Milliardenspende
Zuckerberg erklärt sich zum Mäzen
Der Facebook-Gründer will Gutes tun und kündigt an, fast all seine Aktien zu spenden / Derzeit sind sie 45 Milliarden Dollar wert.
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WASHINGTON. Mark Zuckerberg will fast all seinen Reichtum für gemeinnützige Zwecke verwenden. Er kündigte an, 99 Prozent seiner Anteile am von ihm gegründeten sozialen Netzwerk Facebook zu spenden. Der US-Amerikaner möchte dabei selber entscheiden, zu welchen Zielen sein Kapital eingesetzt wird, und gründet deshalb ein eigenes Unternehmen.
"Dieses Kind hat uns dazu gebracht, über all die Verbesserungen auf der Welt nachzudenken, die seine ganze Generation braucht", erklärt Zuckerberg in einem Video mit seiner Frau, einer Kinderärztin. Die Ziele, die das Paar in einem begleitenden Brief an Max formuliert, gleichen denjenigen der 2000 gegründeten "Bill und Melinda Gates Foundation" passagenweise bis aufs Wort. Anders als diese ist die "Chan Zuckerberg Initiative" allerdings keine Stiftung und auch keine Non-Profit-Organisation, sondern eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung – das geht aus einer Facebook-Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervor. Das Projekt muss sich deshalb nicht auf Spenden beschränken, sondern kann investieren und Gewinne erzielen.
Zuckerberg und seine Partnerin haben bereits die "Giving Pledge" unterzeichnet, die Gates 2009 zusammen mit Investor Warren Buffett aus der Taufe hob. In ihr versprechen 138 der reichsten Individuen und Familien der Welt, einen Großteil ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Gates-Stiftung selbst, zu deren Ausstattung Buffett viel beigetragen hat, ist derzeit die größte private Stiftung der Welt; sie verfügte zum vergangenen Jahresende über mehr als 44 Milliarden Dollar.
Mit 99 Prozent seiner Facebook-Anteile will Zuckerberg allerdings nicht nur persönlich weiter gehen als seine Vorbilder. Der gerade mal 31-Jährige und seine ein Jahr jüngere Frau sind auch früh dran. Als Gates seine Stiftung gründete, war er bereits auf dem Rückzug aus seiner Firma. Er wolle Facebook noch viele Jahre weiterführen, erklärt Zuckerberg dagegen in seinem Essay. Der Börsenaufsicht gegenüber stellte Facebook klar, dass Zuckerberg in den kommenden drei Jahren Anteile im Wert von maximal je einer Milliarde Dollar übertragen werde. Seine Stimmrechtsmehrheit – und damit die Kontrolle über Facebook – will er auf absehbare Zeit behalten.
Zuckerberg hat Erfahrung mit Wohltätigkeitsunternehmungen. In den vergangenen Jahren hat er besonders im Bereich Bildung Hunderte Millionen investiert, dabei aber auch erlebt, wie vieles einfach versickerte. Die neue Initiative soll nun offenbar Schlagkraft schaffen.
Es gibt durchaus Kritik an dieser Form des Engagements. Gegner bemängeln ein Modell, bei dem statt demokratischer Entscheidungsprozesse das Weltbild weniger Superreicher über die Zukunft entscheidet. Da Spenden für gemeinnützige Zwecke beim Finanzamt absetzbar sind, büßt der gemeine Bürger für seine Entmündigung meist auch noch im Steuertopf. Seit 2012 können in den Vereinigten Staaten auch Spenden an Gesellschaften mit beschränkter Haftung als wohltätig eingestuft und damit von der Steuer abgesetzt werden. Generell gilt dabei eine Grenze von 50 Prozent des Bruttoeinkommens. Wenn Zuckerbergs Initiative die Anforderungen erfüllt und er pro Jahr Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar abstößt, kann er mit einem enormen Abzug rechnen. US-Medien spekulieren mit Ersparnissen von 333 Millionen Dollar jährlich. Das Erbe seiner Tochter schmilzt freilich dennoch dahin.
Fürsprecher verweisen auf den Brückenschlag, den private Organisationen ermöglichen, wenn Staaten an ihren Grenzen scheitern – politisch neutrale Initiativen der früheren US-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton etwa haben eindrucksvolle Erfolge im Kampf gegen Krankheiten und Armut errungen. Auch ideologisch klar positionierte Großspender wie der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg haben viele Anhänger. Wo konservative Superreiche vor allem auf geheime Wahlkampfspenden setzen, um ihre Anliegen durchzusetzen, gelten Stiftungen linker Mäzene nicht nur als notwendiges Gegengewicht, sondern auch als vergleichsweise transparent. Bloomberg finanziert den Kampf gegen die mächtige Waffenlobby NRA beinahe allein.
Wenn Zuckerberg seine Aktien verkaufen würde, um den Erlös zu spenden, müsste er zunächst Kapitalertragssteuer zahlen. Dieses Geld entgeht dem Staat, wenn er die Aktien direkt überträgt. Ob und in welcher Höhe die "Chan Zuckerberg Initiative" abgabepflichtig ist, wenn sie die Papiere versilbert, hängt vom Verwendungszweck ab. Profitorientierte Investitionen wären voraussichtlich nicht begünstigt.
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