Unterm Strich
Wie man mit Stil der Apokalypse trotzt
Ein Kanadier mäht den Rasen, während hinter ihm ein Tornado tobt, ein Londoner hält inmitten der Terrorpanik cool an seinem Glas Bier fest – beide werden als Helden gefeiert. Zu Recht!
Di, 6. Jun 2017, 19:23 Uhr
Kolumnen
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Der Kanadier Theunis Wessels aus der Provinz Alberta wiederum hat zwar kein Bäumchen gepflanzt, aber in aller Seelenruhe den Rasen gemäht, während hinter ihm ein Monster von einem Tornado durch die Landschaft pflügte. Ob Wessels Lutheraner ist, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls ist er jetzt ein Internetstar und wird als "Tornado-Man" angebetet. Wessels Frau hatte das Foto stolz auf Twitter veröffentlicht mit dem Kommentar: "Meine Bestie beim Rasenmähen mit einer Brise im Haar."
— Breaking911 (@Breaking911) 4. Juni 2017
Ein weiterer Held des Alltags wurde in London entdeckt. Auf einem Foto flüchtet eine Gruppe von Menschen weg von dem Pub, auf das gerade ein Anschlag verübt wurde. Alle rennen, nur einer schlurft und hält ein halbvolles Glas Bier in der Hand, als käme er gerade von einem Oasis-Konzert oder wäre Noel Gallagher persönlich. Seine Körpersprache sagt: Keine Panik auf der Terror-Titanic.
People fleeing #LondonBridge but the bloke on the right isn't spilling a drop. God Bless the Brits! pic.twitter.com/ceeaH0XxeX
— Howard Mannella (@hmannella) 3. Juni 2017
Was auch immer passiert, Bier und Rasenmähen sind gesetzt. Oder angenommen, über Fessenheim stiege samstagabends ein Atompilz auf – welcher echte Kerl würde deswegen auf die Sportschau verzichten, wenn der SC spielt? "Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss." Klingt zwar wieder nach Luther, ist aber von John Wayne. Angeblich.
Der Kanadier und der Brite sind Beispiele dafür, was Heldentum im 21. Jahrhundert ausmacht: cool bleiben. Was lässt sich von diesen Ikonen der Ignoranz lernen? Vielleicht sollten wir uns alle wieder mehr Zeit nehmen für ein Bierchen. Unter einem Apfelbäumchen. Alles könnte so friedlich sein. Würde der Nachbar nur nicht ständig seinen verdammten Rasen mähen.
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