Youtube hätten gern andere erfunden

Zum zehnten Geburtstag des weltumspannenden Internet-Videodienstes wächst Konkurrenz durch Facebook und nun auch Twitter.  

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Schrei vor Glück: Szene aus dem Freiburger „Happy“-Video Foto: Screenshot: BZ

Alles begann mit Elefanten. Das erste Youtube-Video zeigt zwei gemütliche graue Tiere im Zoo. Nach 18 Sekunden ist der Clip vorbei. Heute sind auf Youtube Millionen Elefantenvideos zu sehen, und dazu so ziemlich alles andere, was Menschen in bewegten Bildern festhalten können. Die Webseite selbst gibt es nur wenig länger als das Elefantenvideo. Mitte Februar 2005 wurde die Seite Youtube.com offiziell registriert. Das Video-Imperium feiert dieser Tage also seinen 10. Geburtstag.

Fast jeder kennt die Youtube-Videos, die in den letzten Jahren zum Massenphänomen geworden sind. Auf Youtube tanzen Passanten zu Pharrell Williams "Happy" durch Städte, Feuerwehrleute zappeln beim "Harlem Shake", junge Menschen zeigen anderen jungen Menschen, wie man Nudeln kocht, eine Kokosnuss schält, das nächste Level bei Minecraft erreicht oder den perfekten Lidstrich zieht.

Unter Jugendlichen in Deutschland ist die Plattform das beliebteste Online-Angebot überhaupt: 30 Prozent der 12- bis 19-Jährigen nennen Youtube als eine der Webseiten, die sie häufig nutzen. (Erst auf Platz zwei folgt Facebook.) Für Jugendliche sind die Videomacher die neuen Stars. Millionen Abonnenten verfolgen die Videos von bekannten Youtubern. Auch in Deutschland gibt es eine Handvoll dieser Stars mit teilweise Millionen Fans, darunter Ratgeber Sami Slimani, die singenden Zwillinge DieLochis, Videospieler Simon Unge oder die Modebloggerin Daaruum.

"Youtuber sind oft Vorbilder, sind bester Kumpel, großer Bruder und Ersatzelternteil in einem", sagt Mirko Drotschmann. Der 28-Jährige erklärt in seinen Videos als "MrWissen2go" aktuelle Themen und hilft bei Schulaufgaben. Jugendliche fühlen sich den Youtubern näher als Popstars oder Fernsehschönheiten, sagt er. "Die Youtube-Stars sind eher Leute von nebenan, das spielt eine ganz wichtige Rolle. Die sind wie ihre Zuschauer."

So kommt es, dass die Jugendlichen ihre Youtube-Lieblinge auch um Rat im Alltag fragen. "Wir bekommen sehr viele persönliche Mails", sagt Lamiya Slimani. Sie ist die Schwester von Sami Slimani und selbst erfolgreiche Videomacherin mit mehr als einer halben Million Fans. "Das ist eine Riesen-Verantwortung."

Manche Youtuber sind so bekannt, dass sie mit ihren Videos Geld verdienen. Sie bekommen einen Teil der Einnahmen aus Werbung, die vor und während ihrer Videos angezeigt wird. Andere wollen auch den Offline-Markt erobern: Die drei Slimani-Geschwister haben etwa ein Buch auf den Markt gebracht. Andere Youtuber halten Produkte in die Kamera oder arbeiten mit Unternehmen zusammen. In Deutschland rief das bereits die Medienaufsicht auf den Plan, die in einem Fall prüfte, ob das Anpreisen als Schleichwerbung zu werten sei.

Das zeigt: 10 Jahre nach der Gründung ist Youtube auch ein Milliarden-Geschäft geworden. Unternehmen wollen über Youtube-Stars junge Käufer erreichen und rangeln um den nächsten viralen Hit im Netz. Edeka landete etwa einen Treffer mit dem Supergeil-Spot, in dem Schauspieler Friedrich Liechtenstein singend Lebensmittel anpreist ("Es ist supergeil, supergeil").

