Neues Buch
Zicke und Zuhörer: Hape Kerkeling schreibt über die Liebe zu Katzen
Hape Kerkeling analysiert in seinem neuen Buch "Pfoten vom Tisch!" vortrefflich das Zusammenleben von Katze und Mensch – alltagstaugliche Erziehungsratschläge inklusive.
Di, 14. Sep 2021, 11:02 Uhr
Panorama
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Hans-Peter "Hape" Kerkeling, 1964 geboren, verlor 1973 seine Mutter durch Suizid, der Film von Oscar-Preisträgerin Caroline Link erzählt diese Geschichte auf sensible Weise. "Pfoten vom Tisch", halb Biografie und halb Ratgeber, setzt in der Zeit danach ein. Wallach Bubi ist gestorben und ein neues Pferd kommt für den Halbwaisen nicht in Frage – "man kann schließlich auch kein Familienmitglied nach dessen Tod einfach ersetzen".
Oma Bertha schlägt deshalb einen Hund vor – was bei Hape nicht auf Begeisterung stößt: "Hunde sind doof!", antwortet er und erinnert an einen herzkranken, hechelnd-sabbernden Riesenpudel, den seine Mutter einst "in einem Anfall von Großherzigkeit" hütete. "Wo auch immer auf der Welt ich stehe, schlummere oder gehe, Katzen laufen, schnurren, kuscheln oder fliegen auf mich zu, hinter mir her oder an mich ran", gesteht Kerkeling, der schon so einige Exemplare hatte: Peterle, Samson und Spock, Anne, Bolli, Kitty.
Vorteil Nummer eins der Katze und für Kerkeling ganz essenziell: Katzen gehen, anders als Hunde, selbständig aufs Klo. "Ich finde ja, es liegt vor allem daran, dass sie einem viele Freunde auf einmal ersetzen, vom besten Kumpel über den guten Zuhörer bis hin zur Zicke." Damit trifft Kerkeling ins Schwarze: Niemand lernt das richtige Aufs-Klo-Gehen so schnell wie Katzen – es genügen die Wochen vier bis sechs nach der Geburt und eine Mama, die es dem Nachwuchs – wie so vieles andere – vormacht.
Katzen wirken definitiv heilsam auf Körper und Psyche. Stichwort zickig: Dieses Fressen ist nicht gut genug und jene Futtersorte passt gerade nicht, und mal geht es rein und raus im Minutentakt. Wieder rein, weil es draußen nieselt und kalt ist, dann doch wieder raus, weil das Tier schon 22,5 Stunden (de facto sind es bis zu 16 Stunden am Tag) geschlafen hat, dann doch wieder rein, weil es immer noch nieselt. Haus- und Wohnungseigentümer sei eine Katzenklappe in der Tür ans Herz gelegt. Nicht wundern: Katzen können in der Wohnung auch Türen öffnen, seien sie mit Klinke versehen oder zum Schieben; nur mit Knauf ist es sicher.
Kerkeling wartet in seinem Buch mit interessanten Erläuterungen auf: etwa, warum Katzen automatisch beim Fressen die Ohren nach hinten stellen (damit sie ihr Schmatzen nicht so hören). Dass sie sehr alt werden können (bei guter Pflege gut 15 bis 20 Jahre; Creme-Puff im US-Bundesstaat Texas hält mit 38 Jahren den Rekord). Was sie einen im Schnitt kosten (inklusive Tierarztbesuchen etwa 1000 Euro im Jahr). Kerkeling, in den 80ern die Stimme von Kater Garfield auf Hörspielkassetten, hat auch nützliche Erziehungstipps parat, räumt aber ein, dass fast alle zwecklos sind. Hier dennoch einige:
» Die Trennung von ihrer Bezugsperson ist für Katzen zwar die Höchststrafe. Dennoch ist es besser, sie im Urlaub daheim zu lassen unter der Aufsicht lieber Freunde oder Nachbarn – denn Katzen lieben Routine und die bekannte Umgebung. Bevor man sie mitnimmt, empfiehlt sich eher noch die Katzenpension. Reisen ist für sie purer Stress, selbst die kurze Fahrt zum Tierarzt. Ein wohlhabender Mensch wie Kerkeling, der ganze Sommer im italienischen Feriendomizil verbringt, ist jedoch gezwungen, mit der Katze zu fliegen. Entsprechend groß ist sein eigener Stress beim Check-in.
- Akzeptieren Sie den Charakter Ihrer Katze, wie er ist, denn jede hat ihren ganz eigenen Charme. Da gibt es die wagemutigen Abenteurer, die ruhigen Vertreter, die überdrehten Kasper, die zärtlichen Kuschler, die reservierten Rühr-mich-nicht-an-Tiere...
- Spielen Sie mit Ihrer Katze und reden Sie viel mit ihr. "Meinetwegen labern Sie von morgens bis abends", rät Kerkeling. Wobei die Stimmlage passen muss, ein Lob am besten mit weichem, warmem Ton, gerne auch mal "schwul-nasal", aussprechen. Einzige Ausnahme: Wenn die Katze mal muss, braucht sie absolut ihre Ruhe.
- Mit Katzen macht Homeoffice wenig Spaß (zumindest nicht in kleinen Wohnungen), Katzen lieben Tastaturen und Remmidemmimachen bei Langeweile.
- Wer eine Katze hat, sollte auf teure Möbel, Gardinen oder Wohnaccessoires verzichten, wie Kerkeling beim Anblick seiner sündhaft teuren Ledercouch feststellt. Ein Kratzbaum oder ausrangierter Polsterstuhl ist zweifelsohne sinnvoll.
- Man sollte Katzen nicht zu viel Futter in die Schüssel geben, zum einen, weil es schnell müffelt, zum anderen, weil sie fett werden so wie unsereins, wenn man oft viel isst – Kerkeling rät dann zum "Mausgleichsport" im Garten. Generell gilt: Katzen sollten Katzenfutter bekommen und keinen Süßkram wie Sahne oder Joghurt, nix Salziges oder Würziges. Wie beim Menschen gilt: "Nicht alles, was der Katze schmeckt, tut ihr auch gut."
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