfB-Mitarbeiter haben eine Behinderung. Für sie ist die Arbeit an den Rechnern eine große Chance. Tobias S. (27) aus Essen etwa, der wegen eines psychischen Problems sein Abitur abbrechen musste, fand in der Computer-Aufbereitung einen erfüllenden Beruf, wie er erzählt. Zuvor war er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung hoffnungslos unterfordert. "Ich habe buchstäblich Schrauben sortiert und später Rohre geschliffen." Mit der neuen Arbeit lege er jetzt eine "Riesenentwicklung" hin, sagt sein Ausbilder Matthias Schneider.
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