Bundesliga bei Sky
Wie das Bayern-Spiel beim SC Freiburg übertragen wurde
Unser Reporter blickt hinter die Kulissen der Liveübertragung vom Spiel zwischen dem SC Freiburg und Bayern München. Die Abläufe sind routiniert, trotzdem muss immer wieder improvisiert werden.
Do, 26. Jan 2017, 0:00 Uhr
SC Freiburg
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
23 Uhr ist auf dem Zifferblatt an der Wand abzulesen, die Sendung ist vorbei. Alle Beteiligten werden wie von einem Magneten in den Produktionstruck gezogen. Endlich aufwärmen, die Kälte abschütteln. Auch die Anspannung fällt jetzt von den Protagonisten ab. Das erste Bundesligaspiel im Jahr 2017 ist beendet, die Liveproduktion mit Bravour absolviert. "Ist Freiburg nicht für seine warmen Temperaturen bekannt?", ruft Moderator Michael Leopold augenzwinkernd. Nun zu witzeln ist einfach, wenige Stunden zuvor sieht die Situation ganz anders aus.
16.30 Uhr: Im Truck des Senders trudeln nach und nach die Akteure der Redaktion ein. Leopold nippt an seinem Kaffee, geht seine Notizen durch. Noch trägt er gemütlich Wollpulli und Jeans. Relaxt sitzt er an dem Tisch, an dem er in wenigen Stunden mit dem ehemaligen Nationalspieler und Sky-Experten Dietmar Hamann die TV-Zuschauer auf das Spiel einstimmen will. Der Moderator parliert über den Ablauf der Sendung. Anspannung ist nicht zu spüren. "Die kommt so zehn Minuten vor Sendebeginn", gibt er zu. Um 19.30 Uhr wird der Startschuss erfolgen.
Seit 13 Uhr sind einige seiner Kollegen bereits im Einsatz, Kabel werden verlegt, die Ausrüstung aufgebaut. Drei eigene Kameras hat der Pay-TV-Anbieter am Start, gut 40 Personen sind an der Live-Produktion beteiligt. "Das Spielbild bekommen wir von Sportcast", erklärt Benjamin Goetsch – er ist an diesem Abend der Leiter der Sendung. Die Produktionsfirma Sportcast ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und produziert seit 2006 exklusiv die Bildsignale der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga. Egal welcher Sender, egal ob live oder als Zusammenfassung – die Bilder kommen von Sportcast.
Leopold und Goetsch sind ein eingespieltes Team. Anders würde es auch nicht funktionieren. Das Vertrauen ist wichtig. Natürlich sind sie über Funk verbunden, "doch ich muss mir genau überlegen, wann ich ihm aufs Ohr spreche", so der Sendeleiter. Das Risiko ist zu hoch, dass der Moderator abgelenkt wird und ins Stocken gerät. Jonas Friedrich trudelt ein, an diesem Abend kommentiert er die Bundesligabegegnung. Er tauscht sich mit Boris Darvich vom Datendienstleister Opta aus: Der Trainer des SV Solvay Freiburg füttert Medienleute bei SC-Heimspielen mit Statistiken.
Routiniert wird die Vorbesprechung abgespult, Abläufe werden geklärt. Schon gehen die Beteiligten raus zu den ersten Proben. Der Weg des Moderators vom Truck in den Innenraum des Stadions wird getestet. Passen die Kameras überall durch? Funktioniert die Beleuchtung? Ist auf der Tribüne genug Platz für die Schalte zum Kommentator? Zufriedenheit allerorten. Auf die Sekunde genau sind die einzelnen Programmpunkte festgelegt.
19.29 Uhr: Gleich beginnt die Liveübertragung. Hamann ist doch noch rechtzeitig eingetroffen, hat sich umgezogen und kommt aus der Maske. Im Regieraum des Übertragungswagens wird heruntergezählt: "Noch zehn Sekunden... noch fünf . . . und los!" Die Sendung beginnt. "Haben wir bereits die Bayernaufstellung?", fragt Goetsch seine Kollegen. Die des SC Freiburg hat Kommentator Friedrich bereits durchgegeben. "Der Bayern-Bus ist noch nicht da, daher erstmal kein Gerland-Interview", informiert der Sendeleiter den Moderator. Improvisation ist jetzt gefordert.
Derartige kurzfristige Umstellungen bringen ihn nach 20 Jahren TV-Erfahrung aber nicht mehr aus der Ruhe. "Dafür habe ich mittlerweile zu viele Sendungen moderiert", berichtet Leopold, als die Kameras ausgeschaltet sind. Die Partie beobachtet er vom Spielfeldrand aus, während Hamann den warmen Sky-Truck vorzieht. Nur für die Halbzeitanalyse und den Nachbericht nimmt er wieder seinen Posten im Stadion ein: "Normalerweise wäre ich auch am Spielfeldrand geblieben, aber heute war es mir einfach zu kalt", bekennt er.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um YouTube Video anzuzeigen
Unter Umständen sammelt YouTube Video personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Derweil ist Friedrich mit seiner Schalte an der Reihe. Die zu produzieren, wird schwerer als erwartet, Zuschauer drängen sich am Kameramann vorbei. Dennoch gelingt es ihm, seine Optik ruhig zu halten. Das Spiel beginnt. Friedrich ist nun ganz in seinem Element, fuchtelt immer wieder mit den Händen, lebt die Emotionen des Spiels mit.
23 Uhr: Die Livesendung ist vorbei. Die direkt Beteiligten versammeln sich zu einer zweiminütigen Manöverkritik, während andere Mitarbeiter bereits mit dem Abbau der Kabel und Kameras beschäftigt sind. "Das dürfte so um die zwei Stunden dauern", vermutet Leopold. Eile ist geboten. Der Truck muss sich in der Nacht noch auf den Weg nach Sachsen machen, er wird am Samstag beim Spiel zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt benötigt.
"Hat doch alles bestens geklappt", stellt Sendeleiter Goetsch am Ende zufrieden fest. Für diesen Abend. Am kommenden Sonntag wird die Maschinerie im Schwarzwaldstadion vor dem SC-Spiel gegen Hertha BSC Berlin erneut anlaufen, nur mit veränderter Besetzung. Jan Henkel, gegen Bayern als Fieldreporter für die Spielerinterviews zuständig, wird moderieren, Tom Bayer kommentieren. Die Abläufe werden die gleichen sein. Und die Temperaturen vermutlich auch.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