Andere Firmen versuchen, ihre Anzeige wie ein Nutzervideo aussehen zu lassen. Das geschah bei dem Schwarz-Weiß- Video "First Kiss", in dem sich Fremde zum ersten Mal küssten. Millionenfach geteilt, entpuppte sich der Clip schließlich als Werbung für eine Kleidungsmarke. Das verletzt die oberste Youtube-Regel: Sei du selbst. Ehrlichkeit sei wichtig, sagt Nilam Farooq alias Daaruum, eine der erfolgreichsten deutschen Youtuberinnen. "Wenn du das lange machen willst, merken die Leute sehr schnell, ob du dich verstellst."

Dabei geht es auf Youtube nicht immer freundlich zu. "Die Kommentarkultur auf Youtube ist nicht so ganz Knigge-konform", gibt Youtuber Dortschmann zu. Er startete jüngst mit anderen Videomachern eine Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit – auch wegen rassistischer Kommentare unter den eigenen Filmen. Auch an anderer Stelle rumort es: In Deutschland streitet Youtube sich seit Jahren mit der Verwertungsgesellschaft Gema über die Vergütung für Musikvideos. Viele bekannte Clips werden deswegen hier nicht angezeigt.

Youtube hat Videos im Internet zum Massenphänomen gemacht, doch zum 10. Geburtstag wächst die Konkurrenz. Denn immer mehr Nutzer filmen und teilen Videos. Auch andere Firmen wollen davon profitieren. Facebook hat seine Videofunktion ausgebaut. Das Netzwerk ermutigt seine Nutzer, Videos gezielt zur Verbreitung auf Facebook zu filmen. Mit 1,3 Milliarden Mitgliedern ist Facebook eine ernstzunehmende Konkurrenz für Youtube. Auch andere Online-Dienste wie Twitter oder Instagram bauen ihre Videofunktionen aus. Youtube selbst arbeitet daran, mehr Geld zu verdienen: Die Werbemöglichkeiten auf der Plattform sollen ausgebaut werden.

Youtube-Jahresrückblick 2014 http://dpaq.de/Nm8Hy Twitter zu Videos: http://dpaq.de/OzjlF Facebook: http://dpaq.de/wGDw6 Und hier geht’s zum "Happy"-Video aus Freiburg: http://mehr.bz/frhappy

10 Zahlen und Fakten zu Youtube

»Die Idee zu Youtube entstand in einer Garage im kalifornischen San Mateo. »Chad Hurley, Steve Chen und der gebürtige Deutsche Jawed Karim waren Arbeitskollegen beim Online-Bezahldienst PayPal und entwickelten nebenbei das Konzept einer Plattform, auf der Nutzer kostenfreie Videos hochladen und ansehen können.

»Registriert wurde die Webseite am 15. Februar 2005. Bereits im darauffolgenden Jahr wurden täglich mehr als 65.000 Videos hochgeladen.

»Am 9. Oktober 2006 verkauften die Gründer Youtube an den Großkonzern Google für rund 1,3 Milliarden Euro.

» Mittlerweile besuchen mehr als eine Milliarde Nutzer Youtube jeden Monat. »Mehr als sechs Milliarden Stunden Videomaterial werden monatlich angesehen. Pro Minute werden 100 Stunden neue Videos hochgeladen.
»Das meistgeklickte Video ist "Gangnam Style" von Südkoreas Rapper Psy mit über zwei Milliarden Aufrufen.

»YouTube verwendet künftig in vielen Browsern als Standard die Technik HTML5. Bisher kam Flash zum Einsatz, was öfters Sicherheitslücken hatte.

»Das Portal gibt es in 61 Sprachversionen, von Englisch oder Deutsch über Arabisch bis hin zu Zulu oder Afrikaans. »80 Prozent der Zugriffe erfolgen außerhalb der USA.

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