Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2018 I
Wer kann schon Schokolade widerstehen?
Von Julika Comer, Klasse 4c, Thaddäus-Rinderle-Schule, Staufen
Do, 22. Mär 2018, 11:50 Uhr
Schreibwettbewerb
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Sonntag kam, und wir packten das Auto. Nach zirka drei Stunden Fahrt hatten wir es endlich geschafft. Dort angekommen war ich sehr nervös. Vor der großen breiten Tür stand eine Dame mit grauen Haaren, welche zu einem Dutt geflochten waren. Ich fand, sie sah ein bisschen unheimlich aus. Mit einem Kloß im Hals stand ich vor ihr. Sie lachte mich an, so dass man ihre Zähne sah. Mama packte meine Hand und stellte mich vor: "Das ist meine Tochter Lisa, sie ist elf Jahre alt und besuchte vorher die Sonnenbergschule." Die alte Dame erwiderte: "Ich bin Frau Rothilt, möchtet ihr euch das Gebäude anschauen?" "Ja, sehr gerne", antwortete meine Mutter fröhlich.
Gemeinsam mit Frau Rothilt erkundeten wir den Pausenhof und den Rest des großen Gebäudes. Es hatte viele große Fenster, einen großen Speisesaal und viele Schlafzimmer, in denen meistens zwei bis vier Kinder zusammen schliefen. Als wir wieder über den Pausenhof gingen, fragten mich zwei Mädchen, ob ich Räuber und Gendarm mitspielen wollte. Etwas schüchtern sagte ich: "Ja." Meine Mutter verabschiedete sich von mir und umarmte mich fest. Etwas ängstlich sagte ich: "Du holst mich aber zum Wochenende wieder ab!" Mama antwortete leise: "Aber ganz bestimmt!"
Als meine Mutter gegangen war, stellten sich die beiden Mädchen vor. Sie hießen Lilli und Marie und waren elf Jahre alt. Wir wollten gerade anfangen zu spielen, da erklang ein schriller Ton. Lilly sagte: "Das ist der Abendessengong." Wir liefen alle ins Schulgebäude zum Speisesaal und setzten uns hin. Das Essen war gar nicht schlecht. Es gab erst eine Suppe, dann Lasagne und zum Schluss hätte es einen Nachtisch geben sollen. Den gab es jedoch nicht. Wie ich von den Kindern hörte, wurden sie schon seit drei Wochen um ihren Nachtisch betrogen. Das machte mich und die anderen ärgerlich.
Da hatte ich eine Idee. Ich fragte Marie und Lilly, ob sie zusammen mit mir recherchieren würden, um herauszufinden, was immer mit unserem Nachtisch passierte. "Das ist eine tolle Idee", meinten beide, und so waren wir in den kommenden Tagen sehr beschäftigt. Wir erfuhren bei unseren Recherchen, dass Frau Rothilt, die wir zuerst beschuldigt hatten, nichts mit dem Verschwinden des Nachtisches zu tun hatte. Doch sie erwähnte mit verwundeter Stimme, dass sie nachts seit längerem gegen Mitternacht seltsames Grummeln und Quietschen hörte. Immer mehr Schüler beteiligten sich mit Aussagen und Informationen. Auch interne Lehrer, die im Internat wohnten. Es war förmlich ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen den Lehrern und den Schülern bezüglich der Aufklärung.
Marie, Lilly und ich stellten uns in der nächsten Nacht den Wecker auf 23.45 Uhr. Als er klingelte, hüpften wir sofort aus den Betten. Im Gebäude war es stockdunkel. Die Tür zum Speisesaal, die wir öffneten, quietschte. Doch um in die Küche zu gelangen, mussten wir durch den Speisesaal. Es war schon 23.55 Uhr. Wir hörten angestrengt auf jegliche Geräusche. Doch es war immer noch Totenstille. Plötzlich knarrte etwas. Es kam aus der Richtung der Küche. Ein Lichtschein war hinter der Glasschiebetür zu sehen. "Siehst du das Licht auch?", rief Lilly. "Ja", sagte Marie. "Ich sehe einen Schatten." "Habt ihr Gespenster im Internat Möwenfels?", fragte ich beunruhigt. "Bisher nicht", sagten die beiden.
Vorsichtig schoben wir die Glastür beiseite und waren erstaunt über den eigentlich eher lustigen als unheimlichen Anblick. Hausmeister Strobel stand vor dem offenen Kühlschrank und versteckte einen Pudding nach dem anderen. Sein Mund jedoch war verschmiert mit Schokolade. Als er uns sah, schämt er sich und erklärte mit weinerlicher Stimme: "Es ist doch Fastenzeit, da dachte ich, ich tue allen etwas Gutes, wenn ich den Nachtisch verstecke. Leider konnte ich aber selber nicht widerstehen und habe zwei Puddings vernascht!" Wir mussten lachen.
Am nächsten Tag sprachen wir mit Frau Rothilt. Leider fand sie die Idee von Herrn Strobel mit der Fastenzeit sehr löblich, angesichts dessen, dass heute kaum noch auf irgendetwas verzichtet wird, wie sie sagte. Jedoch konnten wir zusammen mit Herrn Strobel, der ja selber schwach wurde beim Nachtisch, eine Kompromisslösung finden. Immer freitags gab es ab jetzt Nachtisch. Damit waren alle einverstanden. Herr Strobel bekam einen neuen Spitznamen und wurde von nun an von allen Herr Schoki genannt.
Die Woche war so aufregend gewesen, dass ich mein Zuhause kaum vermisst hatte. Und doch freute ich mich, Mama zu sehen, als sie mich zum Wochenende abholte. Ab jetzt musste ich nicht mehr so nervös sein, denn ich hatte viele neue Freunde gefunden, und der Nachtisch war schließlich auch sichergestellt!
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