Bethlehem

Wie sich Gläubige christliche Motive tätowieren lassen

Pilger und christliche Palästinenser im Westjordanland lassen sich in Bethlehem religiöse Tattoos stechen. Ein gutes Geschäft für Walid Ajasch, Palästinenser, Katholik und Künstler.  

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Jesus-Tattoo  auf einem Arm  | Foto: dpa
Jesus-Tattoo auf einem Arm Foto: dpa
Jesus Christus hängt am Kreuz, mit Bart und Dornenkrone – und ziert den Oberarm von Samer Nasser. Der 24-jährige Palästinenser bekommt sein erstes Tattoo. "Ich wollte etwas Religiöses", sagt der junge Mann mit der bulligen Figur und einem Kreuz an der Halskette. "Zum Schutz und weil es beweist, dass ich Christ bin." Nasser sitzt auf einem Lederstuhl im Tattoo-Studio von Walid Ajasch. "Ich bin sehr religiös. Ich habe Jesus in meinem Leben. Ich liebe Tattoos", erklärt der 39-jährige Ajasch seine Berufswahl. "Wenn man Jesus auf seinem Körper hat, dann beschützt einen das."

Das Studio ist in einem Haus in der Altstadt von Bethlehem. "Pain Art Tattoo Studio" steht an der Tür. Die Decke ist niedriger als zwei Meter, vor den kleinen Fenstern hängen Jalousien. An einer Wand sind Plastikboxen mit Nadeln, gegenüber hängt ein überdimensionaler Computerbildschirm. Irgendwo ruft ein Muezzin zum Gebet, spanischer Hip-Hop erklingt aus Boxen, während der Tätowierer am Jesus auf Nassers Arm arbeitet. Ajasch, der in jüngeren Jahren den Friseursalon seines Vaters übernommen hatte, entdeckte vor 13 Jahren das Tätowieren. Er brachte es sich mit Youtube-Videos selbst bei. Nach fünf Jahren ließ er sich in Jerusalem ausbilden. Über einen Freund kam er mit assyrischen Christen auf Pilgerfahrt in Kontakt – und mit ihrer Tradition des Tattoo-Souvenirs. "Dies sind Menschen, die die Sprache von Jesus sprechen", sagt Ajasch über die Iraker, Ägypter, Kopten oder Armenier. "Die müssen ein Kreuz und ein Datum bekommen, wenn sie hier sind."

Seine Kunden können aus 150 Entwürfen von Kreuzen wählen – und bekommen für 50 Euro das Kreuz und das Datum des Tages auf ihr linkes Handgelenk gestochen. Anschließend, so erzählt es Ajasch, gehen sie zur Grabeskirche nach Jerusalem und berühren mit dem Tattoo die Platte auf dem mutmaßlichen Grab von Jesus. Das Osterfest ist für ihn Hochsaison. "Dieses Ostern hatte ich etwa 1200", sagt Ajasch. Diese Tattoo-Tradition sei gerade in den Ostkirchen verbreitet, bestätigt Mordechay Lewy, Historiker und ehemaliger Botschafter Israels beim Vatikan. "Ich kann die Pilger-Tätowierung für mindestens 600 Jahre belegen", sagt Lewy. "Im 11. und 12. Jahrhundert war der Palmwedel das Typischste, was man mit nach Hause genommen hat. Ich glaube, dass die Tätowierungen die Palmwedel ersetzt haben."

Dabei verbieten zwar der Islam, das Christentum und das Judentum laut Lewy Tattoos, allerdings würden sie in der Praxis toleriert. Letztlich gehe es allen drei Religionen um die Unantastbarkeit der göttlichen Schöpfung. Ajasch selbst hat neun Tattoos auf seinem Körper, darunter auf seiner Brust einen leidenden Jesus Christus mit Dornenkrone.

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