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Fußball

Zlatan Ibrahimovic – einer der größten Exzentriker hört auf

Kaum ein Kicker hat ein größeres Ego als Zlatan Ibrahimovic. Zugleich waren nur wenige so unterhaltsam und torgefährlich wie der Schwede. Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Profifußball hört er nun auf.  

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Zlatan Ibrahimovic  | Foto: JONATHAN NACKSTRAND (AFP)
Zlatan Ibrahimovic Foto: JONATHAN NACKSTRAND (AFP)
Der große Zlatan Ibrahimovic steht im Mittelkreis und kämpft mit den Tränen. 70.000 Fans im Giuseppe-Meazza-Stadion von Mailand jubeln, klatschen, weinen. Dann nimmt der Angreifer das Mikrofon und sagt: "Es ist der Moment gekommen, dem Fußball Ciao zu sagen." Nach mehr als zwei Jahrzehnten – die meiste Zeit davon Weltklasse – hat der 41 Jahre alte Schwede am späten Sonntagabend seine aktive Profikarriere beendet. Wegen einer Verletzung konnte er nicht mehr selbst auf dem Platz stehen. Nach dem Spiel standen die Teamkollegen des AC Mailand Spalier und begleiteten Ibrahimovic im Anschluss auf die letzte Stadionrunde.

In Schweden überwogen danach Ehrfurcht und Herzenswärme. Der Fußballexperte Erik Niva bezeichnete Ibrahimovic als "den größten Fußballer, den wir je hatten, den bedeutendsten Schweden dieses Jahrtausends". In der Zeitung Aftonbladet schrieb er: "Zlatan Ibrahimovic hat eine ganze Nation beeinflusst."

Und es gab nur wenige Fußballer, die so von sich überzeugt waren wie Ibrahimovic. "Ich muss einfach darüber lachen, wie perfekt ich bin", sagte er einmal.

In fast 1000 Profispielen für neun Vereine in sieben Ländern auf zwei Kontinenten zählen Statistiker mehr als 500 Tore. Ibrahimovic wurde Meister in Italien (Inter, Milan), Spanien (Barcelona), Frankreich (Paris Saint-Germain) und den Niederlanden (Ajax), gewann mit Manchester United die Europa League, mit Barcelona den europäischen Supercup und die Club-WM. "Es war eine lange Karriere. Ich bin stolz und glücklich", sagte er.

Der Sohn jugoslawischer Einwanderer wuchs im Malmöer Problemviertel Rosengård auf und lernte bei Malmö FF das Fußballspielen. Von dort ging er nach Amsterdam, dann zu Juventus Turin und bis in die USA zu Los Angeles Galaxy. "Ich kam, sah und eroberte", sagte er im Stil eines Feldherrn beim Abschied aus Kalifornien. 2012 bekam der Ausnahmestürmer ein eigenes Wort im schwedischen Wörterbuch – zlatanieren als Ausdruck für stark dominieren.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Ibrahimovic die allergrößten Triumphe verwehrt blieben. Er gewann weder die Champions League mit einem seiner Topclubs noch einen Titel mit der Nationalmannschaft. Außer seinem losen Mundwerk, mit dem er vorzugsweise missliebige Trainer und Spieler verbal attackierte, werfen ihm Kritiker oft vor, manchmal sogar hinterhältig auf dem Platz agiert zu haben. Für versteckte Fouls, meist Schläge, war der Liebhaber der Sportart Taekwondo auch berüchtigt.

Ende April 2021 wurde außerdem bekannt, dass die Europäische Fußball-Union gegen Ibrahimovic wegen des mutmaßlichen finanziellen Interesses an einem Wettunternehmen Ermittlungen eingeleitet hat. Er musste 50.000 Euro Geldstrafe zahlen und alle geschäftlichen Beziehungen zu dem Wettunternehmer beenden.

Auf dem Fußballplatz bleiben vor allem einzelne Momente unvergessen: 2012 etwa erzielte Ibrahimovic in einem Länderspiel gegen England ein Fallrückzieher-Tor von weit außerhalb des Strafraums. Mit einem artistischen Treffer per Hacke schockte er bei der EM 2004 Italien, das in der Gruppenphase ausschied.

Ressort: Fussball International

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 06. Juni 2023: PDF-Version herunterladen

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