Deutsch-französisches Projekt

Wie deutsche und französische Bürger Ideen zur Nutzung der ehemaligen Zollstation bei Sasbach entwickeln

Seit vielen Jahren liegt das Areal der ehemaligen Zollstation auf der Rheininsel zwischen Sasbach und Marckolsheim brach. Jetzt wird die deutsch-französische Ideensuche für die künftige Nutzung konkreter.  

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Drohnenperspektive auf die Rheininsel ...gbundzlauer nördlich von Marckolsheim.  | Foto: Manuel Frauendorf
Drohnenperspektive auf die Rheininsel mit der Zollplattform im Vordergrund. Im Hintergrund die Zitronensäurefabrik von Jungbundzlauer nördlich von Marckolsheim. Foto: Manuel Frauendorf

Ein schnurgerades Stück Straße zwischen Brücke und Schleuse, rechts und links je ein Standstreifen und Hindernisse, die das angrenzende Areal absperren – so präsentiert sich die ehemalige Zollplattform auf der Rheininsel zwischen Sasbach und Marckolsheim. Im Rahmen des deutsch-französischen Bürgerbeteiligungsprojekts "Common Ground-R(h)einverbindlich" geht es unter anderem um die Herausforderungen und Potenziale dieser Fläche.

Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Emmendingen und des Gemeindeplanungsverbands PETR Sélestat Alsace Centrale sind im Rahmen des Beteiligungsprojekts aufgerufen, sich zum Thema Klimaschutz einzubringen, betont Silke Tebel-Haas von der Presse- und Europastelle des Landkreises Emmendingen. Dabei rückte die ehemalige Zollplattform schon früh ins Blickfeld. Am Wochenende wurden die bereits vorliegenden Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge für das Areal vertieft. Das Gelände links und rechts der Straße wird seit dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens im Jahr 1995 nicht mehr vom französischen Zoll genutzt. Eigentümer der mehr als 12.000 Quadratmeter großen, überwiegend asphaltierten Fläche sind die französische Gebietskörperschaft Elsass "Collectivité européenne d’Alsace (CeA)" sowie die Gemeinde Marckolsheim unterhalb der Plattform in Richtung Rhein.

"Es sind die drei Brücken über den Rhein zwischen Sasbach und Marckolsheim, die den Landkreis Emmendingen mit seinen französischen Partnern verbinden und europäische Begegnungen erst möglich machen."Hanno Hurth

35 Teilnehmende trafen sich zunächst vor Ort auf der Zollplattform. Landrat Hanno Hurth betonte dabei laut Mitteilung die Bedeutung des Treffpunkts: "Es sind die drei Brücken über den Rhein zwischen Sasbach und Marckolsheim, die den Landkreis Emmendingen mit seinen französischen Partnern verbinden und europäische Begegnungen erst möglich machen."

Der Präsident des Gemeindeverbandes Ried du Marckolsheim (CCRM) und Bürgermeister von Marckolsheim, Frédéric Pfliegersdoerffer, fasste im Saal des Gemeindeverbandes zwei Studien aus den Jahren 2000-2002 und 2008 zusammen und begrüßte das aktuelle Interesse der deutschen und französischen Teilnehmenden. Im Jahr 2023 ist bereits gelungen, einen Radweg über die Insel anzulegen und das EDF-Stauwehr an der Südspitze der Rheininsel für den Radverkehr nach Burkheim zu öffnen.

Präsident und Bürgermeister Frédéric P...sdoerffer informiert die Teilnehmenden  | Foto: Silke Tebel-Haas/ Landratsamt Emmendingen
Präsident und Bürgermeister Frédéric Pfliegersdoerffer informiert die Teilnehmenden Foto: Silke Tebel-Haas/ Landratsamt Emmendingen

Mehr als 4000 Fahrzeuge passieren täglich die Brücken und die ehemalige Zollplattform, um auf die andere Rheinseite zu gelangen. Insofern wurde die aktuelle Nutzung der Fläche durch Lkw-Fahrer, die Verschmutzung, die mangelnde Verkehrssicherheit und die Möglichkeit, auch weiterhin punktuelle Kontrollen durchführen zu können, von den Teilnehmenden als Punkte genannt. Dass die Fläche in ihrem jetzigen Zustand aufgewertet werden soll, wurde am Nachmittag von allen bestätigt.

Gruppen zu verschiedenen Themen gebildet

Die Projektleiterinnen von R(h)einverbindlich Blanca Linz (PETR Sélestat Alsace Centrale) und Silke Tebel-Haas (Landkreis Emmendingen) informierten über die bereits im Bürgerbeteiligungsprojekt erfolgten Umfragen zur Zollplattform und ihrer Umgebung, an denen sich online 144 und bei Veranstaltungen wie der Radtour und dem Pflanzenmarkt offline 67 Menschen beider Rheinseiten beteiligt haben. Auf Grundlage dieser Antworten sowie den Ideen von Vereinen zu Projektbeginn wurden Gruppen gebildet, um die Vorschläge hinsichtlich der Herausforderungen und Erfordernisse zu vertiefen.

Eine Gruppe arbeitete zum Thema Energieerzeugung und Informationsmöglichkeiten über Erneuerbare Energien. Eine zweite Gruppe entwickelte Vorschläge zum Entsiegeln und Begrünen der Fläche mit hitzeresistenten Pflanzen und die Idee eines Baumwipfelpfades. Eine weitere Gruppe verfolgte die Idee eines erweiterbaren Modulbaus, der auch von Polizei und Zoll genutzt werden könnte. Dieser Bau sollte eine Aussichtsplattform und die Möglichkeit für touristische Informationen oder auch thematische Ausstellungen bieten. Benannt wurden auch Ideen zum Verweilen und Konsumieren, etwa eine Fahrrad-Servicestation, ein Spielplatz, ein Kiosk oder ein Café.

Mehr Lebensqualität soll entstehen

Die Ergebnisse des Ateliers werden zweisprachig zusammengefasst, den Teilnehmern zur Verfügung gestellt und auch online veröffentlicht. Beim abschließenden Bürgerforum am 24. Mai in Sasbach werden die Ergebnisse der Politik übergeben. Ziel des Projekts ist es, dass die Grenzregion durch deutsch-französische Bürgerbeteiligung europäisch zusammenwächst, mehr Lebensqualität für die Menschen bietet und die wertvolle Rheinlandschaft erhalten bleibt.

Mehr Infos zum Projekt unter https://www.civocracy.org/commonground

Schlagworte: Silke Tebel-Haas, Frédéric Pfliegersdoerffer, Hanno Hurth
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