Whatsapp und die Verschlüsselung

Die Neuerung verspricht mehr Datensicherheit für die Nutzer, aber die Firma riskiert nun ebenfalls Konflikte mit den Behörden.  

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Whatsapp-Nachrichten sollen nicht mehr von Dritten gelesen werden können Foto: A. Warnecke/W. Kastl (dpa)

Der weit verbreitete Kommunikationsdienst Whatsapp hat den Datenschutz für seine Nutzer erhöht: Für alle verschickten Nachrichten gilt nun die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Damit können nur noch Absender und Empfänger auf die Inhalte zugreifen. Kritik an dem Schritt kommt von Behörden, die Schwierigkeiten etwa bei der Terrorbekämpfung befürchten.

Konkurrenten des zu Facebook gehörenden Whatsapp-Dienstes wie Hoccer aus Deutschland und Threema aus der Schweiz bieten schon länger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Beide Anbieter hatten im vergangenen Jahr auch gute Noten von der Stiftung Warentest erhalten, während Whatsapp wegen Datenschutzmängeln schlecht abschnitt. Allerdings spielt Whatsapp mit rund einer Milliarde Nutzer weltweit in einer anderen Liga, was die Verbreitung angeht.

Nun zieht das Unternehmen nach und rüstet seine Applikation so um, dass Textnachrichten, Fotos und andere Inhalte ebenso wie Anrufe auf dem Gerät des Absenders verschlüsselt und erst beim Empfänger oder einer Gruppe von Empfängern wieder entschlüsselt werden.

"Niemand kann in diese Nachrichten schauen. Keine Hacker. Keine unterdrückenden Regimes. Nicht einmal wir", teilte Whatsapp mit. Die Kommunikation werde nun so privat "wie eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht". Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung funktioniere in der neuesten Whatsapp-Version automatisch und könne nicht abgeschaltet werden.

Whatsapp-Mitgründer Jan Koum führte auch persönliche Gründe dafür an, dass der Schutz privater Kommunikation für ihn "einer der wichtigsten Punkte" sei. "Ich bin während der Herrschaft der Kommunisten in der Sowjetunion aufgewachsen und die Tatsache, dass Menschen nicht frei sprechen konnten, ist einer der Gründe, warum meine Familie nach Amerika ausgewandert ist."

Allerdings droht der Firma nun gerade mit den US-Behörden Ärger. Zuletzt hatte sich die US-Bundespolizei wochenlang mit Apple gestritten, weil sie die Entschlüsselung eines iPhones durchsetzen wollte, das einAttentäter benutzt hatte. Einer entsprechenden gerichtlichen Anordnung widersetzte sich Apple. Letztlich knackte das FBI das Smartphone selbst. Whatsapp und Facebook hatten in dem Verfahren Apple den Rücken gestärkt.

Medienberichten zufolge ist Whatsapp in den USA bereits in einen ähnlichen Rechtsstreit mit Behörden verwickelt. Der Messenger-Dienst soll wie das Konkurrenzprodukt Telegram von den Attentätern benutzt worden sein, die im November in Paris 130 Menschen töteten.

In den USA wird bereits über eine Gesetzesinitiative diskutiert, die Technologieunternehmen verpflichten könnte, "Schlüssel" zu den Nutzerdaten in ihren Diensten vorzuhalten und im Falle von Ermittlungen herauszugeben. Ähnliche Debatten gibt es auch in Frankreich und Großbritannien. Kritiker fürchten, dass solche Regelungen Hackern und autoritären Regierungen den Zugriff auf die Daten erleichtern würden.

Amnesty International begrüßte das Vorgehen von Whatsapp. Es handele sich um "einen großen Sieg für die Menschenrechte" und einen "kräftigen Schub für die Fähigkeit der Menschen, sich auszudrücken und ohne Angst zu kommunizieren", so Sprecherin Tanya O’Connell.

Die Hintergründe der neuen Technik

Ende-zu-Ende bedeutet, dass Inhalte auf dem Gerät des Absenders verschlüsselt und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt werden. Auf dem Transportweg durchs Internet und auf den Servern des jeweiligen Dienstanbieters bleiben die Daten geschützt. Würde jemand eine Nachricht unterwegs abfangen, erhielte er nur unverständlichen Datensalat.

"Ein gewisses Maß an Grundvertrauen muss da sein", sagt Ronald Eikenberg von der Fachzeitschrift c’t. Die angewandte Verschlüsselung mit dem Signal-Protokoll von Open Whisper Systems, dem Entwickler des Kryptomessengers Signal, nennt er zuverlässig. Künftig lassen sich auch Gesprächspartner verifizieren. Scannt man einen QR-Code auf dem Telefon eines Freundes oder vergleicht eine 60-stellige Zahlenfolge, kann man sicher sein, dass Nachrichten nur an jenes Telefon gesendet werden. Auch ältere Smartphone-Plattformen wurden damit ins Verschlüsselungsboot geholt.

Doch einige Schwachstellen gibt es noch. Zwar ist es nun für Dritte extrem schwierig, Inhalte mitzulesen. Nach wie vor kennt Whatsapp aber die Telefonnummern seiner Nutzer, durchsucht deren Adressbücher und kennt die Metadaten einer Unterhaltung. Also: wer wann wen wie lange kontaktiert hat. Diese Daten könnten Strafverfolgungsbehörden oder Geheimdienste im Ernstfall vom Anbieter fordern. Auf dem Telefon lagern die Chats nach wie vor unverschlüsselt, und auch wer Whatsapp-Unterhaltungen mit iCloud synchronisiert, legt sie unverschlüsselt in seinem Onlinespeicher ab.

"Sie haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel getan", urteilt Ronald Eikenberg. "Letztlich bestand auch Handlungsbedarf." Denn gerade die fehlende Verschlüsselung hat bislang viele abgehalten, Whatsapp zu nutzen. Solche Nutzer setzen oft auf alternative Messenger wie Threema, Signal oder Wire, die auch mit starker Verschlüsselung arbeiten, aber weniger über ihre Nutzer wissen wollen.

Blogeintrag von WhatsApp http://mehr.bz/whatsapp1

neueste Version nötig

Whatsapp-Nachrichten werden nun zwar komplett verschlüsselt versandt. Das funktioniert allerdings nur, wenn alle an einem Chat Beteiligten die neueste Version des Messengers installiert haben. Nutzer sollten deswegen über ihren jeweiligen Appstore das Programm auf den neuesten Stand bringen. Ob ein Gespräch oder ein Chat verschlüsselt ist, erkennen Nutzer am Schlosssymbol in der Kontaktinformationsanzeige oder dem Gruppeninfo-Bildschirm.

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