Wo Christen und Muslime aufeinanderprallen
Papst Franziskus’ Afrikareise führt in Länder, in denen die Religionen nicht immer friedlich zusammenleben / Besuch auch im Slum.
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Es sei die gefährlichste Reise eines Papstes seit langem, heißt es im Vatikan. Kenia erlebte in den vergangenen Jahren einige der grausamsten Terroranschläge überhaupt. In Nairobis Einkaufszentrum Westgate brachten Kämpfer der somalischen Terrorgruppe al-Schabab im September 2013 mehr als 70 Menschen um, in der Universität von Garissa wurden Anfang dieses Jahres 147 Studenten massakriert. Ein Anschlag auf eines der Oberhäupter der Christen, die von Islamisten als "Kreuzfahrer" bezeichnet werden, wäre ein nicht mehr zu überbietender Propaganda-Erfolg für die Dschihadisten.
Dass es nicht so weit kommt, dafür sollen in Kenia unter anderem 10 000 zusätzlich eingestellte Polizeikräfte sorgen. Gerüchte, wonach der Papst während seines Besuchs eine schusssichere Weste tragen werde, wurden vom Vatikan dementiert. In Nairobi wird Franziskus eine Messe zelebrieren, zu der 1,4 Millionen Menschen erwartet werden – fast jeder Zehnte der 19 Millionen Katholiken des Landes. Aus ganz Ostafrika haben sich 60 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe angemeldet, den reibungslosen Verlauf des Mega-Gottesdienstes sollen 9000 Priester garantieren.
Franziskus wird jedoch nicht unter seinesgleichen bleiben. Geplant ist außerdem der Besuch eines Slums in Nairobis Kangemi Distrikt, wo mehr als 600 000 Menschen ohne fließend Wasser und Toiletten leben, sowie eine Zusammenkunft mit dem Oberhaupt der Muslime in Kenia. Eine Gelegenheit, um sich über das rapide verschlechternde Verhältnis zwischen Christen und Muslime in aller Welt auszutauschen.
Anschließend fliegt der Papst nach Uganda, das wegen seines zunehmend autokratischen Präsidenten und der Versuche einer Mehrheit seiner Parlamentarier in die Schlagzeilen geriet, homosexuelle Mitbürger mindestens mit langer Haft, wenn nicht sogar mit dem Tod zu bestrafen. Der jüngste Vorstoß der Schwulenjäger wurde vom Verfassungsgericht des Landes gestoppt. Franziskus wird hier vorsichtig lavieren müssen, denn selbst seine Bischöfe machen sich dort für die Kriminalisierung "sündiger" sexueller Vorlieben ihrer schwarzen Schäfchen stark. Den in immer größerer Zahl aus dem Land fliehenden Homosexuellen würde es indes schon ausreichen, wenn der Papst seinen Satz wiederholen würde: "Wenn jemand schwul ist, den Herrn sucht und einen guten Willen hat, wie könnte ich ihn verurteilen?"
Ob die letzte Etappe des Oberhirten zustande kommt, steht noch nicht ganz fest: Schließlich kam es in der Zentralafrikanischen Republik noch bis vor wenigen Tagen zu tödlichen Zusammenstößen zwischen christlichen Milizen und muslimischen Rebellen. Die in dem Unruhestaat stationierte französische Eingreiftruppe hat den Heiligen Vater vor einem Besuch in Bangui eindringlich gewarnt: Doch genau dort wird Franziskus am dringendsten gebraucht. Die christlichen Milizionäre setzen alles daran, noch die letzten Muslime aus der Hauptstadt zu vertreiben und die ethnisch-religiöse "Säuberung" der Staatsruine zu vollenden.
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