Kriminalität
Zeuge: "Er läuft jetzt mit einer Schrotflinte durchs Dorf"
Ein Mann soll nahe Freiburg seine Partnerin und das Kind mit einer Schrotflinte bedroht haben. Ein Nachbar rettet das Kind - und erzählt von dem dramatischen Abend.
Stefanie J & auml;rkel
Mi, 19. Feb 2025, 13:53 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Eichstetten/Freiburg (dpa) - Nach dem tödlichen Polizeieinsatz in Eichstetten am Kaiserstuhl nahe Freiburg berichtet ein Nachbar von dramatischen Szenen. Ein 48-Jähriger hatte am Sonntagabend laut Polizei seine Lebensgefährtin und das gemeinsame Kind mit einer Schrotflinte bedroht. Der Nachbar rettete demnach das Kind. Bei dem anschließenden Polizeieinsatz wurde der Angreifer tödlich verletzt. Das Motiv des Deutschen ist laut Ermittlern bisher noch unklar.
"Gerald, Gerald, da drüben wird geschossen. Das Kind springt aus dem Fenster", habe seine Schwiegermutter gerufen, erzählt Gerald Wagner nun. Er sei gleich aufgesprungen und aus der Haustür raus. "Und dann sehe ich, wie das Kind im ersten Stock im Prinzip schon auf der Fensterbank sitzt und versucht, aus dem Fenster zu springen", sagt Wagner, der nach eigenen Angaben direkt gegenüber wohnt. Erst habe er noch gerufen: "Nein, bleib oben, bleib oben."
"Ich habe ihn dann aufgefangen"
Doch dann habe er die Mutter gesehen, die ihren Sohn am Arm außen am Haus nach unten gehalten - und losgelassen habe. "Ich habe ihn dann aufgefangen, habe ihn dann im Prinzip erstmal sicher gehabt." Er habe seiner Tochter zugerufen: "Bring ihn rein zu uns ins Haus."
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten zunächst mitgeteilt, der Nachbar habe das zehnjährige Kind mit einer Leiter gerettet. Seine Frau habe die Leiter zwar noch holen wollen, sagte Wagner stattdessen. Aber diese sei letztlich nicht mehr zum Einsatz gekommen. Die Polizei wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern, auch nicht zum Geschlecht des Kindes.
Mutter wählte selbst den Notruf
Der 48-Jährige hatte laut Ermittlungsbehörden am Sonntagabend seine Lebensgefährtin und das gemeinsame Kind geschlagen und mit einer Schrotflinte bedroht. Die 47-jährige Frau hatte den Notruf selbst abgegeben und sich dann mit dem Kind in einem Zimmer der Wohnung verbarrikadiert. Ihr Lebensgefährte soll weiter randaliert und versucht haben, die Zimmertür einzutreten.
Dann habe er ersten Erkenntnissen zufolge mit einer Schrotflinte auf die verschlossene Tür geschossen, im Zimmer aber niemanden getroffen, hieß es. Das Kind habe durch den Schuss jedoch ein Knalltrauma erlitten.
Der Junge sei apathisch gewesen, die Mutter aufgelöst
Laut Wagner schaffte es auch die Mutter irgendwie ins Freie. Seine Familie brachte Frau und Kind bei ihm in der Küche unter, wie der 54-Jährige erzählt. "Die Frau war natürlich extrem aufgelöst." Dem Jungen habe das Handgelenk weh getan. "Der Junge war sehr apathisch, der war voller Angst."
Er habe parallel mit der Polizei telefoniert, um Unterstützung gebeten, habe erzählt, wie die Lage sei, den Mann auf der Straße gesehen. "Er läuft jetzt mit einer Schrotflinte durchs Dorf", habe er zur Polizei gesagt. In dem Weindorf leben knapp 3.800 Menschen.
Für seine Familie sei dies auch eine Situation gewesen, die nicht einzuschätzen gewesen sei, erzählt Wagner. "Was passiert? Kommt er zurück? Sucht er sie? Versucht er, sich vielleicht wirklich irgendwie mit Gewalt Zutritt zu verschaffen zu uns im Haus?", hätten sie sich gefragt. Der ganze Einsatz habe vielleicht 50 Minuten gedauert. Aber: "Das sind ja gefühlte Stunden und Tage, bis Hilfe eintrifft dann in dieser Situation."
Mann bedrohte Beamten
Nach Angaben der Ermittler verließ der Mann die Wohnung mit der Waffe und wurde auf der Straße von herbeigeeilten Polizisten gestellt. Seine Schrotflinte legte er demnach auch trotz mehrmaliger Aufforderung nicht ab, stattdessen habe er die Beamten damit bedroht.
Es sei zum Schusswaffengebrauch gekommen, woraufhin der Mann ins Krankenhaus gebracht worden und dort nach einer Notoperation gestorben sei. Laut Landeskriminalamt war zunächst unklar, wie viele Beamte geschossen hatten und wie viele Schüsse abgegeben wurden. Am Tag nach dem Vorfall waren mehrere Einschusslöcher in Fensterschreiben zu sehen.
Polizei: Kind und Mutter sind wohlauf
Das Kind wurde laut Mitteilung im Krankenhaus behandelt. Es wird demnach zudem wie seine Mutter psychologisch betreut. "Kind und Mutter sind soweit wohlauf", sagte ein Sprecher der Polizei.
Wie Wagner sagt, geht es auch seiner Familie soweit gut. "Wir waren natürlich sehr, sehr aufgelöst, auch aufgrund der Tatsache, dass direkt vor uns am Haus jemand stirbt", sagt der Familienvater. Aber es gebe viel Lob und Zuspruch aus der Gemeinde. Sie würden viel innerhalb der Familie darüber sprechen. "Wenn man das nicht selbst erlebt hat, glaube ich, kann man nicht nachvollziehen, wie das auf einen wirkt."
© dpa-infocom, dpa:250219-930-379716/2