"Wir sind da, man kann uns erreichen"
Das Diakonische Werk im Landkreis hat eine eigene Corona-Hotline / Telefonische Hilfe für verunsicherte Menschen.
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In ihrem Hauptjob begleitet Bettina Tschuwana langzeitarbeitslose Menschen und berät alle, die Angst davor haben, arbeitslos zu werden oder die es schon wurden. Die Rollen sind klar: Wer sich an sie wendet, hat keinen Job oder befürchtet, ihn zu verlieren. Sie dagegen hat einen Job: solche Menschen zu unterstützen. Die Gespräche, die sich ergeben, wenn sie bei der Corona-Hotline am Telefon sitzt, sind anders: "Viel persönlicher", sagt sie. Es seien Begegnungen auf Augenhöhe, weil Corona mitsamt den damit verbundenen Auswirkungen und Ängsten alle angehe. Deshalb habe es ihr gutgetan, als kürzlich eine ältere Anruferin ihr am Ende eines Gesprächs alles Gute gewünscht und gesagt habe: "Ein bisschen Spaß muss aber auch noch sein."
Diese Haltung will die Sozialarbeiterin auch denen vermitteln, die bei ihr anrufen. Zwei älteren Frauen, eine weit über 80, die andere älter als 60 Jahre, gab sie den Rat, möglichst viel hinaus zu gehen, in ihre Gärten, in die Natur. Die eine hatte sich gefragt, wie sie ihre Kontakte weiter pflegen könne. Die andere hatte erzählt, dass sie vor allem morgens immer mit vielen Ängsten zu kämpfen habe. Während des Gesprächs hörte Bettina Tschuwana im Hintergrund Vogelgezwitscher. Da knüpfte sie an und empfahl Spaziergänge und sich draußen aufzuhalten – mit viel Abstand zu anderen.
Natürlich sind das keine völlig neuen Ideen, doch die Corona-Hotline hat nicht den Anspruch, verunsicherte Menschen mit neuen Infos zu versorgen. Deshalb betonen die Mitarbeiter auch, dass sie keine medizinische oder juristische Beratung anbieten. Stattdessen gehe es darum, zu zeigen: "Wir sind da, man kann uns erreichen", sagt Bettina Tschuwana. Das sei jetzt umso wichtiger, weil die Ängste, die sich mit Corona verbinden, bei vielen umso deutlicher aufträten, je länger die Situation andauere. Anfangs sei es erstmal stärker darum gegangen, alles neu zu organisieren, das Einkaufen, die Arbeit im Homeoffice, die vielen Änderungen des gewohnten Lebens. Nun müsse man sich gegenseitig Anker anbieten und die Unsicherheiten auffangen.
Alle Themen seien willkommen: "Egal, ob es um die Angst vor den Risiken durch Corona geht, um den Stress mit der Kinderbetreuung, um die Trauer, weil man Freunde nicht mehr sehen kann und sich einsam fühlt, oder um die Erkenntnis, wie anstrengend das Arbeiten im Homeoffice ist." Tschuwanas Chef, Diakonie-Geschäftsführer Albrecht Schwerer, hatte die Idee mit der Hotline und seine Kollegen gefragt, wer bereit wäre, sich daran zu beteiligen. Innerhalb einer Stunde hätten sich 13 Mitarbeiter gemeldet, sagt Bettina Tschuwana, außer ihr unter anderem Kollegen aus der Sozial- und Schwangerenberatung und der Jugendhilfe. Sie wechseln sich ab, die meisten arbeiten derzeit von zu Hause aus. Bettina Tschuwana, die in Kirchzarten wohnt, kommt in ihr übliches Büro bei der Diakonie-Geschäftsstelle. Die Finanzierung des Hotline-Projekts müsse erst noch geregelt werden, doch bis dahin habe man es natürlich nicht aufschieben können.
Die Beratung ist kostenlos und anonym. Bisher haben mehr Ältere angerufen. Doch es waren auch jüngere Menschen dabei, zum Beispiel eine Frau Ende 20, die in einer WG wohnt und sich fragte, ob sie ihren Partner, der in einer anderen WG lebt, in nächster Zeit noch treffen könne oder ob sie damit nicht zu viele Menschen gefährde. Nicht immer gibt es einfache Antworten, doch alle sollten jemanden haben, der ihnen zuhört, findet Bettina Tschuwana: "So viele Verlässlichkeiten brechen gerade weg, und viele müssen sich in diesen beunruhigenden Zeiten ganz alleine aushalten."
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