Account/Login

Billig Wohnen

Wie lebt es sich in einer Freiburger 8er-WG – ohne Dusche?

Freiburg ist teuer. Bezahlbare Wohnungen gerade für Studenten echte Mangelware. Wer allerdings bereit ist, auf ein bisschen Komfort zu verzichten, kann selbst im teuren Freiburg echte Schnäppchenzimmer ergattern.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
In einer Wohngemeinschaft im Freiburger Stadtteil Wiehre gibt es solche Schnäppchenzimmer. In der teilen acht Leute so ziemlich alles. Außer Bad und Küche – die gibt’s nämlich nicht (Fotos).

Zimmer in netter Wohngemeinschaft zu vermieten, zentral gelegen, kein Bad, 90 Euro warm. Bis auf die Währung könnte diese Anzeige aus den 1970ern stammen, als Studentenbuden mit eigenem Bad eher die Ausnahme als die Regel waren und das Etagenbad schon echter Luxus. Auf Dauer würde so heute wohl keiner mehr wohnen wollen.

Benedikt hatte auch eine andere Definition von Wohnen. Und von Dauer. Mit 20 Jahren kam er zum Studieren nach Freiburg und in die WG in der Wiehre. "Ich dachte, dass ich so ein oder zwei Semester bleiben würde", sagt er.

"Meine Mitbewohner waren super, da hält man das durch".
Benedikt
Aber irgendwie ist er hängengeblieben, in der Wohnung im fünften Stock einer Villa, ohne Aufzug. Und ohne Dusche. "Meine Mitbewohner waren super, da hält man das durch", sagt Benedikt. Duschen kann man ja auch woanders. Im Hallenbad um die Ecke, zum Beispiel. Einmal am Tag ist er schwimmen gegangen und danach duschen. Bis ihm und seinen Mitbewohnern die Idee mit dem Planschbecken kam: In jedem der acht Zimmer hängt ein altes Waschbecken. Wenn man an den Wasserhahn einen Duschschlauch klemmt, sich in ein Planschbecken stellt, hat man zumindest ungefähr so etwas wie eine Dusche.

Bei Freunden feiern – und dort noch duschen

Wie viele Planschbecken in den 13 Jahren, die Benedikt nun schon in der duschfreien WG wohnt, verschlissen wurden, ist ungewiss. Aktuell lehnt ein blaues an der Wand in der Diele, die gleichzeitig als Gemeinschaftsraum dient. In der Mitte steht ein altes Ledersofa, davor ein wackliger Holztisch, mit bunt zusammengewürfelten Stühlen. Das meiste haben sie vom Flohmarkt oder Sperrmüll, sagt Djamila. Es ist gemütlich, ein bisschen chaotisch.Die 23-Jährige ist vor eineinhalb Jahren in die WG gezogen, in der auch ihre ältere Schwester Asisa lebt.

Die hat gerade ihr Medizinstudium beendet, fünf Jahre wohnt sie nun schon hier. Auch für sie war die fehlende Dusche eigentlich kein Problem. Im Gegensatz zu Benedikt setzt sie eher auf private Duschgelegenheiten. Bei Freunden zum Beispiel. Bevor es am Wochenende auf die Piste geht, trifft sie sich mit ihren Freunden zum Vorglühen. Und geht dann dort eben noch schnell duschen. Eine ehemalige Mitbewohnerin habe das auch gemacht – allerdings heimlich, erzählt Asisa. Während einer Party bei Bekannten sei die einfach mal im Bad verschwunden und habe eine halbe Stunde ausgiebig geduscht.

90 Euro warm für ein Zimmer, wo gibt’s das noch?

Dass nicht längst ein Bad in die Wohnung gebaut wurde, liegt an den besonderen Vermieter-Verhältnissen: Die WG mit acht Zimmern gehört nämlich zu gleichen Teilen zu den vier darunterliegenden Eigentumswohnungen. Früher dienten die Zimmer als Dienstmädchenkammern – ein Bad war nicht vorgesehen, es gibt nur einen kleinen Raum mit einem Klo. Da jeder Eigentümer nur zwei Zimmer vermietet und die unterschiedlichen Parteien sich nicht einigen können, wird’s deshalb im Dachgeschoss wohl auch in absehbarer Zeit kein Bad geben. Die Zimmer, ist sich Benedikt sicher, werden trotzdem gemietet. Die jetzige WG-Formation will eigentlich auch keine Dusche. Denn dann würden die Mieten steigen. Asisa zahlt für ihr Eckzimmer 90 Euro, Benedikt seit knapp 13 Jahren konstant 170 Euro. Wo gibt es das noch in Freiburg?

Benedikt wird trotzdem bald ausziehen. 13 Jahre ohne Dusche liegen hinter ihm. Als Student sei das echt okay gewesen. "Aber mit 33 reicht es dann auch mal", sagt der Onlinejournalist. Eine neue Bleibe hat er schon gefunden. Zwei Zimmer, Küche, Bad – für 620 Euro warm.

Ressort: Neues für Schüler

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel